Badi Assad: Bebende Lebendigkeit
Der brasilianische Regenwald ist üppig an Geräuschen und Tönen und Farben, ein Grünspektakel, das vor Lebendigkeit bebt. Mindestens ebenso schillernd ist die brasilianische Musikszene: ob traditioneller Forró im Nordosten, angejazzte Bossa Novas, heitere Sambas oder elektronische Spielereien im Süden - ganz Brasilien vibriert nur so von heißen Rhythmen, wunderbaren Melodien und von betörenden Stimmen.
-
Bild 1 vergrößern
+
Badi Assad
Und mittendrin die Sängerin und Gitarristin Badi Assad. Aus dem Reichtum an Klängen und Farben schafft sie sich ihr eigenes fabelhaftes Universum, eine poetische Phantasiewelt aus tänzerisch-sonnigen Liedern, Jazzharmonien, raffinierten Rhythmen - Gesang, Gitarre, Perkussion: die junge Frau ist ein Multitalent. Sie hat alles, um auf dem ganz großen Parkett zu reüssieren: musikalische Hochbegabung, eine Superstimme, Model-Lächeln und Model-Figur, beste Empfehlungen, exquisite Kontakte und Schalk und Charme in den blitzenden Augen - daß Badi Assad trotzdem immer noch ein Geheimtip ist, liegt zum einen vielleicht daran, daß sie ein Instrument spielt, was in der brasilianischen Macho-Musikwelt ungewöhnlich und ein bißchen unheimlich ist. Außerdem kommt sie von der klassischen Musik respektive vom Jazz und ist wohl ein bißchen zu experimentierlustig für die großen Massen. Und nicht zuletzt war sie, als gerade der internationale Durchbruch winkte, sechs Jahre lang abgetaucht.
Doch jetzt ist sie wieder da. Angefangen hatte sie als klassische Gitarristin - ihre beiden älteren Brüder, beide inzwischen erfolgreiche Gitarristen und Komponisten, hatten der kleinen Schwester ein Instrument überlassen. Sie spielte ein wenig und gewann schon ein Jahr später einen Preis nach dem anderen. Es folgte eine Wunderkindkarriere, inklusive nationaler und internationaler Aufmerksamkeit - Jazzgrößen wie John Abercrombie und Pat Metheny und auch das amerikanische Magazin "The Guitar Player" priesen die junge Musikerin als vielversprechendes Talent.
Doch dann war es plötzlich still um Badi Assad - sie war in die USA gezogen, um einerseits ihre internationale Karriere voranzutreiben, andererseits aber auch, um die beste medizinische Versorgung zu bekommen für ihre plötzliche Muskelerkrankung, die ihr zeitweise das Gitarrespielen unmöglich machte. Doch anstatt aufzugeben perfektionierte sie ihre Gesangskunst - und ist quicklebendig und gesund zurückgekehrt in ihre Heimat.
Es sind nicht nur eigene Songs, die Badi Assad auf diesem neuen Album singt, sie ist, sagt sie selbst, meistens zu faul zum Komponieren. Brasilianische Klassiker, aber auch Popsongs finden sich auf Verde, von U2 und von Björk. Badi Assad singt sie, als hätte sie selbst sie gerade erfunden. Im Studio wurde sie dabei begleitet von großartigen Musikern: dem Perkussionisten Nana Vasconcelos, dem Bassisten Rodolfo Stroeter, dem Akkordeonisten Toninho Ferraguti. Sowie von ihren Brüdern und von ihren singenden Nichten. Bei ihren Konzerten steht - oder besser: sitzt sie meistens alleine auf der Bühne. Barfuß. Sie tanzt auf den Vokalen. Und besingt das Grün des Regenwaldes: "Verde" heißt Grün. Auch in Brasilien ist Grün die Farbe der Hoffnung.
Die neugewonnene Beziehung zu Brasilien vertieft sie auf "Wonderland": Mit dem Cellisten Jacques Morelenbaum als Produzent und einer wiederum sehr abenteuerlichen Songauswahl von heimischen Liedern aller Epochen bis zu Coverversionen von den Eurhythmics und gar der Asian Dub Foundation.
Discographie:
- Danca dos tons (1989)
- Badi Assad (1993)
- Solo (1994)
- Rhythms (1995)
- Echoes of Brazil (1997)
- Chameleon (1998)
- Nowhere (2002)
- Three Guitars (2004)
- Verde (2005)
- Wonderland (edge music, 2006)
Stand: 15.10.2012, 14.36 Uhr
Seite teilen
Über Social Media