Adé Bantu: The Sound of Fufu
Man hört es den 12 Tracks des Albums an, dass sie nicht aus dem Schallschutz-ambiente eines Studios Kurs auf eine CD genommen haben, sondern einen dreijährigen Umweg durch zig Clubs, Konzertsäle und Tausende von Publikumsohren absolviert haben.
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Adé Bantu
Gut abgehangen nennt man das beim Fleisch, Adé Bantu bietet allerdings einen Fufu, einen panafrikanischen Kloß an, wenn er seiner Musik einen Namen gibt: The Sound of Fufu. Überall in Afrika, ob aus Kassava oder Yamswurzel zubereitet, isst man das Riesending zu Soßen, die so verschieden sind, wie die musikalischen Zutaten auf der Debüt- CD von Bantu. Afrobeat, Reggae, Rap, R&B, Soul und westafrikanischer Funk transportieren Texte auf Englisch und Yoruba, die es in sich haben, Zeilen über die Unmöglichkeit von Heimat und die Fassungslosigkeit angesichts der Ermordung Patrice Lumumbas, Worte gegen an der Macht klebende Diktatoren wie Robert Mugabe und die Testosteron-Überdosis im Hip Hop-Genre.
Bantu plus
"Ich würde es am liebsten Pop nennen," bekennt Adé, "aber da würden die Leute von der Pop-Polizei kommen. O.K. dann sagen wir The Sound of Fufu, das ist auch eine Philosophie, das gemeinsame Speisen." Neben seinem Bruder Don Abi, der mit seinem schönen Gesangstimbre nicht nur der vokale Gegenpart von Adés kompromissloser Toasterstimme ist, sondern ohnehin fester Bestandteil von Bantu, sind ein paar illustre Gäste beteiligt: Die bei Reggaeproduktionen fast unverzichtbare jamaikanische Riddim-Legende, der Drummer Sly Dunbar, der Ex-Peter Tosh-Gitarrist Earl "Chinna" Smith und die senegalesischen Rapper von Positive Black Soul.
Globale Grooves
"Lagos Jump", der erste Track ist die Einladung auf den Bantu-Dancefloor, in die Global-Groove-Endlosschleife und die einzige Coverversion des Albums. Genommen hat sich Adé den Reggae-Klassiker von "Third World", einer der ältesten Reggaebands aller Zeiten, aber es ist auch ein Statement zu Nigeria, der Heimat seines Vaters, in der er aufwuchs und wo er inzwischen schon mit einer Single acht Wochen die Radio-Charts anführte. "No more Vernacular", der Song, der dort so erfolgreich war, ist einer der schönsten auf "Bantu". Bantu sagen darin, dass jeder ein Recht auf seine Muttersprache hat und stolz darauf sein sollte, und sie haben ihre gesellschaftspolitische Botschaft so verpackt, dass man dazu geradezu tanzen muss.
Das Image einer Polit- oder Agit-Band weist Adé weit von sich, politisch zu sein, ist für den Rapper, Musiker und Gründer von Brothers Keepers, eine Selbstverständlichkeit und bestens vereinbar mit einer Message.
Another Dimension
Den wohl stärksten Abdruck in Adés Seele hinterließ ein achtstündiges Konzert mit Fela Kuti in Lagos, wo er miterlebte, wie Musik durch ihre Spiritualität die Massen in eine andere Dimension hob und die Menschen innerlich und äußerlich zugleich bewegt wurden. Mit "Bantu" hat er schon einen großen Schritt in diese Richtung getan.
Diskografie |
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Fuji Satisfaction (2005) |
Soundclash in Lagos (2004) |
Bantu (2002) |
Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr
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