Fokn Bois Zwei talentierte Vagabunden

Wanlov the Kubolor und sein Kollege M3nsa, alias die Fokn Bois, mischen mit ihrem Mix aus Pidgen Rap, Hiplife, Afro-Techno und -Dub die junge ghanaische Musikszene auf. Gleichzeitig sorgen sie in der westlichen Hemisphäre für Begeisterung. Eine Schulfreundschaft, unübliche Migrationsrouten und eine satte Portion Mut sind die tragenden Säulen in der Biographie des Projekts.


Fokn Bois sind auf einen Baum geklettert
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Fokn Bois

Wanlov the Kubolor heißt eigentlich Emanuel Owusu-Bonsu und ist der Sohn einer Rumänin und eines Ghanaers. Er ist zwischen den beiden Welten aufgewachsen und hat ein paar Wanderjahre in den USA absolviert. Der Name "Wanlov" ist seinem Rasta-Outfit - "One Love" - geschuldet. "Kubolor" bedeutet Vagabund - ein treffender Name für den barfüßigen MC mit buntem Rocktuch. Als Solokünstler veröffentlicht er Platten, die detailverliebten Hörfilmen gleichen: Green Card setzte sich mit seinen Erfahrungen in den USA auseinander, Yellow Card hat er passend zur Fußball-WM veröffentlicht. Sein neuestes Werk nennt sich Brown Card - African Gypsy und arbeitet mit Gastmusikern vom Balkan seine rumänischen Roots auf.
M3nsa ist der Sohn der ghanaischen Gitarrenlegende Tumi Ebo Ansah. Schon als junger Heißsporn von gerade einmal 15 Jahren steht er für den Hiplife-Pionier Reggie Rockstone als Produzent am Pult. Von seiner Wahlheimat London aus stellt er 2010 mit dem Album No1 Mango Street und dem Hit "No One Knows" die ghanaische Szene auf den Kopf und darf anschließend Konzerte für den Wu-Tang Clan, die Roots und Gorillaz eröffnen.

Ungezogene Jungs

Wanlov und M3nsa haben eine lange gemeinsame Vergangenheit: Schon auf der Highschool schwänzen sie den Unterricht, um auf den Straßen von Accra ihren Pidgen Rap auszutesten. Längere Zeit verlieren sie sich aus den Augen, bis sie über ein Sample aus Fela Kutis "Fefe Nefe" wieder zusammenfinden. M3nsa legt es 2006 als Beat unter Wanlovs ersten Hit "Kokonsa". Seitdem arbeiten die beiden als "Fokn Bois" zusammen. Der Name sei nichts Vulgäres. In Ghana bedeutet 'fokn' einfach ungezogen, versichern die Musiker.

Mit dem in Accra spielenden Musikfilm Coz Ov Moni (Wege des Geldes) feiern die Fokn Bois wenig später erste Erfolge. Der Film zeigt einen Tag im Leben zweier Typen in den populären Vierteln der Ghanaischen Hauptstadt: Wanlov und M3nsa rennen zwischen Lehm- und Wellblechhäusern herum, um an Geld und schöne Kleider zu kommen. Zwischendurch essen sie am Straßenrand das Nationalgericht Fufu. Mit diesem Bild wirken sie weitaus authentischer als die meisten ihrer Rapper-Kollegen, die nach amerikanischem Vorbild ihre Realität als ein Triptychon aus sexy Frauen, schicken Clubs und teuren Autos zeichnen.

Accra-Budapest

Das folgende Kapitel im Logbuch der Fokn Bois wird in Ungarns Hauptstadt geschrieben: Das Reggae-Kollektiv "Irie Maffia" lädt Wanlov und M3nsa nach Budapest ein. In einer turbulenten, mit Sessions und Konzerten vollgepackten Woche entstehen sechs Tracks und zwei Remixe. The Fokn Duna Quest In Budapest ist eine atemberaubende Tour durch Pidgen Rap, Afro-Techno und -Dub. Der Meisterstreich der Fokn Bois mit ungarischem Support hat das Interesse an den beiden Trickstern enorm gesteigert. Und sie legten gleich nach: 2012 erscheint ihr kontrovers besprochenes Album Fokn Wit Ewe. Mit provokanten Lyrics, in denen sie sich schon mal über Nigerianer, Jesus oder Muslime lustig machen, bereichern sie den afrikanischen Rap erneut mit einer geballten Ladung Ironie und Sarkasmus.

Die Fokn Bois sind in der ghanaischen Hiphop-Szene eine Ausnahme: Die direkten Raps und ihre musikalische Experimentierfreude erfordern enormen Mut. Aber sie sind ebenfalls Ergebnis ungewöhnlicher Migrationswege und eines kosmopolitischen Lebensstils. Das Zweiergespann dürfte in den folgenden Jahren das stereotype Bild über afrikanische Musik, sowie die Zukunft der urbanen ghanaischen Sounds wesentlich mitgestalten.

Diskografie
Fokn Wit Ewe (Bandcamp, 2012)
Fokn Bois meet Irie Maffia Production: „The Fokn Duna Quest in Budapest“ (Akwaaba Music 2011)
Coz Ov Moni (Pidgen Music, 2010)

Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr



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