Huun-Huur-Tu: schamanischer Kehlkopfgesang
Pferde, Menschen, Abenteuer: Davon handeln die Songs von Huun-Huur-Tu, dem bekanntesten Ensemble der kleinen und unabhängigen Republik Tuva. Zwischen Russland und der Mongolei, eingeklemmt zwischen massiven Bergen, liegt der ungewöhnliche Miniaturstaat, der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus dessen Konkursmasse hervor ging.
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Huun-Huur-Tu
Ungeachtet seiner Größe gilt Tuva als kulturelles Zentrum des teils schamanisch verankerten Kehlkopfgesangs - eine Technik, mit welcher ein Oberton-Sänger über einem Bordun Töne aus der Naturtonreihe zum Klingen bringt.
Markenzeichen Kehlkopfgesang
Ursprünglich nur von einsamen Sängern oder Instrumentalisten gepflegt, haben Huun-Huur-Tu den spröden Kehlkopfgesang zu ihrem Markenzeichen gemacht; gerade der Bandcharakter setzte sie von vergleichbaren Interpreten ab. 1992 kamen die Musiker zusammen, um die alte Tradition ihrer Region in die Welt hinaus getragen. Drei der Gründungsmitglieder hatten schon zu Sowjetzeiten in einem staatlich geförderten Ensemble gespielt. Seitdem hat es mehrere Wechsel in der Besetzung von Huun-Huur-Tu gegeben: So verließ ein weiteres Gründungsmitglied, Anatoli Kuular, die Band bereits Ende 1993, um die Konkurrenzband Yat-Kha ins Leben zu rufen: Geblieben aber ist Kaigal-ool Khovalyg, der maßgebliche Kopf der Band, der jüngere Semester heute an der Musikschule in Kyzyl, der Hauptstadt der Republik Tuva, das Spiel der Pferdekopf-Geige lehrt. Es ist diese Pferdekopf-Geige, Igil genannt, die neben dem Kehlkopfgesang den charakteristischen Klang von Huun-Huur-Tu ausmacht. Heute wird dieses für Tuva typische Streichinstrument zwar aus Holz gebaut, nur die Saiten bestehen nach wie vor aus schwarzem oder (seltener) weißem Pferdehaar.
Der Rhythmische Galopp der Pferde
Das namensgebende Pferd, eine mythische Figur vieler lokaler Sagen, steht aber nach wie vor im Zentrum der Musik auch von Huun-Huur-Tu: Schließlich handeln ihre Lieder nicht nur ausnehmend oft von Pferden, vom Reiten und von der Weite der Steppe, selbst die Rhythmen scheinen dem Galopp der Pferde abgeschaut. "60 Horses In My Herd" hieß passenderweise auch das Debütalbum, mit dem die zentralasiatische "Country-Band" 1994 erstmals auf sich aufmerksam machte. Ry Cooder, Frank Zappa und das Kronos Quartet sind seitdem den kehligen Tönen aus Tuva verfallen, und haben mit Huun-Huur-Tu zusammen gearbeitet; und der russische Musiker Michael Alperin vom Moscow Art Trio brachte sie für zwei Alben mit dem bulgarischen Frauenchor Angelite zusammen. 2004 widerfuhr der Musik aus dem wilden Osten sogar ein gesamtes Remix-Album.
Diskografie (Auszug) |
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The Mountain Tale (JARO, 1998) |
Fly, Fly, My Sadness (JARO, 1996) |
Altai Sayan Tandy-Uula (Green Wave Records, 2004) |
Spirits From Tuva (Remixes) (JARO, 2003) |
More Live (JARO, 2003) |
Best Live (JARO, 2001) |
Where Young Grass Grows (Shanachie, 1999) |
Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr
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