La Caravane Passe Tanzbare Zirkusästhetik

Toma Fetermanns Partykarawane bietet ein Kaleidoskop aus urbanen und folkloristischen Stilrichtungen. Die fünf Franzosen sind so talentiert wie durchgeknallt und kreuzen Balkanbeats mit Rock, Burlesque und Dub.


Die fünf Bandmitglieder von La Caravane Passe stehen vor einem Wohnwagen (wird auf französisch auch "la caravane" genannt, genau wie die Karawane). Sie tragen Sowiet-Fellmützen, Lederhüte und Sonnenbrillen und blicken uns eher grimmig an.

La Caravane Passe ist eine fünfköpfige Band aus Paris, die die Musik des Balkans mit Hip Hop, Reggae, Tarantella, Chanson und Rock zu einer tanzbaren Zirkusästhetik verbindet.

Akustische Maschinerie für ein babylonisches Sprachgewirr

Toma Feterman, ein französischer Ex-Punk mit polnisch-jüdisch-rumänischen Großeltern setzt 2001 die Karawane in Bewegung: Er ist Sprachentalent und Multiinstrumentalist zugleich. Feterman beherrscht Französisch, Englisch, Spanisch, Serbisch, etwas Rumänisch und Romanes, ein paar Brocken Deutsch und schreibt Songtexte, die regelrechte Sprachbastarde sind. Er singt, spielt Gitarre, Banjo und Trompete. Als dieser bunte Vogel anfängt für La Caravane Passe Musiker um sich zu scharen, sucht er Komplizen für ein Projekt, das weitaus mehr als nur eine Band werden soll. Die Vision ist eine akustische Maschinerie für sein babylonisches Sprachgewirr. Ein Kaleidoskop aus urbanen und folkloristischen Stilrichtungen. Sein wichtigster Weggefährte wird schnell Olivier Llugany, dessen Spezialität das Fiscorn ist, ein traditionelles Basshorn aus Katalonien, das nach Balkantuba tönt. Hinterm Schlagzeug tobt der Ex-Rugbyspieler Pat Gigon, Cyril "Zinzin" Moret kann zwei Saxophone gleichzeitig spielen, und am Bass tanzt Ben Body, der Mann mit den nordafrikanischen Wurzeln.

Gemeinsame Heimat Plèchti

Zwischen 2001 und 2003 erspielt sich die Combo um Feterman und Llugany mit ihrem an Gypsy- und Klezmer ausgerichteten Repertoire einen festen Fankreis im untergründigen Paris. Am liebsten in Form ihres Gypsy-Rock-Cabarets "Le Vrai Faux Mariage". Statt eines normalen Konzerts erwartet das Publikum eine Zirkusdarbietung bei der sich die Musiker verkleiden, in verschiedene Rollen eintauchen und in diversen Sprachen und Dialekten um sich werfen. Der Wahnsinn von La Caravane Passe beginnt. Schnell ist das Zirkuszelt nicht mehr groß genug, eine gemeinsame Heimat, das imaginäre Nomadendorf Plèchti wird aus der Taufe gehoben. Der Ort ist halb Utopie, halb Rückbesinnung auf alte Zeiten, als die Beziehungen unter den Menschen noch direkter und einfacher waren. Plèchti ist aber auch ein Balkan-Klischee und kein Versuch, echte Balkan- oder Romabands zu imitieren.Königliche Souveränität

Gypsy für einen Tag

2004 taucht Plèchti auf der Landkarte in Form des selbstproduzierte Debuts Go To Plèchti auf. Französische Rocktöne treffen auf Gypsy-Grooves vom Balkan und Folk-Elemente von Mitteleuropa bis nach Spanien und Nordafrika. Eingefügt werden auch knallige HipHop-Beats, ein wenig Ost-Tango, Reggae und zappelnde Tarantella-Rhythmen. Die Band mausert sich bei Kollegen der Balkan-Fraktion wie Fanfare Ciocarlia und Boban Markovic zu beliebten Bühnenpartnern. In Paris füllen sie nun das Elysée Montmartre. Der Nachfolger Velkom Plèchti entführt in die verschiedenen Viertel der Siedlung, von der Balkan-Karton City übers Türken-Gecekondu bis zur Flamenco-Finca. Die einzigartige Fantasiesprache fungiert als babylonischer Barrio-Guide. Auf Ahora In Da Futur lädt das Fünfergespann zahlreiche internationale Gäste ein: Mit dabei ist der Maghreb-Rocker Rachid Taha, die ungarische Nachwuchs-Diva Erika Serre oder der serbische Trompeten-Champion Marko Markovich. Gemeinsam mit ihren Gästen verlassen la Caravane Passe Plèchti in einer Retro-futuristischen Zeitmaschine und ziehen durch staubige Wüsten, legen in der dubbigen Karibik an und wagen Exkursionen zu harten Elektro-Rock-Pisten. Auf dem Nachfolger Gypsy For One Day fordern La Caravane Passe ihre Fans dazu auf für einen Tag in die Haut eines urbanen Nomaden zu schlüpfen und den Alltag und die Sesshaftigkeit zu vergessen. Von Makedonien nach Guatemala von Paris nach New York soll diesmal die Reise gehen. Avantgardistisch, surrealistisch und burlesque: Plèchti ist plötzlich überall. Das der Sound dabei stets global und ansteckend -tanzbar bleibt, beweisen sogar statistische Erhebungen: Die Single "T'a la touche manouche" ist von unseren Hörern zum Funkhaus Europa Sommerhit 2012 gewählt worden.

Diskografie
Gypsy For One Day (XIII Bis Records, 2012)
Ahora In Da Futur (EXIL Musik, 2010)
Velkom Plèchti (Tzig Art, 2007)
Go To Plèchti (Musikaktion, 2004)

Stand: 08.01.2014, 12.28 Uhr