Yasmin Levy: Erneuerin des sephardischen Liedgut
Yasmin Levy ist eine israelische Sängerin, die das sephardische Liedgut der spanischen Juden, die nach der Eroberung der iberischen Halbinsel 1492 durch die katholischen Königen aus Spanien vertrieben wurden, mit modernen Arrangements und eigenen Kompositionen verbindet.
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Yasmin Levy
Als Yasmin Levy geboren wurde, leitete ihr Vater beim israelischen Staatsradio die sephardische Abteilung. Yitzhak Levy hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Musik der spanischen Juden, die sich nach ihrer Vertreibung aus Spanien vor allem über das Gebiet des früheren Osmanischen Reichs verstreut hatten, vor dem Vergessen zu bewahren. Über Jahrhunderte hinweg waren diese Lieder mündlich von Generation zu Generation weitergetragen worden. Die Mehrheit der spanischen Juden lebte bis zum Zweiten Weltkrieg und der Gründung des Staates Israel von Nordafrika über Bosnien und Saloniki bis auf das Gebiet der heutigen Türkei verteilt. Dort, in der Nähe der Hafenstadt Izmir, war auch Yasmin Levys Vater geboren worden, bevor seine Eltern mit ihm 1922, nach Palästina flüchteten, das damals unter britischem Mandat stand.
Flamenco trifft auf Orient
Obwohl Yasmin Levy gerade mal ein Jahr alt war, als ihr Vater 1976 starb, ist sie mit seiner Stimme aufgewachsen und mit den Liedern, die er archivierte. Vier Bücher mit liturgischen Gesängen und zahlreiche Aufnahmen von romantischen Balladen und Wiegenliedern hat er hinterlassen. Kurse oder Studiengänge für den judäo-spanischen Dialekt, der heute weltweit nur noch von 200 000 Menschen gesprochen wird, gab es damals in Israel noch nicht. Das Familienleben im Hause Levy war und ist von Musik geprägt. Noch heute trifft sich Yasmin Levy jeden Freitag mit ihren Geschwistern, um sich Lieder vorzuspielen. Und noch immer lebt sie in jenem Haus in Jerusalems altem Villenviertel Baka, das ihre Eltern einst bezogen, als sie gerade geheiratet hatten. Anders als ihre Geschwister, die bürgerlichen Berufe nachgehen, führt Yasmin Levy das musikalische Erbe ihres Vaters fort. Daneben reist sie gerne: In Andalusien studierte sie den Flamenco-Gesang, in Cordoba, Granada und Toledo wandelte sie auf den Spuren ihrer Vorfahren wandelte. Ein Aha-Erlebnis hatte sie in Sevilla, als ihr Flamenco-Lehrer ein Lied anstimmte, welches sie in ihrer eigenen Sprache, auf Ladino, weitersingen konnte. Seit einigen Jahren gibt es ein kleines Revival sephardischer Musik, die alten Lieder werden wiederentdeckt. Um ein neues Publikum zu gewinnen, hat Yasmin Levy das Genre aufgefrischt. Die Harfen und die allzu zarten Töne hat sie verbannt, stattdessen setzt sie mit türkischen Instrumenten und Flamenco-Anklängen eine orientalische Note.
Mano Suave
Ihr Album "Mano Suave" etwa hat sie mit Musikern aus Israel, der Türkei und Spanien aufgenommen. Auch auf ihrem neuen Album "Libertad" sind die charakteristischen Flamenco-Gitarrenklänge zu hören. Doch es kommen auch Anklänge an Tango, Fado und die schweren orientalischen Streicher des Istanbul Strings Orchestra hinzu. Bis auf drei traditionelle Lieder besteht "Libertad" fast nur aus Eigenkompositionen, die Yasmin Levy auf Spanisch singt. Mit kontrollierter Leidenschaft schwelgt sie in diesen melodramatischen Latin-Balladen. Außerdem covert sie "Firuze", einen Klassiker, den die türkische Pop-Sängerin Sezen Aksu einst auf den Lippen trug, sowie "Soghati", einem der berühmtesten persischen Popsongs aller Zeiten. Auch mit dem türkischen Arabesk-Superstar Ibrahim Tatlises ist sie schon zusammen aufgetreten. Das darf man getrost als Bekenntnis verstehen - dazu, dass sie sich dieser Region kulturell verwurzelt fühlt, und dass für sie Muslime und Juden zumindest musikalisch mehr eint als trennt.
Diskografie |
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Libertad (World Village, 2012) |
Sentir (World Village, 2009) |
Mano Suave (World Village, 2008) |
La Juderia (Harmonia Mundi, 2005) |
Romance & Yasmin (Harmonia Mundi, 2000) |
Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr
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