Ojos de Brujo Jiphop Flamenkillo

Ein treibender Rumba-Rhythmus, fast beiläufig mit Beats und Scratches unterlegt, eine mediterrane Melodie, die wie eine frische Meeresbrise aus Barcelona herüber weht, dazu der vom Flamenco inspirierte Gesang der Sängerin Marina "La Canilla" Abad - das sind die typischen Zutaten, mit denen Ojos de Brujo ihren unverwechselbaren Stil begründet haben. Sie selbst nennen es: "Jiphop Flamenkillo".


Ojos de Brujo Sängerin auf der Bühne
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Ojos de Brujo

"Die Augen des Hexers", wie ihr Name übersetzt lautet, schaffen aus der räudigen Flamenco-Tradition der südspanischen Gitanos und der globalisierten Street Culture des HipHop ein Amalgam. Aus zwei urbanen Stilen der Straße entsteht so ein neues Genre. Alles beginnt spontan und unverbindlich als sich Ende der Neunziger Jahre eine lose Gruppe von Freunden in einem Proberaum zu Sessions trifft und Beats mit Flamenco-Gitarren, und Raps mit Kastagnetten mischt. Urbane Bohèmiers, die Ernst und Passion der Flamenco-Folklore mit der Muttermilch aufgesogen haben und dieses kulturelle Erbe nun mit der Frische urbaner Sounds verschmelzen wollen. Das Ergebnis ist ihr Debut Vengue. Zwei Jahre später erfolgt für Ojos de Brujo die interne Konsolidierung und der Anfang ihres Höhenfluges. Das Projekt ist auf sieben feste Mitglieder geschrumpft und kündigt den Vertrag mit der Plattenfirma "Edel". Ab sofort soll alles in Eigenregie und ohne fremde Vorgaben laufen. Mit der "Fabrica de Colores" gründen sie ihr eigenes Label samt Studio und Agentur.

Die Augen des Hexers sehen die Welt

Es folgt das zweite Studioalbum Bari, mit dem sie ihren internationalen Durchbruch feiern. Mit Bari stauben sie nicht nur den begehrten World Music Award der BBC ab, ihre Tourneen führen sie in den Folgejahren auch rund um die Welt: Europa, USA, Japan, Cuba; die Augen des Hexers sehen die Welt und ziehen tausende Fans in ihren Bann. Konzerte von Ojos de Brujo sind stets ein Spektakel für alle Sinne: Auf der Bühne kombinieren sie Flamencotanz und Breakdance, Graffiti-Art, Videokunst und Gypsy-Ästhetik zum multimedialen Ereignis. Während DJ Panko Hiphop-Samples über Rumba Catalana scratcht, fliegen die Finger des Percussionisten Xavi Turull über indische Tablas. Im Rampenlicht betört Sängerin Marina mit der Aura einer andalusischen Diva des 21. Jahrhunderts. Der bunte Haufen ist der in Klang gegossene Lifestyle der mediterranen Metropole Barcelona. Nach Manu Chao ist die Band der beliebteste Act der Mestizo-Szene.

Überraschendes Aus

Für den Nachfolger Techari gibt es dann einen Latin Grammy, die höchste Auszeichnung, die die US-Musikindustrie zu vergeben hat. Auf dem vierten Studioalbum Aocaná entdeckt die Formation neue Horizonte: Der Kubaner MC Kumar rappt mit sozialkritischen Lyrics, während Salsa-Bläser der Rumba Catalana karibische Leichtfüßigkeit einhauchen. Das musikalische Spektrum der "Ojos" wird weiter und unbestimmter. Doch der Erfolgsdruck und die ständigen Tourneen lassen die "Augen des Zauberers" langsam ermüden und führen zu einem überraschend schnellen Aus.

Ende 2010 veröffentlichen Ojos de Brujo mit Corriente Vital eine Best Of-Compilation. Nach einer allerletzten Abschiedstour folgt die Auflösung, lassen sie verkünden. Corriente Vital versammelt Songs aus den vergangenen zehn Jahren, die Ojos de Brujo mit Kollegen und Weggefährten neu eingespielt haben. Die Liste der Mitwirkenden liest sich wie ein "Who is Who" der aktuellen spanischen Musikszene: Das katalanische Kult-Duo Estopa, Sängerin und Schauspielerin Bebe aus Valencia oder Rapper Roldan von den Orishas und viele andere sind mit dabei. Mit der Auflösung von Ojos de Brujo geht sicherlich eine Ära zu Ende. Ojos de Brujo waren eine eigene Marke, der Soundtrack einer spanischen Jugendgeneration und einer der Gründe für den musikalischen Hype des Barcelonas der Nuller Jahre. Wir werden sie vermissen.

Diskografie
Corriente Vital (diquela 2010)
Aocaná (diquela 2009)
Techarí live (diquela 2007)
Corriente Vital (Diquela, 2010)
Aocaná (Diquela, 2009)
Techarí live (Diquela, 2007)
Techarí (Diquela, 2006)
Remezclas De La Casa (La Fábrica De Colores, 2003)
Bari (La Fábrica De Colores, 2002)
Vengue (La Fábrica De Colores, 2001)

Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr