Just Music - Donald Trump Der Holzmichel der amerikanischen Wutbürger

Von Joachim Deicke

In rund einem Jahr wird in den USA wieder gewählt und die meisten Schlagzeilen macht jetzt schon Donald Trump. Er ist noch nicht mal offizieller Kandidat der Republikaner und schon singt man an jeder Ecke über den "Trump". Joachim Deicke hat hingehört.


Donald Trump
Bild 1 vergrößern +

In rund einem Jahr wird in den USA wieder gewählt. Für die Demokraten wird wohl Hillary Clinton antreten. Bei den Republikanern ist das Rennen noch offen, aber da gibt es ja den Milliardär mit der markanten Frisur, der schlichte, aber dafür sehr klare Positionen hat. Der Klimawandel zum Beispiel ist totaler Schwindel, Abtreibung: Abschaffen, Mexikaner: Drogenhändler, Kriminelle, Vergewaltiger. Inzwischen haben die größten Mexikanischen Stars der USA einen Song aufgenommen, der Donald Trump den Stinkefinger zeigt. Aber es hat ihn noch nie gekratzt, wenn irgendwer ihm einen Song widmet. Davon gibt's nämlich Dutzende.

Latin All Stars – We're all Mexican

Shakira, Santana, Gloria Estefan, Wyclef Jean und etliche andere: Nicht nur Mexikaner, sondern gleich das halbe Oberkommando der lateinamerikanischen Musik hat sich gegen Donald Trump in Stellung gebracht. Jetzt sind sie alle Mexikaner.

Erika Vidrio – El Rap de Donald Trump

Trumps Latino-Bashing fiel so derbe aus, dass er von dieser Wählergruppe kaum eine Stimme erwarten kann. Entschuldigen wollte er sich denn auch nicht, zum Beispiel für seine wirre These, dass Mexiko seine Vergewaltiger in die USA schickt.
Nein, Trump liebt die Lateinamerikaner. Einige sind seine Freunde, viele arbeiten für ihn, manche kaufen auch ein Appartement von Trumps Immobilienunternehmen.

Alexis Valdés – Yo No Se Que Le Pasa A Donald Trump

Ideen hat er ja "der Donald". Damit die Chicanos draußen bleiben, will Trump einen gewaltigen Schutzwall zwischen Mexiko und den USA bauen lassen und dabei – jetzt kommt's – Mexiko die kompletten Kosten aufbrummen.

El Primo Chuy – Gatumare (La Cumbia de Donald Trump)

Donald Trump ist der "Holzmichel" der amerikanischen Wutbürger. Er lebt noch und mit ihm die weißen Klischees aus der Sklavenhalterzeit: Mexikaner sind faul, Schwarze brauchen Führung, Schießeisen für alle, Sozialisten in den Knast.

Eskit – Donald Trump

Nur noch ganz selten zuckt Donald Trump, wenn er mal wieder in einem Tweet, einem Video oder einem Song gedissed wird. Er hält jede Publicity für gute Publicity. Er liefert den Reportern abenteuerliche Stories, kleine Skandale und Verschwörungstheorien. Auch über Trumps ungewöhnliche Frisur darf gerne gelästert werden.

Terry Kelly – Donald Trumps Hair

Was sich da auf Trumps Vorkopf wölbt, erinnert an die Tribbels: Kleine pelzige Wesen, die Captain Kirk im alten Raumschiff Enterprise mal viel Ärger bereitet haben.

Kacey Jones – Donald Trumps Hair

Inzwischen spottet Trump auch selbst mal über sein Haar, und Boshaftigkeiten prallen einfach von ihm ab. Er hat aber auch einen Vorsprung: Während die anderen Kandidaten noch betteln, damit überhaupt mal jemand über sie singt, hat Trump längst genug Songs um eine halbwegs ausgeglichene Abendsendung zu bestreiten.

Mac Miller – Donald Trump

Und es werden noch mehr Songs dazu kommen. Jedes Interview, jeder Fernsehauftritt, jeder Parteitag: Trumps Reden schreien danach, zerpflückt, verballhornt und zitiert zu werden. Noch ein ganzes Jahr lang kann "The Donald" den Bau neuer Atomwaffen fordern, Windkraft als "grünen Blödsinn" bezeichnen und eben all das sagen, "was man ja wohl noch mal sagen darf - in diesem Land!".

Richard Haxton - Donald Trump


Stand: 25.09.2015, 17.00 Uhr