Just Music - Gruselige Musik: Einmal im Jahr ordentlich abgruseln
Halloween ist eine amerikanische Erfindung und leider eine ziemlich kommerzielle Sache. Aber mal ehrlich: Ein bisschen genial ist Halloween trotzdem. Die Kostüme sind diabolisch und die Halloween-Musik sollte nicht anders sein, findet Joachim Deicke.
Audio
- Audio: Joachim Deicke - Gruselige Musik (03:36 min.) Radio Bremen
Halloween ist geradeaus: Kein Fest der Schönheit und Harmonie, sondern ungeschminkte Wirklichkeit: Nachbarn werden genötigt, süßes Zeug rüber zu reichen, bei Zuwiderhandlung wird gesungen, Blockflöte gespielt oder der Briefkasten mit Regenwürmern gefüllt. Süßes oder Saures eben...
John Carpenter – Shape Excapes (Original Motion Picture Soundtrack)
Genau so geht echt gruselige Musik. So wie in John Carpenters Filmklassiker "Halloween" von 1978: Mit einem fiesen, nervösen Klavier, ungesunden Akkorden, die sich gegenseitig den Platz nehmen und Geräuschen, bei denen die Nackenhaare in Hab-Acht-Stellung gehen.
Danny Elfman – This Is Halloween
Halloween-Musik: Das ist Musik, die ich nicht hören mag, wenn ich allein in einer großen Wohnung bin. Auch nicht zu zweit, wenn ich feststelle, dass da wirklich noch einer ist. Musik, bei der der Pulsschlag schneller tickt und die Hände immer feuchter werden.
Nick Cave & The Bad Seeds – Red Right Hand (Peaky Blinders Theme)
Nick Cave ist immer gut für eine kleine Gänsehaut. Ein ganz anderes Kaliber jedenfalls, als die Halloween-Hits, die gerne für kleines Geld im Supermarkt auf Doppel-CDs angeboten werden.
Ray Parker Jr. – Ghostbusters
Klar: In den Ghostbusters-Filmen geht's um Halloween und ziemlich schmierige Schmuddel-Gespenster. Aber gruselig ist die Musik nun wirklich nicht, Und auch das hier...
Michael Jackson – Thriller
...hat zwar was mit Zombies und Mitternacht zu tun. Aber dazu kaut doch niemand nervös auf den Fingernägeln 'rum. "Thriller" ist so harmlos wie eine Tüte Popcorn. Und auch viele andere Songs, in denen von Mumien, Monstern, Mutationen gesungen wird, sind ziemlich un-gruselig.
Screamin' Jay Hawkins – I Put a Spell On You
Screamin' Jay Hawkins ließ sich schon gern in einem Sarg auf die Bühne tragen, und er konnte diabolisch lachen und bedrohlich mit den Augen rollen. Aber zum Zähne klappern hat er niemanden gebracht. Und mal ehrlich: Als hypnotischer Voodoo-Priester, der aus Froschsud und Alligatorgalle neues Leben schafft, war Dr. John viel überzeugender.
Dr. John – Gris Gris Gumbo Ya Ya
Da wird schon was Ernsthaftes beschworen nachts in den Mississippi-Sümpfen, da, wo Robert Johnson vor über 80 Jahren seinen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte und prompt zum besten Blues-Gitarristen der frühen 30er Jahre wurde, bis der Leibhaftige seinen Preis einforderte.
Robert Johnson – Me and The Devil
Robert Johnson starb nur ein Jahr nach dieser Aufnahme unter ziemlich unheimlichen Begleitumständen. Noch beunruhigender sind die Aufnahmen des Okkultisten und Sektengründers Aleister Crowley. Für seine Kritiker: Ein Scharlatan, ein Spinner, ein Satanist. Aber 20 Jahre nach Crowleys Tod begeisterten sich gestandene Hippies für ihn. Beatles und Stones, Jimmy Page und David Bowie haben sich mit Crowleys Lehren beschäftigt.
Aleister Crowley – The Scourge, the Dagger and the Chain
Noch unheimlicher: Die Aufnahmen des ungarischen Musikforschers Lázló Hortobágyi. In seiner Musik hört man das Flüstern fremder Lebensformen, Signale aus dem All oder Herzschläge alter, schlafender Wesen. Was Hortobágyi fabriziert hat: Das ist dann wirklich 'Halloween':
Lázló Hortobágyi – Samsára
Ist natürlich keine Tanznummer. Ist 'ne Gruselnummer. Aber eins geht nur. Tanzen oder Gruseln. Und wenigstens einmal im Jahr sollte man das Gruseln doch ein bisschen ernst nehmen.
Siouxsie & The Banshees - Halloween
Stand: 30.10.2015, 17.10 Uhr
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