Lokalmatador - Graf Fidi: "Ich mach das mit Links"
Hans-Friedrich Baum, besser bekannt als Graf Fidi, ist ein ganz normaler Rapper, der aber im Gegensatz zu seinen HipHop-Kollegen, mit einer Behinderung im Rollstuhl sitzt. Das hat ihn aber nie daran gehindert, Musik zu machen. Jetzt hat er sein neues Album herausgebracht.
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- Audio: Beitrag von Murat Koyuncu (02:54 min.) Murat Koyuncu, Süpermercado
Hast Du denn selbst schon mal Graffitis gesprüht?
Ja, ich habe es selber auch mal versucht, Graffitis zu sprühen. Aber schnell habe ich gemerkt, dass das doof ist, aus dem Rollstuhl irgendwo Sachen an die Wand zu sprühen. Und wenn man dann abhauen muss, ist man halt nicht so schnell. Deswegen bin ich froh, dass ich mich kurz danach dem Sprechgesang zugewandt habe.
Dein neues Album heißt "Ich mach das mit Links", warum?
Wenn man sich das Albumcover anschaut, sieht man, dass ich nur eine Hand habe und die auf der linken Seite. Rechts habe ich nur einen Finger. Und da ich alles in meinem Alltag eben ohne größere Probleme meistere, mache ich das dann mit Links. Und das ist doch wieder ein schönes Wortspiel.
Worum geht's in Deinem neuen Album?
Es geht um mich als Privatperson, aber auch um mich als Rapper und die verschiedenen Identitäten in die man als Rapper auch mal schlüpft, um die ganz rap-typischen Themen, aber natürlich auch um ernste Dinge, wie Inklusion, Barrierefreiheit, Behinderung. Und da gehört natürlich auch mein Rollstuhl als Thema dazu. Ich habe auf meinem Album auch einen Song meinem Rollstuhl gewidmet, sozusagen ein Liebeslied.
Es gibt meines Erachtens im Bereich Rap und alles was mit Behinderung und Inklusion zu tun hat, niemanden, der diese Sparte so gut füllt wie ich. Und ich merke, dass ich dieses Thema, gerade durch die Rap-Musik, aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann, der für die Leute auch interessant ist und womit man dieses Thema, was für viele vielleicht auch unangenehm ist, witzig und lustig verpacken kann. So kann ich den Leuten auch zeigen, dass es normal ist, verschieden zu sein!
Du bist waschechter Berliner, was bedeutet Dir diese Stadt?
Berlin gibt mir, als Mensch mit einer körperlichen Einschränkung, einfach die Möglichkeit, sehr gut von A nach B zu kommen. Berlin ist sehr gut vernetzt, gerade was die öffentlichen Verkehrsmittel anbelangt. Und das sind Dinge, die ich bis jetzt in anderen Ländern, in dieser Form noch nicht sehen konnte. Natürlich muss in Berlin in Sachen Barrierefreiheit auch noch viel getan werden, aber Berlin ist zumindest als Rollstuhlfahrer sehr gut zu bereisen und zu durchqueren.
Stand: 22.09.2015, 20.30 Uhr
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