Lokalmatador - Twit One: Sitzstreik am Sampler
Nach dem Yoga in den Sitzstreik: Der Kölner Beat-Produzent Twit One leistet seit 15 Jahren friedlichen Widerstand. Auf seinem aktuellen Album "The Sit-In" wendet er sich gegen Polizeigewalt und ehrt Nelson Mandela auf Suaheli.
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Twit One
Audio
- Audio: Lokalmatador - Twit One (03:09 min.) Süpermercado
Wer bist du?
Ich bin Twit One. Ich mache Beats - manchmal mit anderen Künstlern zusammen, die darauf singen, rappen, was auch immer, aber in erster Linie alleine. Ich versuche auf jeden Fall immer, einen eher entspannten Vibe zu kreieren, weil stressige, unangenehme Musik gibt's genug da draußen.
Wie würdest du deine Musik einordnen?
Auch wenn ich mich nicht so der Szene zugehörig fühle, würde ich sagen, doch, das ist schon HipHop. Aber auch teilweise so langsam, dass kein Rapper damit was anfangen könnte. Von daher mach ich auch viel instrumental einfach so.
Wie hast du angefangen?
Angefangen habe ich, weil ich auch einfach wissen wollte, wie diese Musik gemacht wird, die ich liebe. Dann gab es das Glück, dass ich einen kleinen Plattendeal bekommen habe und ich die ersten Sachen auf Vinyl rausbringen konnte. Da dachte ich schon: Okay, jetzt kann ich eigentlich aufhören, Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Was ist deine neueste Veröffentlichung?
Die neue Platte heißt "The Sit-In", wurde größtenteils morgens aufgenommen. Und es war immer eine Art Sit-In-Abhäng-Situation. Deswegen heißt sie so. Man kann das auf jeden Fall auch auf einen Sitzstreik beziehen, weil sie vielleicht teilweise ein bisschen sperrig ist und sich die ein oder andere politische Message versteckt hat.
Wie vermittelst du mit Instrumentals kritische Inhalte?
Es ist schwer sich durch Instrumentalmusik politisch zu positionieren. Man kann natürlich einen Song irgendwie benennen. Ansonsten ist man schon auf die Macht der Worte angewiesen. Oder man kann Musik so produzieren, dass sie nicht zum Stress machen geeignet ist, sondern zum Relaxen. Was ja auch schon wieder eine friedliche Art des Widerstandes ist.
Worum geht es in deinen Songs?
"The Muted Sound of Falling Things" ist zum Beispiel entstanden, als sich wieder Fälle von Polizeibrutalität in den USA gehäuft haben. Da war diese Geschichte in New York und dann natürlich Ferguson. Daraufhin hat PB Louison diesen Text geschrieben. Aber wenn man mal so nach Baltimore schaut, ist der aktueller denn je. Imam Ally Salaam ist auf dem Track "Daftari Hili", auf Suaheli gesungen oder gesprochen, gerappt, wie auch immer. Wir haben den morgens nach dem Yoga aufgenommen. Mandela lag gerade im Sterben. Eine ganz entspannte Nummer.
Du spielst auch Bass. Wieso hängst du dennoch so sehr am Sampling?
Auch wenn es kein allgemein anerkanntes Instrument ist, ist ein Sampler bzw. Sequenzer auch ein Instrument. Ich nehme die Samples, zerschneide sie, lege sie neu, verändere die Tonart, manipuliere sie auf andere Art und Weise. Wenn man bedenkt, wie HipHop entstanden ist, wird es auch immer noch so Traditionalisten geben, die mit Samples arbeiten. Von daher wird es auf jeden Fall weitergehen.
Stand: 09.06.2015, 21.00 Uhr
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