Der Soundtrack von... - Pat Thomas : The Golden Voice of Africa
Er zählt zur obersten Riege afrikanischer Musiker. Der Ghanaer Pat Thomas verrät im Soundtrack, wie er die Musikikonen Fela Kuti und Ebo Taylor kennengelernt hat, wie es zu seinem aktuellen Album "Pat Thomas & Kwashibu Area Band" gekommen ist und wie sehr Stevie Wonder ihn inspiriert hat.
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Pat Thomas
Pat Thomas kann auf eine schillernde 40-jährige Musikkarriere zurückblicken. Ihm wurde quasi schon bei der Geburt die Musik in die Wiege gelegt. Seine Mutter hatte ihre eigene Band und sein Vater unterrichtete Musiktheorie. Sein Onkel King Onyina war eine Gallionsfigur im ghanaischen Highlife und stand u.a. mit Nat King Cole auf der Bühne.
Anfang der 70er Jahre begann Pat Thomas an der Seite von Ebo Taylor seine professionelle Musikkarriere in dessen Band Blue Monks. Und die Freundschaft dieser zwei bedeutenden Ausnahmekünstler riss bis heute über die Jahrzehnte nie ab.
Auch auf seinem aktuellen Album "Pat Thomas & Kwashibu Area Band" ist Highlife-Altmeister Ebo Taylor mit Afrobeat-Drummer Tony Allen vertreten. Die erste internationale Veröffentlichung von Pat Thomas auf Strut Records bringt Afrobeat- und Highlife-Elemente meisterhaft zusammen.
Wer bist du und was bedeutet dir Musik?
Ich heiße Pat Thomas. Und Musik ist mein Leben.
Was war deine erste Erinnerung an Musik?
Meine erste Erinnerung an Musik kommt aus meiner Schulzeit. Da habe ich Musik einer Dance Band im Radio gehört. Ich hatte gerade am Fluss einen Eimer Wasser geholt und bin zurück nach Hause gegangen. Auf dem Weg hörte ich von irgendwo Musik. Und ich bin stehen geblieben, bis das Lied zu Ende war. Dann ging ich weiter nach Hause. Es war Highlife. Damals waren die Broadway Dance Band und die Stargazers Dance Band angesagt.
Was genau ist Palmwine Music?
Früher war Palmwine Musik sehr angesagt in Ghana. Da gab es Palmwine Bars, und davor saßen Musiker mit ihren Gitarren. Sie haben gespielt, damit sie Palmwine bekommen. Denn sie hatten kein Geld um Drinks zu bezahlen. Also haben sie Musik gemacht und der Barman hat ihnen dann was zu trinken gegeben.
Wer hat dir zuerst Musik näher gebracht?
Ich war schon immer verrückt nach Musik. Noch bevor ich meinen Onkle kennengelernt habe. Ich habe viel von ihm gelernt. Denn er war Musiker, er hatte eine Band. Sie nannten sich King Onyina. Ich habe bei ihm gelebt, habe seine Anzüge gebügelt und bei ihm sauber gemacht. Aber ich habe die Gelegenheit auch genutzt, um etwas über Musik und Instrumente zu lernen. Ich habe mich sehr gut mit den Musikern in seiner Band verstanden. Wir haben uns oft unterhalten und dabei habe ich viel gelernt.
Welcher Künstler hat dich stark beeinflusst?
Stevie Wonder inspirierte mich dazu mich auf Musik zu konzentrieren. Ich war sehr beeindruckt von seiner Art zu singen, und dann war er auch noch blind! Mit so einer tollen Stimme und so unglaublichen Songs. Da dachte ich, ich hoffe, dass meine Stimme auch einmal Menschen bewegen wird, wie die von Stevie Wonder.
Wie sehr hat dich Latin Music beeinflusst?
Mit unserer Band haben wir oft Cover-Songs gespielt. Wir haben viel gelernt, in dem wir uns Platten angehört haben, auch aus Südamerika. Wir nannten es einfach Pachanga! Die Leute haben diesen Sound geliebt! Die Rhythmen, die Congas, das war ähnlich wie Highlife. Also haben wir auch solche Lieder in unser Programm aufgenommen.
Welche Platte hörst du um im Kopf woanders hinzureisen?
Vor drei Tagen habe ich mir einen Bob Marley Song angehört: "Coming In From The Cold". Er hat viel über das Leben philosophiert in seinen Texten. Ich finde es schade, dass er so früh gestorben ist. Ich habe ihn zum ersten Mal in Berlin live gesehen. Da habe ich mich bis in die erste Reihe durchgeboxt. Und da habe ich gehofft, dass eines Tages die Menschen vor der Bühne genauso für mich springen und singen werden.
Wie hast du Ebo Taylor kennengelernt?
Als ich nach Takoradi gezogen bin, hat mir der Besitzer von einem Club gesagt, ich soll warten bis Ebo Taylor aus England zurückkommt. Dann würde er eine Band gründen, und ich sollte da singen. Also war ich drei Jahre lang da, bis er eines Tages kam. Ich war 16 Jahre alt als er zurückkam. Ebo meinte dazu erst: 'Warum steht dieser kleine Junge vor meiner Band?' Doch als er mich dann singen hörte, wurden wir Freunde. Wir waren andauernd zusammen unterwegs. Er mochte mich, weil ich seine Musik gut verstanden habe. Als er am Flughafen ankam, war sein Gepäck verschwunden. Also hatte er nur einen Anzug. Aber er passte genau in meine Jeans, T-Shirts und Schuhe. Denn wir beide waren sehr dünn und klein. Und auch heute würde er noch in meine Klamotten passen. Dadurch wurden wir noch bessere Freunde.
Wie hast du Tony Allen kennengelernt?
In den 70ern ist Fela Kuti fast jeden Monat nach Ghana gekommen. Denn er mochte Ghana einfach. Hier hat er alles bekommen, was er wollte. Die Leute haben ihn geliebt. Wir waren ja auch Musiker und sind dann immer zu seinen Auftritten gekommen, und haben ihn auch getroffen. So habe ich mich mit Fela Kuti und Tony Allen angefreundet. Mein damaliger Produzent hat dann dafür gesorgt dass Tony Allen, Ebo Taylor und ich zusammen ein Lied machen. Tony war gerade mit Fela in Ghana und ist nach den Konzerten noch etwas geblieben. Ich war nicht dabei als Ebo und Tony ihre Parts eingespielt haben. Ich habe erst später meinen Gesang aufgenommen. Es war cool einen Song zusammen zu machen. Das Lied heißt: "Asawa Do".
Doch du hast Fela schon vorher getroffen oder?
Fela Kuti habe ich bei einer Reise in Lagos kennengelernt. Erst hatte ich den Eindruck, dass es schwer ist an ihn ranzukommen. Aber ein Freund von mir, auch aus Ghana, war sein Bodyguard. Er meinte, wir sollten Fela mal 'Hallo' sagen. Er brachte mich zu seinem Haus. Fela hatte schon vorher von mir gehört, und wir kamen ins Gespräch. Er meinte, ich soll mich ganz auf die Musik konzentrieren. Denn was er in Nigeria ist, das könnte ich in Ghana sein. Diesen Rat hat er mir gegeben. Ich bin also nicht überrascht wegen meiner Karriere. Denn Fela hat das vor langer Zeit vorausgesehen. Wir wurden gute Freunde. Als er in Kanada einen Auftritt hatte, habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen. Meine Frau hat für uns gekocht. Alle waren da. Fela, Tony Allen und die anderen Bandmitglieder. Ich hatte immer eine gute Beziehung zu Fela Kuti.
Wie kam es zu deinem neuen Album?
Kwame Yeboa and Ben Abarbanel-Wolff haben mich angesprochen. Ich kannte sie schon vorher, und ich wusste wie gut sie sind. Deswegen war die Zusammenarbeit kein Problem. Wir kommen gut miteinander klar.
Wer ist die Kwashibu Area Band?
Die Kwashibu Area Band wurde von Kwame Yeboa and Ben Abarbanel- Wolff initiiert. Die meisten Musiker leben in Kwashibu. Also haben wir die Band Kwashibu Area Band genannt. Ben war auch in Ghana, zusammen mit seinem Trompeter. Wir haben auch zusammen in Ghana geprobt.
Stand: 23.10.2015, 10.58 Uhr
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