Gilberto Gil: Wichtige Figur der Musica Popular Brasileira
Gilberto Gil ist eine zentrale Figur der brasilianischen Musik. Der Mitbegründer der Tropicalismo-Bewegung der 1970erjahre amtierte von 2003 bis 2008 sogar als erster schwarzer Minister Brasiliens, zuständig für die Kulturpolitik
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Gilberto Gil
Ende der 1960er war die Zeit in Brasilien reif für den Tropicalismo - eine zunächst nur musikalische Bewegung, die aber rasch eine politische Dimension gewann. Die Musiker vermählen traditionelle Rhythmen mit Rock, Popmelodien àla Beatles mit Einflüssen aus dem brasilianischen Hinterland und Bossa-Collagen mit elektrischen Instrumente. Die Texte sind kunstvoll verschlüsselt, ein Wink nach Afrika, wo das Tradition hat, und auch eine Anknüpfung an die brasilianischen Modernisten der 1920er. Das 1968 veröffentlichte Album "Tropicália ou Panis et Circensis", an dem neben Caetano Veloso, Gal Costa, Maria Bethânia und Os Mutantes auch Gilberto Gil mitwirke, wird zum Manifest einer Epoche.
Idol für die brasilianische Jugend
Während die Musiker damit zu Idolen der brasilianische Jugend aufsteigen, wittert das seit 1964 herrschende Militärregime wegen der unberechenbaren und provozierenden Texte Gefahr. Nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt entschließen sich Gilberto Gil wie auch Caetano Veloso zum Gang ins Londoner Exil. 1972, als die Lage sich etwas entspannt, kehren beide zurück. Mit Veloso, Gal Costa und Maria Bethânia formiert Gil das berühmte Quartett Doces Bárbaros. Zugleich begibt er sich auf intensive Spurensuche nach den Wurzeln der afrobrasilianischen Musik, die er mit Pop-Vokabular verbindet. In Nigeria trifft Gil 1977 auf Fela Kuti, auch der Reggae mit seiner Galionsfigur Bob Marley ist stets ein großer Einfluss. Tourneen mit Jimmy Cliff folgen, Alben mit Jorge Ben, Ernie Watts und den Wailers entstehen. Und schließlich ist Gil auch politisch aktiv: Ende der 1970er wird er einer der führenden Köpfe der schwarzen Bürgerrechtsbewegung Brasiliens, sitzt in den 1980ern als Mitglied der Grünen Partei erstmals im Stadtrat von Salvador und nimmt eine Auszeit von der Musik.
Tropicalismus
In den 1990erjahren nimmt er mit seinem Weggefährten Caetano Veloso eine Hommage an 25 Jahre Tropicalismus auf, und 1998 bekommt er einen Grammy für "Quanta Gente Veio Ver". Den Rhythmen des Nordostens verschreibt er sich im brillanten Soundtrack zu "Eu Tu Eles", und seine Liebe zum Reggae und insbesondere seine Hochachtung vor Bob Marley demonstriert er 2002 sowohl mit einem in den Tuff Gong-Studios von Kingston entstandenen Album. 2003 beruft ihn der linke Präsident Lula zum ersten schwarze Minister Brasiliens, zuständig für die Kulturpolitik. Auch als Minister tritt er noch gelegentlich als Musiker auf, etwa bei einem Solo-Konzert im Rahmen der Fußball-WM 2006 in Berlin. Doch erst nach seinem Rücktritt 2008 kann er sich wieder voll und ganz seinem Hauptberuf widmen.
Gilberto Gil im Netz
Titel | Jahr |
---|---|
Fé na Festa | 2010 |
Kaya N'Gan Daya | 2002 |
Gil & Milton | 2000 |
O Sol de Oslo | 1998 |
Tropicalia 2 | 1994 |
Parabolic | 1991 |
Raça Humana | 1984 |
Brasil | 1981 |
Gil e Jorge | 1975 |
Expresso 2222 | 1972 |
Gilberto Gil | 1968 |
Stand: 09.12.2015, 17.22 Uhr
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