Sehenswertes aus Netz und TV: Banksy, Gilberto Gil und harte Fragen
"Banksy does New York" ist eine Hommage an die Stadt und den Graffiti Künstler | Doku "The And" stellt Fragen, die niemand gerne beantwortet | "Eine musikalische Reise mit Gilberto Gil" führt nach Brasilien, Australien, Südafrika | Süperflimmern – ausgewählte Serien und Clips im Web.
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Banksys Street Art, entstanden an Tag 30 seiner Graffiti Aktion 2013
Harte Fragen
Es gibt Fragen, die möchte man lieber nicht gestellt bekommen. Nehmen wir an, Ihr Partner oder Ihre Partnerin fragt Sie: Was würdest du tun, wenn ich dich betrogen hätte? Oder: Warum liebst du mich? Oder: Was würdest du an unserer Beziehung verändern? Die interaktive Dokumentation "The And" traut sich, genau diese Fragen zu stellen oder besser gesagt: stellen zu lassen. Einer ganzen Reihe von amerikanischer Paaren hat der Filmemacher Topaz Adizes dabei gefilmt.
Wie in einem Interview gehen die Partner die Fragen durch, wir sehen im Splitscreen gleichzeitig rechts die eine, links die andere Person - und in der Mitte das Paar, wie es sich gegenüber sitzt. Aus allen Paaren ragen Marcela und Rock heraus, weil sie ein intensives, intimes Zwiegespräch führen. Da ist beispielsweise Marcelas Antwort auf die Frage, ob sie schon mal besseren Sex hatte als mit Rock: Ja, sie hatte schon mal besseren Sex mit jemandem, unbekannt und willkürlich. Auch wenn Rock gerne wüsste, ob er die Person kennt: Sie sagt nicht mehr dazu - und er akzeptiert das.
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Entspannt sind die beiden, auch wenn es ihnen nicht leicht fällt, ehrlich und liebevoll. Wir erfahren, dass die beiden Einiges zusammen durchgemacht haben: 25 Jahre kennen sie sich, sind mittlerweile verheiratet und haben einen Sohn zusammen. Rock hat über 18 Jahre hinter sich, in denen er immer wieder im Gefängnis war. Rock würde das gerne ändern, Marcela nicht. Für sie ist klar: All das, was die beiden erlebt haben, hat sie zu dem Paar gemacht, das sie heute sind. Kein Wunder, dass der Regisseur diese Paar als Kurzfilm editiert hat und dieser Film auf Festivals gezeigt wurde.
Hommage deluxe
Obwohl so viele schon von Banksy gehört haben, weiß man nicht viel über ihn: Er kommt aus Bristol, UK und seine Werke scheinen die richtigen Knöpfe zu drücken, sonst wäre er nicht so medien- und massenwirksam. Er verfolgt eine größere Agenda als viele andere Graffiti und Street Art Künstler. Deswegen ist er im Oktober 2013 für einen Monat in New York gewesen und hat jeden Tag ein Werk irgendwo in der Stadt hinterlassen, zu finden über kleine Hinweise auf einem Blog. Um genau diesen Monat geht es in der Dokumentation.
Unzählige Menschen und Medien haben damals verfolgt, was Banksy in New York gemacht hat und alles über Twitter, Instagram und Youtube dokumentiert. Chris Moukarbel hat aus diesem Second Hand Filmmaterial eine wirklich gelungene Geschichte gestrickt, gespickt mit Interviews mit Galeristen, Kunstkritikern und auch einigen der Banksy-Jäger. Damit greift Moukarbel genau das auf, was Banksy mit seinen Werken immer auch versucht.
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Robert Stevens, einer der Banksy-Jäger, beschreibt beispielsweise ein Werk, wo Banksy einfach nur einen roten Luftballon auf eine Wand gemalt hat, als interaktiv angelegt: weil es auf ein früheres Bild von Banksy verweist, ebenfalls mit einem Ballon. Auf dem früheren Bild ist aber noch ein Mädchen zu sehen, das den Ballon gerade losgelassen hat, und so zählt Banksy darauf, dass Leute zu dem neuen roten Ballon in New York wie das Mädchen posen - und genau das passiert. Wir erfahren aber auch, warum Banksy so geliebt wird und warum er genauso auch von vielen verachtet wird. Die Dokumentation ist wie Banksys Aufenthalt in New York eine gut gemachte Hommage an die Geburtstadt des Graffiti und damit auch der Street Art.
Tropicalismo auf Welttournee
Die letzte Dokumentation handelt von niemand geringerem als Gilberto Gil, einem der bekanntesten und vielfältigsten Musiker Brasiliens - natürlich auch hier bei Funkhaus Europa immer wieder im Programm. Gilberto Gil gilt zusammen mit Caetano Veloso als Vater des "Tropicalismo", einer Musikrichtung aber auch einer Art Lebenseinstellung, in der lokal verwurzelte Kultur und Musik mit westlichen Einflüssen vermischt wird. Also eine Musikrichtung, die offen ist für Einflüsse, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen. Die Dokumentation "Eine musikalische Reise mit Gilberto Gil", zu sehen auf Arte, begleitet den Musiker von Brasilien nach Australien, Südafrika und zurück.
"In a sense I am here looking for the traces of the similarities between us": Gil ist auf der Suche danach, was die Länder, die kolonialisiert wurden, wie Australien, Südafrika und eben auch Brasilien, gemeinsam haben. Um das herauszufinden, trifft er ganz unterschiedliche Menschen vor Ort: Politiker, Aborigines, vor allem Musiker, er redet und musiziert mit ihnen. Eine sehr sanft erzählte Reise, die sich lohnt und natürlich gut anhört.
Stand: 26.05.2015, 10.00 Uhr
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