Lokalmatador - MC Basstard: Vorreiter des deutschen Horrorkore
MC Basstard vermischt Berliner Schnauze mit iranischen Roots und bricht gerne mit den ungeschriebenen Rap-Regeln des HipHop: Statt über teure Schuhe und Bling Bling rappt er über Depressionen und Homophobie. Das Ergebnis: "Meister der Zeremonie".
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MC Basstard
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- Audio: Beitrag von Andrea Halter (03:02 min.) Süpermercado
MC Basstard ist vor 20 Jahren mit seinem Vater aus dem Iran geflüchtet und lebt seitdem in Berlin. Seit knapp 15 Jahren macht er HipHop. Dabei hat er hier als Vorreiter ein neues Genre aufgetan: Horrorkore. Seit neues Album "Meister der Zeremonie" ist in Deutschland auf Platz 24 der deutschen Charts eingestiegen.
Du bist in einer der ersten, die in Deutschland "Horrorkore" machen. Wie würdest du das Genre beschreiben?
Ich würde das als sehr düsteren, lyrischen Rap bezeichnen. Als würde Edgar Allen Poe rappen. Wie diese Beklommenheit, das Gänsehaugefühl, wenn man einen Horrorfilm guckt. Oder das erste Mal, als man "Thriller" von Michael Jackson gehört hat. In diese Richtung geht das.
Auf deinem Album "Meister der Zeremonie" vermischst du eine Menge musikalische Genres...
Ja, das ist ein wilder Ritt durch viele Genres. Von Swing bis Rap über Rock, Oper und Flamenco. Ich versuche, irgendwie das Epizentrum aller musikalischen Einflüsse zu sein (lacht).
In deinen Texten brichst du mit dem Tabu im HipHop, dass man nicht ernsthaft über Probleme mit Depressionen spricht.
Melancholie, Depression und dieses tiefsinnig Lyrische. Das sind Sachen, mit denen ich gerne arbeite. Das finde ich einfach wichtiger als zum Beispiel über meine Schuhe zu rappen oder über Geld und Frauen. "Nicht zu depressiv sein", ist zum Beispiel so ein Song, in dem ich ganz offen auch über Depressionen rede. Warum Menschen überhaupt in diesen Gedankenstrudel kommen. Das sind natürlich Tabuthemen. Depressionen, Homosexualität vor allem im Rap. Da ist dieses Machogehabe alltäglich, dass man halt irgendwie nie Schwäche zeigen darf. Und hat es schon immer Spaß gemacht, Grenzen zu durchbrechen.
Du hast auf deinem Album viele Feature-Tracks, unter anderem mit Sido. Ihr könnt euch schon lange, richtig?
Ja, eine halbe Ewigkeit. Noch aus den frühen Berliner HipHop-Zeiten, als es im Café "Royal Bunker" noch regelmäßig Freestyle- und Battlesessions gab. Sido ist jemand, der kann seine Sachen so wunderbar und ehrlich raushauen! Zack, bam, auf den Punkt! Bei mir ist es fast umgekehrt. Ich umschreibe die Sachen, die eigentlich ganz einfach sind, so lange, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, worum es genau geht. Lyrische Verwirrungstaktik.
Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?
Ich beschreibe mich nicht gerne selbst. Aber wenn ich muss, dann würde ich sagen: Dieses Sprichwort "Stille Wasser sind tief", das passt wie die Faust aufs Auge zu mir. Ich bin eher introvertiert, sehr still und denke viel über Sachen nach. Im richtigen Moment kann ich auch laut werden. Aber die Leute brauchen keine Angst vor mir zu haben. Ich bin definitiv nicht der Typ, der auf Friedhöfe geht und irgendwelche Rituale veranstaltet. Das Album heißt zwar "Meister der Zeremonie", aber das ist Show und soll die Leute unterhalten! Und ich hoffe, das tut es. Ich wünsche euch viel Spaß mit der Musik.
Stand: 05.08.2015, 00.00 Uhr
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