Lokalmatador - Jannis Stürtz: Jakarta gräbt tiefer
DJ-Gigs im arabischen Raum und eine monatliche Disco-, Beats-, Raps- und Afroparty in Berlin: Jannis Stürtz betreibt sein Musiklabel Jakarta Records mit Erfolg. Auf seinen Maghreb-Reisen gräbt er längst verstaubte Funkperlen aus und bringt sie jetzt wieder unter die Leute.
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Jannis Stürtz
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Wer bist du?
Mein Name ist Jannis, ich bin 50 Prozent von Jakarta Records. So die ersten fünf, sechs, sieben Jahre war das bei uns halt auch von der Regelmäßigkeit her eher in den Hobbybereich einzuordnen. Dann gab es so eine Zäsur, wo wir zum einen zwei, drei Künstler wie Kaytranada und Ta-Ku hatten, mit denen wir relativ früh Platten gemacht haben und die danach durch die Decke gegangen sind. Auf der anderen Seite hatten wir aber auch so Leute wie Umse, der vor drei, vier Jahren zu uns gestoßen ist. Und wo wir dann auch plötzlich Alben hatten, die in die Top 40 der Albumcharts gegangen sind.
Wo steht dein Label Jakarta Records heute?
Über die letzten zehn Jahre haben wir mit wahrscheinlich 25 bis 30 Künstlern zusammengearbeitet. Inzwischen gibt es so viele Leute, die das können und die schöne Beats machen, dass es plötzlich darum geht: Ist da noch eine Geschichte dahinter? Ist das eine coole Type? Geht da schon was?
Welche Musik zieht dich im Moment besonders an?
Das, wonach ich suche, wenn ich digge, ist Fusion, auch wenn ich das Wort hasse, also sozusagen nach Musik, wo arabische Musiker der damaligen Zeit versucht haben, Musik zu schaffen, die sowohl lokale, regionale musikalische Traditionen aufnimmt als auch westliche. Und dann können das Einflüsse aus Psychedelic, Funk, Jazz oder Soul sein.
Wie kamst du auf die Idee, das Sub-Label Habibi Funk zu gründen?
So vor drei Jahren war ich mit Blitz the Ambassador in Marokko. Dann habe ich angefangen zu diggen, also nach Schallplatten zu suchen. Da kamen so Sachen zu Tage, von denen ich überrascht war, dass es sie gab: ein James Brown-Cover auf Arabisch. Oder Leute, die offensichtlich relativ druff waren, als sie gesungen haben. Dann war so ein bisschen die Idee geboren, zu schauen, ob man Sachen wiederveröffentlichen kann.
Welche Vorteile hat ein Independent-Label?
Wir haben die Freiheit, Sachen zu machen, die ökonomisch überhaupt keinen Sinn machen. Wir machen jetzt wieder so eine komische Serie, wo es von jeder Platte hundert Stück gibt. Das macht finanziell überhaupt keinen Sinn, aber haben wir halt Bock drauf. Oder wir machen eine Platte, bei der die Erlöse an syrische Flüchtlinge im Nordirak gehen. Mit diesem Indie-Label-Quatsch wirst du echt nicht reich. Aber man hat sozusagen die nicht-finanziellen Kompensationen, die das doch insgesamt als eine sehr spaßige Angelegenheit erscheinen lässt.
Stand: 12.01.2016, 21.00 Uhr
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