Filmkritik: "Star Wars - Das Erwachen der Macht" Déjà Vù in der Galaxis

Von Uh-Young Kim

Endlich läuft "Das Erwachen der Macht". Der Hype hat die Erwartungen bis ins Unermessliche gesteigert. Was kann der siebte Teil der "Star Wars"-Reihe wirklich?


Chewbacca (Peter Mayhew) und Han Solo ( Harrison Ford)
Bild 1 vergrößern +

Chewbacca (Peter Mayhew) und Han Solo ( Harrison Ford)

Wenn der Schriftzug eingeblendet wird, dazu die ersten Takte aus John Williams Soundtrack erklingen und der Prolog im klassischen Siebzigerjahrestil von unten eingeblendet wird, werden Fans sich unweigerlich an ihr erstes Mal mit "Star Wars" erinnern. Da kommt die pure Nostalgie auf. Und dieses ständige Déjà Vù hat man den ganzen Film über.

Originale Erfahrung

"Das Erwachen der Macht", der siebte Teil der Weltraumsaga, ist ein Film für Fans. Und der Oberfan ist Regisseur J. J. Abrams. Der war elf Jahre alt, als der erste Star Wars 1977 anlief und wollte diese Begeisterung wieder erfahrbar machen. Abrams nimmt im neuen Teil ausschließlich Bezug auf die originale Trilogie. Der neue Film setzt an, wo die "Rückkehr der Jedi-Ritter" aufgehört hat. Die Galaxis ist nach dem Sieg der Rebellen eigentlich befriedet, aber eine böse Truppe namens First Order will die Macht wieder an sich reißen.

Nostalgie & Marketing

Regisseur J. J. Abrams gelingt es, mit jedem Detail nostalgische Gefühle zu wecken - bei den alten Fans. Und diese ikonografischen Bilder, die sich ins popkulturelle Gedächtnis eingebrannt haben, für neue jüngere Fans zu aktualisieren. Das reicht von den altbekannten Settings des Films - Wüstenplanet, Wald, Eisplanet und natürlich der Weltraum inklusive Todesstern in monströsen Ausmaßen. Was der feuchte Traum der Marketingabteilung ist, gestaltet sich auch als das größte Problem des Films: die werkgetreue Huldigung bleibt völlig arm an Überraschungen.

Gebrochene Helden mit Selbstironie

Auch die Hauptfiguren bekommen ein Update: Schauspieler Adam Driver brilliert als Kylo Ren, der cholerische Nachfolger von Darth Vader. Und es gibt ein rührseliges Wiedersehen mit Prinzessin Leia und Han Solo. Harrison Ford bildet das Gravitationszentrum des Films als ewiger, aber auch gebrochener Held. Das alles ist auch mal selbstironisch gewürzt, wenn Han Solo seine ehemalige Geliebte auf ihre Frisur anspricht, ist dabei aber immer wohl dosiert. Das gilt auch für die Kampfszenen - die sind spektakulär choreographiert, geben sich aber nie dem für Blockbuster typischen CGI-Overkill. Im Gegenteil: Liebgewonnene Raumschiffe wie der Millenium Falken und der gigantische Sternenzerstörer glänzen in altem Dreck.

Mehr Gleichheit

Das größte Novum sind die beiden Hauptfiguren: eine Frau und ein Schwarzer. Die Besetzung von Schauspieler John Boyega als Finn hat im Vorfeld sogar für rassistische Kommentare gesorgt. Aber diese dürften nun kaum mehr Gehör finden, denn Boyega spielt Finn als herrlich überforderten Antihelden, der zufällig von den Sturmtruppen zu den Rebellen überläuft. Die Britin Daisy Ridley, eine Neuentdeckung, ist die verwaiste Schrottsammlerin Rey. Wie früher Luke Skywalker entdeckt sie die Macht und entwickelt sich zur Heldin.

Wo ist Luke?


Kommen wir zur entscheidenden Frage: Wo ist Luke? Nur so viel sei verraten: Wenn es im Star Wars Universum eine Identifikationsfigur gibt, für die alle brennen, dann ist es der junge Skywalker. Deshalb alleine ist er unverzichtbar. Ein paar Geheimnisse werden auch in diesem Teil noch nicht ganz aufgelöst. Etwas muss ja für die Fortsetzung der Weltraum-Saga noch offen bleiben.


Stand: 16.12.2015, 09.00 Uhr