Moment mal! - Das neue Raucher Mobbing Harte Zeiten für Raucher

Von Andrea Oster

In Paris gilt jetzt: Wer dabei erwischt wird, wenn er seine Kippe wegwirft, muss 68 Euro Strafe zahlen. Und in England wurde das Rauchen im Auto verboten, wenn Kinder und Jugendliche dabei sind. Immer auf die armen Raucher! Gut so, sagt unsere Kolumnistin Andrea Oster.


Bild eines Schriftzugs Rauchfreie Zone
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Neben dem Kuscheltier stand bei der Fahrt in den Urlaub der Kotzeimer auf der Rückbank. "Du sagst, wenn dir schlecht wird“, war der einzige Kommentar meiner Eltern, die früher natürlich im Auto geraucht haben, was das Zeug hält. 2000 Kilometer waren es bis Neapel, spätestens in Bayern wurde der Aschenbecher zum ersten Mal ausgeleert. Und spätestens da war ich grün im Gesicht.

In England ist diese Kinderfolter jetzt verboten, es sei denn, man fährt Cabrio mit offenem Verdeck. Ich sehe sie schon, die Nikotin-Junkies, wie sie im dicksten Winter das Cabrio rausholen, die Kinder schnatternd im Eiswind auf der Rückbank, aber Hauptsache, die Fluppe glimmt. Raucher sind hemmungslose Menschen, die nur durch knallharte Verbote in den Griff zu kriegen sind. So wie in Paris. In der französischen Hauptstadt muss die Müllabfuhr pro Jahr 350 Tonnen alte Kippen entsorgen. Der beleidigte Pariser Raucher findet offenbar, dass, wenn er schon draußen rauchen muss, er sich nicht noch die Mühe zu machen braucht, die Zigarette in den Mülleimer zu werfen. Mal eben wegschnippen ist viel lässiger, aber ab sofort kostet diese Lässigkeit gepflegte 68 Euro. Selbst Schuld.

Meiner Meinung nach sind Raucher die einzige gesellschaftliche Gruppe, die man mit bestem Wissen und Gewissen diskriminieren darf. Und zwar europaweit! Herr Juncker, bitte schreiten Sie umgehend zur Tat und verbieten das Rauchen grundsätzlich! Aber was sehe ich da in der Luxemburger Boulevardpresse? Der Chef der EU-Kommission in einem Restaurant, in dem das Rauchen verboten ist. In der Hand eine qualmende Zigarette.


Stand: 02.10.2015, 07.20 Uhr