Süperunterwegs - Wildes NRW Land von Stahl und Kohle

Von Lars Westermann

Deutschland soll wieder wilder werden. Wolf und Luchs kommen zurück und unsere Wälder sollen zumindest in Teilen wieder Urwaldcharakter bekommen. Nordrhein-Westfalen ist führend bei der Ausweisung von Wildnisgebieten und schon jetzt sind sie einen Besuch wert.


Umgekippter Baum im Nationalpark Kellerwald in Hessen
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Der Zerfallsprozess, eine wichtige Entwicklungsstufe

Bei Wildnis denkt man gerne an Alaska oder die Serengeti. Nordrhein-Westfalen ist eher bekannt für Kohle und Industrie. Aber es gibt sie auch hier. Ökologisch wertvolle naturnahe Wälder, aus denen jetzt Axt und Säge verbannt werden. Das EU-Parlament hat beschlossen, dass in Europa wieder mehr Wildnis möglich sein soll. In NRW war man mit der Umsetzung schnell. Inzwischen stehen 5% der Landesfläche unter Prozessschutz, das bedeutet, dass diese Flächen sich selbst überlassen bleiben und natürlich entwickeln sollen.

Größtes Wildnisgebiet ist das Siebengebirge

Das größte Wildnisgebiet des Landes ist das Siebengebirge, nur gut 30 Autominuten von Köln entfernt. 800 ha dürfen sich jetzt hier zu einem Buchenurwald entwickeln. Sie sind Teil eines riesigen naturnahen Waldes der immerhin 4000 ha bedeckt.

Wie es dort in ein paar Jahrzehnten vielleicht einmal aussehen wird, zeigt eine Naturwaldzelle, die der Leiter des Forstamtes Rhein-Sieg-Erft, Uwe Schölmerich stolz vorzeigt. Hohe Buchen scheinen den Himmel wie auf Säulen zu tragen. Der Boden ist überraschend kahl. Ein paar umgefallene Baumriesen modern hier vor sich hin. Die Kronen der Bäume schlucken so viel Licht, dass nur im Frühjahr ein paar Wildkräuter am Boden wachsen. Bald werden noch mehr Bäume umstürzen und Pilzen und Insekten Nahrung bieten. Dann wird sich der Wald wieder verjüngen, der Eindruck wird verwunschener. Der Zerfallsprozess, ist die Entwicklungsstufe, die unseren Wäldern im Wirtschaftswald genommen wird, da die Bäume vorher gefällt werden.

Die Wupper - der Amazonas des bergischen Landes


Feuersalamander auf Laub
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Feuersalamander an der Wupper

Eines der kleinsten Wildnisgebiete des Landes liegt bei Solingen an der Wupper. Der Hang steigt vom Ufer aus steil an, auch hier wachsen hauptsächlich Buchen, die sich mit ihren Wurzeln in den felsigen Boden krallen. Zu Fuß hat man es nicht leicht, der Weg ist steil. Gemütlicher geht es mit dem Kanu auf dem Fluss. Die Wupper hat nicht umsonst den Beinamen "Amazonas des Bergischen Landes." Mit etwas Glück sieht man hier Eisvögel Fische fangen und Wasseramseln nach Nahrung tauchen.

Wer sich bei Nacht in den dunklen Wald traut, kann mit etwas Glück den Uhu rufen hören, der hier wieder brütet. Den Blick sollte man allerdings auf den Boden heften. Die Gegend ist Salamanderland. In milden feuchten Nächten krabbeln die gelbschwarzen Lurche überall durch das Laub, auf der Jagd nach Schnecken und Asseln. Der kleine Gebirgsbach, der den Hang herunterplätschert, ist die Kinderstube der Feuersalamander.


Stand: 28.05.2015, 12.00 Uhr