Gotan Project Tango trifft auf elektronische Beats

Das Gotan Project hat Musikgeschichte geschrieben, indem es Tango mit elektronischen Clubbeats vermengte. Die drei Begründer Philippe Cohen Solal, Christoph H. Müller und Eduardo Makaroff waren damit die ersten, die mit riesigem Erfolg DJ-Kultur mit Tradition und Folklore fusionierten.


Gotan Project spielen Gitarre
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Gotan Project

Am Anfang ist es nur ein einziger Track, den der Pariser DJ Philippe Cohen Solal und sein Schweizer Kollege Christoph H. Müller gemeinsam mit dem argentinischen Gitarristen Eduardo Makaroff gestalten: "Vuelvo al Sur", eine Hommage an Astor Piazolla - dessen Titelsong aus dem Film "Al Sur" peppen die drei 1999 zunächst mit allen Mitteln der Programmierkunst zum Dancefloor-Track auf, um ihn anschließend mit der melancholischen Stimme von Sängerin Cristina Villalonga wieder auszubalancieren. Schon diese erste Vinyl-Maxi stößt weltweit bei DJs und Radio-Trendsettern wie Gilles Peterson auf so große Begeisterung, dass 2001 ein ganzes Album folgt: La Revancha del Tango. Ein neues Genre ist geboren: der Electro-Tango. Mit seinem suggestiven Wohlklang erobert es rasch alle Cocktail-Bars, Clubs und Cafés der westlichen Welt. Der Longplayer wird mit über einer Million verkaufter Kopien zu einem der erfolgreichsten Lounge-Alben aller Zeiten.Zwischenüberschrift

Eine Marke, viele Nachahmer

Im Rückblick wirkt es wie ein perfekter Plan, um die Musikwelt aufzurollen. Doch der Name des Gotan Projects - Gotan ist ein Anagramm von Tango, die Buchstaben sind nur leicht vertauscht - deutet darauf hin, dass es ursprünglich als eine eher vorläufige Unternehmung gedacht ist. Niemand ahnt damals, dass das Trio mit Pianist Gustavo Beytelmann, Bandeonist Nini Flores, Geigerin Line Kruse, Kontrabassist Romain Lecuyer und Sängerin Cristina Vilallonga am Ende zu einem regelrechten Orchester auswachsen würde, das weltweit über 600 Konzerte gibt. Das Gotan Project wird zu einer Marke, die viele Nachahmer findet. Inzwischen haben viele andere versucht, das Zwischenreich von Tango-Klängen und Dub, Downbeat und Lounge-Musik, ja sogar House und Techno auszuloten.

Stets offen für neues Terrain

Den Ruf als Original verteidigt das Trio, indem es seinem ursprünglichen Sound immer treu bleibt, und trotzdem Ausflüge in neues Terrain wagt. Ist das zweite Studioalbum Lunático eher Jazz-lastig und blickt in die Tiefen argentinischer Folklore, so experimentiert der Nachfolger Tango 3.0 mit Blues, Bluegrass oder Country und überrascht gleichzeitig mit behäbigen Bläsersätzen oder opulenten Streicherorchestern. Das nötige Fingerspitzengefühl beweisen die drei Soundtüftler Cohen Solal, H. Müller und Makaroff pünktlich zu ihrem zehnjährigen Jubiläum. Mit La Revancha en Cumbia ist 2011 ein Remix-Album ihres Debuts La Revancha del Tango erschienen. Viele DJs und Produzenten der Cumbia-Digital-Szene wie die Frikstailers, El Remolón oder El Hijo de la Cumbia wurden einst durch das Gotan Project dazu inspiriert, die elektronische Fusion mit der kolumbianischen Folklore zu suchen. In gewisser Weise ist die Cumbia Digital damit ein Kind des Electro-Tango. Um die Verbundenheit mit dieser Szene zu betonen, haben die Gründerväter des Electro-Tangos die Tracks ihres ersten Albums, La Revancha del Tango komplett den DJs aus Bogotá und Buenos Aires übergeben - und damit einer neuen Generation in die Hände gelegt.

Diskografie
La Revancha en Cumbia (Ya Basta, 2011)
Tango 3.0 (Ya Basta, 2010)
Lunático (Ya Basta/Universal, 2006)
Inspiracion Espiracion (Universal, 2004)
La Revancha Del Tango (Ya Basta, 2001)

Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr