Süpertunes - iZem | Nina Revisited Französischer Globetrotter und Huldigung für die Jazz-Lady

Von Johannes Paetzold

Der französische DJ und Produzent iZem hat von seinen langjährigen Reisen ein fluffiges Travelogue-Album mitgebracht. Lauryn Hill, Usher und Tochter Lisa ehren die Jazz-Ikone zeitgleich zur neuen Film-Dokumentation über Nina Simone.


 iZem: "Hafa"
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iZem: "Hafa"

iZem: Hafa (iZem)

Sechs Jahre ist er durch die Welt gereist, ein Globetrotter, der nun sein Debutalbum vorlegt: Der französische Produzent und DJ iZem. Bürgerlich heißt er Jérémie Moussaid Kerouanton, ein gutaussehender bärtiger Mittdreißiger, der heute in Portugal lebt. Das Album "Hafa", sein musikalisches Travelogue Album, wurde in Lissabon, Dublin und London aufgenommen.

Audiokünstler

iZem Musik lässt sich am ehesten mit den fluffigen Beats von US HipHop Produzent J Dilla vergleichen, eine gewisse Eleganz und Sanftheit durchzieht zudem alle Tracks auf "Hafa". Man spürt Anklänge an den Acid Jazz der 90er, oder zeitgemäßer formuliert, dies ist eine Spielart von New Jazz, mit elektronischen Beats unterlegt von Mastermind iZem. Natürlich kommt dieses Album aus einem Vertreter der Laptop-Generation, aber iZem ist kein Nerd, der Samples zusammenschraubt. Die Stücke auf "Hafa" wurden von echten Musikern eingespielt und gesungen. Der Franzose ist eher ein Audiokünstler. Da hört man die Wassertropfen im Song "Kulala", ein Ball hüpft ebenfalls durch den Song. Wer iZem von seinen DJ Sets kennt, hat diese Soundcollagen auch schon live erlebt. Hafa zeigt nun den versierten DJ, der seine Ideen zu Songs formt.

Gäste des Globetrotters

iZem hat ein gutes Gespür für die Auswahl seiner Mitstreiter. Es sind keine schon sattsam bekannte Namen aus dem Global Pop, iZem stellt uns die Newcomer vor. Im Song "Sadeo", ein ganz weicher gefühlvoller Song mit Bossa Feeling, singt Feather, bürgerlich Emma Burnett, eine Irin mit Roots in Sierra Leone. Der Song entstand aus einer der vielen Jam-Sessions, die dem Album zugrunde liegen. Gastsänger Segun Akano kommt aus Nigeria, iZem hat mit ihm den Song "Water" aufgenommen, treibender als die restlichen Stücke, mit einem Afrobeat. So hat man Afrobeats aber noch nicht gehört. Ganz sachte tuckern sie durch den Song, getragen von jazzigen Pianoläufen. Sängerin Binisa Bonner aus England, Amina Dastan aus Malaysien und Irland, Yolanda Reyes aus Mexiko – "Hafa" ist eine Reise durch die junge internationale Szene des Global Pop.

Schwebesound am Meer

Der Schwebesound ist sicher typisch für das Album. Aber es blubbert nie vor sich hin. Die Songs haben Strukturen, grooven, aber zerfließen nicht. "Sadeo", "Seasons", "Water" – das sind alles Stücke auf dem Album mit Arrangements, die im Ohr bleiben und Wiedererkennungswert haben. Izem ist ein Globetrotter, der sich mit Arrangements auskennt und eine klare Vorstellung seiner Songs hat. Sechs Jahre war er in Brasilien, Spanien und Irland unterwegs. Diese musikalische Welterfahrung spiegelt dieses Album zwischen Bossa, Afrobeat und Soul. Manchmal mit einer sehr getragenen Stimmung, die iZem aber bewusst erzeugen will. Wie auf dem Albumcover - ein Mann in langer blauer Robe, der in der Abenddämmerung über das ruhige blaue Meer schaut. Hafa - Ein Top-Album für den Sommer, die Nacht, um Ruhe zu suchen – und zu finden.

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Nina Revisited: A Tribute To Nina Simone
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Nina Revisited: A Tribute To Nina Simone

Nina Revisited: A Tribute To Nina Simone (Sony)

In diesen Tagen feiert die Film-Doku "Whatever happened, Miss Simone?"“ Premiere. Ein hochgelobter Film, mit Interviews und raren Archivaufnahmen der großen Jazz-Performerin. Zeitgleich erscheint das Album "Nina Simone Revisited. A Tribute to Nina Simone". Mit dabei: Jazz-Größe Gregory Porter, R'n'B Sänger Usher, Mary J Blige. Nina Simones Tochter Lisa. Und gleich mit fünf Tracks vertreten - Lauryn Hill.

Hill & Simone

Lauryn Hill singt auf dem Album Klassiker wie "Feeling Good", "Black is the Color" und "Wild is the Wind". Seit den Zeiten ihrer HipHop Band The Fugees ist Lauryn Hill ein erklärter Fan von Nina Simone. Und zu einem Drittel ist Nina Revisited ihr Album, sie hat es koproduziert. Ihr eigenes Solo-Comeback hebt nicht so richtig ab, dafür spürt man, wie engagiert sie sich hier der Sache annimmt. Zwischen dem Vorbild Nina Simone und Hill lassen sich Lebensparallelen ziehen. Beides sind afroamerikanische Sängerinnen, die sich gegen viele Widerstände durchsetzen mussten, die aber auch in sich widersprüchliche Biographien haben. Man spürt wie nah sich Lauryn Hill ihrer Ikone fühlt, wenn sie sich in einer 7-Minuten Version von "I Got Life" zwischen Hippie Soul und Rap richtig austobt.

Prominente Verehrer

Die Mitwirkung von Nina Simones Tochter Lisa ist natürlich von vorneherein eine besondere Absegnung des Projektes, gleich im Intro singt sie "My Mama Could Sing", als wenn es noch dieser Bestätigung bedürfte. Mit Jazz-Pianist Robert Glasper hat das Zusammenspiel der illustren Gäste als Produzent einen Hochkaräter, der sich offensichtlich weniger darum scherte, dass die 16 Songs von 13 Künstlern wie aus einem Guss klingen müssten. Im Gegenteil, die dürfen sogar zwischen der Vergangenheit und sehr aktuellen Sounds hin und her springen. Mary J Blige klingt mit "Don't Let Me be Misunderstood" nach 80er Jahre Soul. Während Rapper Common den Klassiker "Young Gifted and Black" ins aktuelle Geschehen zieht mit seinen gerappten Kommentaren zu den rassistischen Übergriffen in Ferguson und Charleston.

Tribute an Nina

Von Meshell Ndegeocello zu Lianne La Havas und Ben L Oncle, viele haben sich in jüngerer Vergangenheit an Tributalben für Nina Simone herangetraut. Nina Revisited hat sicher dabei die höchste Promi-Dichte. Klar, hier sollen nun Film Dokumentation und Tribut Album sich gegenseitig bewerben und hohe Aufmerksamkeit in Dopplung auf sich ziehen. Inhaltlich hebt sich Nina Revisited dazu am weitesten aus dem Fenster und lässt die Vorlage gleichzeitig am weitesten hinter sich, wenn Usher Simones bekanntesten Song "My Baby Just Cares for me" als Swing und Jazz Nummer interpretiert. Oder wenn die Ballade "Baltimore" nun auf Reggaebeats daher kommt. Von den Tributalben der jüngeren Zeit kümmern sich Robert Glasper und seine Künstler eben am wenigsten um authentische Versionen der Nina Simone Songs. Wer damit leben kann, ist mit Nina Simone Revisited gut aufgehoben.


Stand: 10.07.2015, 10.07 Uhr



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