Süperunterwegs - Duisburg Ruhrort Heimat für Wal und Künstler

Von Johanna Esch

Ein Szenetreff in einer alten Eisenwarenhandlung, eine Tatort-Kneipe, die in ein hippes Café verwandelt wurde und ein Denkmal für einen Wal - alles nur wenige Meter vom Rhein entfernt. Das kann nur: der Duisburger Stadtteil Ruhrort.


Plakat im Fenster mit der Aufschrift: Kunst ist nicht die Krücke der Gesellschaft sondern ihr Rückgrat
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Im Jahr 2010 war das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt. Für Duisburg Ruhrort eine Art Startschuss für den Wandel: Kreative, Künstler, Kulturschaffende haben damals den Stadtteil für sich entdeckt. Inzwischen hat Ruhrort den offiziellen Status "Kreativquartier". Außerdem gibt es verschiedene Künstlernetzwerke, die diese Entwicklungen noch weiter vorantreiben wollen.

Anke Johannsen ist Sängerin, ursprünglich kommt sie aus Süddeutschland. Sie sagt: "Als ich vor ein paar Jahren nach Duisburg gezogen bin, ist mir das aufgefallen, dass in Ruhrort sehr viel Potenzial ist. Ich bin viel gereist in der Welt, aber ich habe hier wirklich das Gefühl, man kann hier den Leerstand sehen, man kann hier aber auch die Kreativszene sehen. Man kann hier die Geister der Vergangenheit sehen, man kann hier aber auch die Zukunftsvisionen sehen."

Riesen Potenzial: Leerstand und Gründerzeithäuser

Eins ist klar: Duisburg Ruhrort ist eigentlich ein idealer Stadtteil. Es gibt viel Altbau, schöne Gründerzeithäuser und der Rhein mit seinen Promenaden und Uferwiesen lockt direkt vor der Haustür. Besonders schön dabei: Die vielen Binnenschiffe bringen internationales Flair nach Ruhrort. Auch der bedrückende Leerstand geht langsam zurück, denn die Kreativen eröffnen in immer mehr Ladenlokalen kleine Kunstgalerien. Außerdem gibt es einen Kulturkiosk, in dem man Ruhrpott-Fanartikel kaufen kann. Und die "Strickguerilla" verschönert sich ihren Stadtteil.

Spannend ist: junge Duisburger entdecken Ruhrort gerade neu. Zum Beispiel hat der erste Schimanski-Tatort in Ruhrort gespielt. Die Kneipe aus dem Film gab es wirklich, heute ist es ein hippes Café und schleust regelmäßig die Schimi-Fans durch Ruhrort. Stefan Schroer ist Dramaturg und weiß, dass die Keimzelle für diese Entwicklungen in Ruhrort das "Lokal Harmonie" ist. Schroer und seine Mitstreiter wollten eigentlich nur ein Projekt in der alten leerstehenden Eisenwarenhandlung machen, aber sie sind geblieben. Das Lokal Harmonie wurde zum Ort für neue Ruhrort-Visionen. Jetzt gibt es dort regelmäßig Musik, Theater, Performance und Lesungen.

Heimat für Wal Rhineheart

"Heimat für Rhineheart!", fordert der Künstler Jörg Mazur. Ihm hat es die Geschichte des weißen Wals im Rhein vor Duisburg angetan. Dort tauchte in den 1960ern ein verirrter Wal auf. Der Duisburger Zoodirektor wollte ihn unbedingt fangen. Der Wal entwischte immer wieder - ganz zur Freude der Duisburger, die "ihrem" Wal die Freiheit gönnten. Mazur nennt den Wal liebevoll Rhineheart (also Rheinherz oder Reinherz). Der Wal brauche unbedingt ein Denkmal - am besten direkt unten in den Rheinwiesen, damit er bei Hochwasser im Wasser schwimmen kann.


Wal-Lokal in Duisburg
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Das Wal-Lokal

Der Rohbau für Rhineheart ist fertig, jetzt fehlt Geld für den Bronzeguss des Denkmals. Mazur hofft, dass er das Geld per Crowdfunding zusammenbekommt. Bis dahin kann man Rhineheart in seinem Wal-Lokal in Duisburg Ruhrort besuchen.



Stand: 15.07.2015, 21.00 Uhr



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