Übersetzungsapps im Praxistest Rindfleischnudeln und 1000-jährige Eier

Lost in Translation, das war einmal. Heute gibt es doch Übersetzungs-Apps. Aber wie weit kommt man mit denen? Steffen Hudemann ist gerade auf der andere Seite der Erde, in Taiwan nämlich und hat verschiedene Apps getestet. Mal gucken, ob das geklappt hat...


Screenshot von verschiedenen Übersetzungsapp
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Steffen, wo bist du eingekehrt?

Ich bin da gewesen, wo ich am liebsten bin. In einer der vielen kleinen Garküchen in meinem Viertel. Da gibt es einfaches, günstiges, aber sehr leckeres taiwanisches Essen. Das Problem, was ich hier habe: Die Speisekarte ist ausschließlich auf chinesisch und niemand spricht auch nur ein Wort Englisch. Mein Chinesisch wiederum ist auch sehr bescheiden: Hallo, für eine Person, bitte, danke, ja, nein, die Zahlen kann ich – aber stoße ziemlich schnell an Grenzen. Aber ich habe ja immer mein Smartphone dabei!

Welche Apps hast du ausprobiert?

Ich habe mit dem Klassiker angefangen: Google Translate. Die kenn ja sicherlich einige. Den gibt es für viele, viele Sprachen, auch üfr Chinesisch. Man gibt den text auf Deutsch oder Englisch ein und die App übersetzt dann ins Chinesische, und zwar in Schriftzeichen als auch in Lautschrift. Ein Beispiel: Ein sehr typisches Gericht ist hier Rindfleischnudeln und wenn man das eintippt, erscheint sofort: niu rou mian. Das muss man dann nur noch richtig aussprechen. Und das ist das nächste Problem: für jede Silbe im Chinesischen gibt es vier verschiedene Betonungen. Wenn ich nur einen Hauch daneben liege, versteht mich niemand. Aber da hilft eine weitere App, die ich entdeckt habe: iTranslateVoice, die kann sprechen und mich auch verstehen.

Und wie läuft es andersherum, also wenn ich nicht schon auf Deutsch oder Englisch weiß, was ich will, sondern die Zeichen auf der Speisekarte verstehen möchte?

Chinesische Schriftzeichen kann ich auf meinem Handy nicht eintippen. Also muss mein Smartphone sie selbst erkennen. Da gibt es eine dritte App: Waygo. Von dieser App bin ich ein richtiger Fan geworden. Die funktioniert so: Ich scanne live mit der Kamera über die Speisekarte. Und dann ist es wirklich faszinierend, erscheint auf Englisch in Echtzeit das Ergebnis, in diesem Fall eben: Beef Noodles, du weißt schon: Rindfleischnudeln. Muss also nur noch auf das Gericht zeigen: Das ist wirklich schon fast Zauberei und funktioniert sehr, sehr zuverlässig. Einzige Ausnahme: Handschrift kann die App in der Regel nicht erkennen, muss schon gedruckt sein.

Hast du am Ende dein Essen gekriegt oder warst du vorher mit den Nerven fertig?

Nein, ich habe mein Essen bekommen. Die Rindfleischnudeln waren wieder großartig, wie überhaupt das Essen hier. Man sagt, wer einmal in China oder Taiwan gegessen hat, geht nie wieder in ein klassisches China-Restaurant in Deutschland. Das kann ich so unterschreiben. Ich hatte allerdings auch noch eine Vorspeise geordert. Das hatte mir die Waygo-App als "Tofu mit Eiern" übersetzt. Klang gut, war aber nur die halbe Wahrheit. Tofu in diesem Fall sehr spezielle glibbrige Masse und die Eier waren so genannte 1000-jährige Eier. Das ist eine ganz besondere chinesische Spezialität, Eier monatelang in so eine Tinktur eingelegt bis sie sich braun-grün verfärben, sehr eigener Geschmack. Da ist die App beim Übersetzen an ihre Grenzen gestoßen, und ich beim Essen. Musste ich leider stehen lassen.


Stand: 10.06.2015, 16.00 Uhr



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