Süperunterwegs - Marokko Wüstentour fernab von Kitsch und Glamour

Von Marianna Deinyan

Einmal auf einem Dromedar in den Sonnenuntergang reiten, die Nacht in der Wüste verbringen und auf einer Sanddüne mitten in der Sahara den Sternenhimmel betrachten.


Blick von Merzouga über das Sanddünengebiet Erg Chebbi in der Sahara.
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Blick von Merzouga über das Sanddünengebiet Erg Chebbi in der Sahara.

Marrakesch, die wuselige Touristenhochburg Marokkos, ist in der Regel Startpunkt für eine solche Tour. Die Stadt ist bekannt für ihre leuchtend bunten Souks, die bis zur letzten Ecke mit Souvenirs überladen sind. Öllampen, bunte Decken und Teppiche, Ledertaschen, Turbane, Schmuckkästchen oder Spiegel mit feinen Ornamenten – wer Geld ausgeben will, ist in Marrakesch genau richtig.

Ein Spaziergang durch Marrakesch führt in der Regel nicht am bekannten Djemaa El Fna vorbei, ein Marktplatz, auf dem es nur so vor Absurditäten wimmelt: Schlangenbeschwörer, selbsternannte Zahnärzte, die unter freiem Himmel ihre Dienste anbieten, angeleinte Äffchen, die den Touristen für Geld auf die Schulter gesetzt werden. Nach Sonnenuntergang verwandelt sich der Platz in einen riesigen Essenmarkt – spätestens dann lohnt sich ein Abstecher auf den Djemaa El Fna.

Alles andere als wuselig und laut ist jedoch die Wüste. Wer die Sahara von Marrakesch aus besuchen will, braucht vor allem Geduld. Das Ziel der Reise ist Merzouga – ein relativ kleiner Ort am Rande der Sahara kurz vor der Grenze zu Algerien. Nach 600 Kilometern, unzähligen Serpentinen und gut zwei Tagen Fahrt gelangt man in der Regel dort an. Die Fahrt dorthin führt durch das mittlere Atlasgebirge, vorbei an den schneebedeckten Bergspitzen des Hohen Atlas und leuchtend grünen Graslandschaften, die eher an Mitteleuropa als an Afrika erinnern.

Merzouga ist der Startpunkt für die eigentliche Wüstentour, die meistens am späten Nachmittag beginnt und rund eineinhalb Stunden dauert. Eineinhalb Stunden auf dem Rücken eines Dromedars. Wer pünktlich loszieht, kann den Sonnenuntergang von einer Sanddüne aus beobachten – eine surreale Kulisse. Und auch die Nacht in der Wüste fühlt sich unecht an: die Stille, der sternenklare Himmel, der kalte Wüstensand an den Füßen. Diese einzigartige Erfahrung lässt einen schnell vergessen, wie anstrengend es ist, eine Sanddüne hoch zu klettern und auch, wie sehr der eigene Hintern vom eineinhalbstündigen Dromedar-Ritt schmerzt – und wie viel mehr er nach dem Rückweg am nächsten Morgen schmerzen wird. Wer also bereit ist, lange Autofahrten und schmerzhafte Dromedar-Touren auf sich zu nehmen, wird in Marokko mit atemberaubenden Kulissen und einmaligen Erfahrungen belohnt.


Stand: 03.06.2015, 21.00 Uhr



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