Literaturtipp - Februar 2016: Nachts ist es leise in Teheran
Iran in Deutschland, Deutschland im Iran – Shida Bazyar erzählt in ihrem glänzenden Debütroman "Nachts ist es leise in Teheran", die Geschichte einer persisch-deutschen Einwandererfamilie.
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Teheran bei Nacht.
Diese Geschichte beginnt 1979 in Teheran. Die Macht des Schahs ist brüchig, Proteste und Demonstrationen allerorten, Umsturz liegt in der Luft. Für einen Moment scheint alles offen, nur einen Augenblick später ist die Revolte allerdings schon wieder vorüber, mit Chomeini ist ein neuer Despot an der Macht, der der "islamischen Revolution". Behsad, der für eine kommunistische Zukunft seines Landes kämpfte, muss wenig später fliehen; zusammen mit der Dichterin Nurid, seiner großen Liebe, und mit Laleh, dem gemeinsamen Töchterchen.
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Shida Bazyar: Nachts ist es leise in Teheran
Wie so viele persische Oppositionelle verschlägt es die Drei nach Deutschland, dort werden noch zwei Kinder bzw. Geschwister hinzukommen, Mo und Tara. Fünf Familienmitglieder also – denen Shida Bazyar in ihrem kunstvoll komponierten Roman in vier langen und einem kürzeren Kapitel jeweils eine Stimme geben wird. So erzählt sie aus verschiedenen Perspektiven von verschiedenen Zeiten der Familie im jeweiligen Umfeld. Unabdingbar damit verbunden ist einerseits die Zeitgeschichte des Iran, andererseits aber auch die der BRD, in der die "Kinder" – im Gegensatz zu den Eltern – natürlich viel mehr zu Hause sind als im fernen Iran. Damit entstehen zwei große thematische Dimensionen: Politik und Zeitgeschichte auf der einen, das Leben zwischen oder auch: mit zwei Kulturen auf der anderen Seite.
Shida Bazyar, geboren 1988, ausgebildet an der Fakultät für literarisches Schreiben in Hildesheim, lebt in Berlin, sie stammt aber aus Hermeskeil in Rheinland-Pfalz, und man darf annehmen, dass die Geschichte ihres Debütromans mehr oder minder autobiographisch grundiert ist. Was diese Story von vergleichbaren Erinnerungs-Familienromanen mit Migrationshintergrund unterscheidet, ist ihre literarische Finesse: „Nachts ist es leise in Teheran“ ist intelligent konstruiert, schlau komponiert und toll geschrieben, eigenwillig im besten Sinne, ein glänzendes Debüt.
Stand: 16.02.2016, 21.00 Uhr
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