Moderation Johannes Paetzold

An einem freien Tag verbringt Johannes Paetzold nach einem deftigen Frühstück mit Baked Beans seine Zeit am liebsten mit 5-String-Banjo-Spielen und kopiert Alltagsbewegungen in Zeitlupe. Dazu dann noch ein gutes Buch US-amerikanischer Gegenwartsliteratur oder ein Western und schon ist der Tag perfekt.



Johannes Paetzold
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Johannes Paetzold moderiert die Global Pop Lounge

Es fing alles an ...

In Franken. Ich war noch ein Teenie, als wir nach Norden zogen. Ich gewöhnte mir "Grüß Gott!" ab, zog die Lederhosen nur noch zu Hause an, und versuchte mein fränkisches "R" für den Norden Deutschlands abzuschmirgeln. Vergeblich. Nach dem Studium lebte ich mehrere Jahre in England, wo mein süddeutsches "R" überhaupt keine Rolle spielte, im Gegenteil. Als die Mauer fiel, saß ich in Nähe des Grabes von Karl Marx im Londoner Stadtteil Highgate und dachte spontan, es wäre Zeit, wieder nach Hause zu gehen.

Was wäre eigentlich aus mir geworden?

Ich wäre gerne ein Linguist, dessen einziger Job es ist, sich Menschen auf Tonträger anzuhören und dann genau bestimmen zu können, woher diese Person stammt, welchen Bildungsstand sie hat, was ihre Vorlieben sind, welche Sprachen ihre Vorfahren gesprochen haben. Nur von ein paar Sätzen. Wer den Film "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" gesehen hat: Darin gibt es eine Person, die diesem Berufsbild sehr nahe kommt, aber im Film auch bald sehr tot ist.

Meine Stadt, mein Land, mein Fluss ...

Nürnberg. Berlin. Main, Mainschlaufe. Themse. Südküste Englands. Ostseeküste vor Usedom.

Meine Musik ...

Groove. Egal, ob Punk (Buzzcocks, Gang of Four) oder New Wave (B 52's) oder Rock (Lynyrd Skynyrd): Ich mochte immer die Bands, die nicht auf die Eins draufhauten, sondern groovten. Aber Neil Young wird immer eine Ausnahmestelle haben. Johnny Cash. Frank Zappa. Als ich in England wohnte, konnte man an einem Kiosk früher als irgendwo sonst in London, den New Musical Express kaufen, damals meine Bibel für neue aufregende Musik. Und da wurde neben Rock, Wave, Club die Platte eines Musikers namens King Sunny Ade aus Nigeria angepriesen. Das war dann wirklich eine Platte, die mein Leben veränderte. Von dort führten tausend aufregende Wege zu Bands wie dem Orchestra Baobab, Chaba Fadela, Mouth Music. Reggae satt. "The World is my Oyster", sagen die Engländer. Ich bin überall zu Hause. Musikalisch auf jeden Fall.

Meine Filme ...

Alles mit Bruce Dern (Vater von Laura), zum Beispiel "They Shoot Horses, don't they?". Western. "Big Lebowsky", "O Brother Were are Thou?". "Die Brücken am Fluss" mit Clint Eastwood. "Frankie and Johnny" mit Al Pacino. "Indien", Kult mit Josed Hader und Alfred Dorfer.

Meine Bücher ...

Wolf Haas. Shakespeare. Amerikanische Gegenwartserzähler. Definitiv Herman Melville (zum Beispiel Bartleby the Scrivener). Und immer das nächste Buch.

Mein größter Luxus ...

Zeit. Gern mehr.

An einem freien Tag ...

bleibe ich neben meinen Lieben im Bett liegen. Kopiere Alltagsbewegungen in Zeitlupe. Lese. Spiele, zum Beispiel 5-String-Banjo. Genieße Frühstück mit Baked Beans.

Funkhaus Europa ist ...

Mit zwei Prüf-Fingern immer auf dem Puls von Global Pop und Kultur.

Was ich noch sagen wollte ...

Gott hat diese Welt nicht perfekt erschaffen. Zum Beispiel Avocados. Kerne zu groß (alter Joke).