Sehenswertes aus Netz und TV Auf der Jagd

Von Christian Werthschulte

Drei Computerspieler jagen den Traum vom Profisport | Eine Kommissarin jagt einen Serienmörder | Ein Klon jagt verpasste Gelegenheiten | Süperflimmern - Sehenswertes aus Netz und TV.

Die Leidenschaft der Supergamer


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Wenn es gerade einen Jungstraum gibt, dann ist es dieser: mit Computerspielen Geld zu verdienen. "The Supergamers", ein Dokumentarfilm der BBC, erzählt genau davon. Drei junge Männer versuchen, sich als professionelle Computerspieler durchzuschlagen - mit wechselndem Erfolg. KaSing hat es schon geschafft, er spielt in der Europaliga von "League of Legends" und verdient dort in einem halben Jahr rund 32.000 Euro. Impaler spielte früher in der gleichen Liga wie KaSing, mittlerweile ist er ein Viertliga-Spieler und muss bei Turnieren auf Feldbetten übernachten. Und Greensheep, der Dritte, ist 17 und macht gerade seinen Schulabschluss, während er in die E-Sports-Profiliga aufsteigt, was seine sehr ehrgeizigen britisch-chinesischen Eltern natürlich nicht so toll finden.

E-Sports ist ein kurzlebiges Geschäft. Als Teenager ist man in der Regel am erfolgreichsten - wenn man 22 wird, lassen die Reflexe nach. Für die drei "Supergamer" heißt das, dass sie verzichten müssen. Keiner der Spieler hat eine Freundin und sie haben Angst um ihre Zukunft. "Jeden Abend denke ich darüber nach, ob ich den richtigen Weg gehe. Soll ich soviel „Hearthstone“ spielen oder lieber weiter zur Schule gehen?", fragt sich Greensheep. "Wenn ich dann zu Hause bin und die E-Sports-Events sehe, treibt mich das zum Weitermachen an, um endlich einmal zu gewinnen." Dass "The Supergamers" den fast schon klassischen Konflikt - Leidenschaft versus Karriere - glaubwürdig schildert, liegt an Moderator Dan Howell. Der hat sein Jura-Studium für ein Leben als YouTuber eingetauscht, kennt diese Problem also aus erster Hand. Aber dass er so nah an seinen Protagonisten ist, erklärt auch den großen Mangel des Films: Über das von Computerspiel- und Hardwarefirmen finanzierte Spiel mit der Leidenschaft junger Männer erfährt man nur wenig Hintergründiges.


Die Abgründe des Super-Cops


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Öresundbrücke im Nebel.

Zwischen Dänemark und Schweden liegt der Öresund und über den ist eine lange Brücke gespannt. Diese Brücke ist der Namensgeber für "Die Brücke", deren dritte Staffel gerade angelaufen und schon komplett in der ZDF-Mediathek zu sehen ist. Die schwedische Polizistin Saga Norén ermittelt gegen einen Serienmörder, der seine Opfer brutal ermordet und die Überreste wie ein Kunstwerk arrangiert. "Die Brücke" spielt nicht im Schweden von Büllerbü und Småland, sondern in einem nebelverhangenen Großstadt-Schweden, wie man es aus anderen Nordic-Noir-Krimis kennt. Besonders macht die Serie die Figur der Kommissarin Saga Norén. Sie leidet unter dem Asperger-Syndrom - ist also hochintelligent, aber sozial vollkommen überfordert. Im Laufe der Staffel entpuppt sie sich jedoch als vielschichte Persönlichkeit, deren Abgründe den Abgründen des Mörders, den sie verfolgt, nicht unähnlich sind.


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Ein Klon aus der Superzukunft

Die vierjährige Emily ist die Hauptfigur von "The World of Tomorrow", einem Animationsfilm. Emily wird darin von einerZeitmaschine 227 Jahre in die Zukunft transportiert. Dort trifft sie dann auf ihren eigenen Klon, der sie einlädt, einen Rundgang durch ihre Erinnerungen zu machen. Klein-Emily begegnet dort den verflossenen Affären von Klon-Emily und wird ermahnt, dass sie keinen Tag im Leben verschwenden soll. Emily versteht das natürlich nicht - sie ist ja auch erst vier Jahre alt. Kurz bevor in der Zukunft die Welt untergeht, kehrt sie wieder in die Gegenwart zurück. Dass "World of Tomorrow" für den Oscar nominiert ist, verdankt er zuerst dem Zeichenstil von Animator David Hertzfeld.


Die Figuren sind Strichmännchen, die in einer abstrakten Welt mit psychedelischen Farben platziert. Das erinnert an frühe 3D-Computerspiele aus den 80ern, die ihre Dreidimensionalität mit einfachen geometrischen Formen herstellen mussten. So wirkt die Welt von Morgen minimalistisch und sehr charmant zugleich. Der einzige Nachteil: Für den Film ist eine kleine Leihgebühr fällig.


Stand: 15.02.2016, 17.00 Uhr