Süpertunes - Ghostpoet | Fantasma: Radiohead-Soul & Guzu-Sound
Der Londoner Ghostpoet veröffentlicht mit "Shedding Skin" sein drittes Studioalbum: Ein Mix aus Spoken Word und Indie-Soul Radiohead-Sound. Außerdem präsentieren wir das Debüt von Fantasma "Free Love". Dahinter steckt der südafrikanische Soundpionier Spoek Matambo.
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Album-Cover von "Shedding Skin".
Ghostpoet: Shedding Skin (PIAS)
Hinter dem jungen Londoner "Ghostpoet" steckt Obaro Ejimiwe, Sohn nigerianischer und dominikanischer Einwanderer in England. BBC-Radiomoderator Gilles Peterson war schon früh großer Fan von ihm - und hat Ghostpoet unterstützt. Immer wieder wurde er mit seinem industriellen, melancholischen TripHop-Sound mit Roots Manuva oder Tricky verglichen. Aber zwischendurch ist etwas passiert...
Radiohead-Soul
Ghostpoet ist unterwegs in Mali. Bei dem Projekt Africa Express zusammen mit Brian Eno. Der hat ihm auch einen wichtigen Rat gegeben: "Nimm das Album mit einer Band auf". Das tat er auch und man hört den Unterschied auf "Shedding Skin" ganz eindeutig. Schon im Opener des Albums - "Off Peak Dreams" - hört sich hier nichts mehr nach der Marke Homestudio an, sondern nach Radiohead, bloß mit dem Markenzeichen Spoken Word, das Ghostpoet über seinen darken Sound schleift. Auf dem Album wurden die elektronischen Elemente zurückgeschraubt und dafür atmosphärischen Gitarrensound und Schlagzeug viel Platz eingeräumt. Was bleibt, ist dieser melancholische Unterton in der Musik. Stilistisch bewegt sich Ghostpoet jetzt irgendwo zwischen Indie, Soul und Rock.
Melancholischer Stadtpoet
Inhaltlich besinnt er sich auf das, was er kann: Das Beobachten von Alltagsituationen und der Stimmung in seiner Wahlheimat London. Die sieht gar nicht gut aus. Innere Monologe schieben sich über seine Songs. Sie handeln beispielsweise von häuslicher Gewalt wie in "Yes I Help you Pack", von Obdachlosigkeit oder Trennungsschmerz und Vereinsamung in der Großstadt.
Monotonie und Vielseitigkeit
Für sein "Shedding Skin" hat Ghostpoet sich einige Kollaborationen organisiert: Mit der belgischen Jazzvokalistin Mélanie de Biasio etwa und dem Sänger Paul Smith von der Indie-Rock Band Maximo Park. Am gelungensten könnte man aber die Zusammenarbeit mit der pakistanisch-norwegischen Sängerin Nadine Shah bezeichnen. Die Kombination der verrauchten Frauen-Whyskey-Stimme dann der helle Sprechgesang von Ghostpoet vermischt mit diesem bluesigen Orgel-Sound und Rockgitarre - einfach grandios! Die Gastauftritte bringen insgesamt noch mehr Farbe und Verspieltheit auf das Album - eine perfekte Abwechslung zum monotonen Sprachgesang.
Indierock mit Sprachgesang im Bürgersteigslang
Insgesamt kann man sagen, dass Ghostpoet reifer, erwachsener geworden ist. Der Sound kommt nicht mehr aus selbstgebauten Beats aus dem Schlafzimmer, sondern von seiner Liveband. Ein Riesensprung nach vorne. Das Ergebnis: ein Album irgendwo zwischen britischer Melancholie und Bürgersteig-Slang. Spoken Word für Fans von Radiohead, aber auch dem frühen David Bowie, mit genialen Lyrics.
Fantasma: Free Love (Soundway Records)
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Album-Cover von "Free Love".
Hinter der Newcomer Band steckt vor allem der bekannte Produzent und Rapper Spoek Matambo aus Johannesburg. Sein Name fällt fast immer, wenn es um neue, innovative Musik aus Südafrika geht. Er ist gerade mal 30 Jahre, aufgewachsen in Soweto und nennt seine Musik "Post Apartheid Dance Music". Seine Spezialität: Er fusioniert Sounds aus Südafrika mit elektronischer Musik oder HipHop. Jetzt hat er die Band Fantasma Gegründet. Exemplarisch für den Sound ist zum Beispiel "Higher Power" - da treffen traditionelle Rhythmen und westafrikanische Highlifegitarren-Akkorde auf klassische Rockelemente und Rap.
Die neue "Südafrikanische Superband"
Das Projekt wurde in der Landespresse auch schon als "Südafrikanische Superband" bezeichnet. Auf ihrem Debüt-Album "Free Love" werden zig Stile in einen bunten Klangteppich verwoben. Dazu kommen schrille moderne Visuals, da fusionieren Graffiti, Comicstile und Echtbilder. Experimentell wird es beim Electro-Schocker "Peaking". Diese neue Fusion nennt man zwischen Kapstadt und Johannesburg "Guzu".
Der "Guzu"-Sound
Nicht zu überhören: Gitarrist Andre Geldenhuy, der auch schon in einer schwedischen Metalband gespielt hat. Geldnehuys bringt ganz klar die nötige Portion Rock mit auf die Platte. Dazu kommt der Perkussionist DJ Spoko, er ist in Südafrika ein Star, Pionier des Stils "Bacardi House" und er hat bei DJ Mujavas Hit "Township Funk" für die Percussions gesorgt. Und noch ein Big Name des Landes ist mit von der Partie: Bhekisenzo Cele, er steht für die traditionellen Zulu-Sounds und Gesänge von der Südküste. Seinen Einfluss hört man deutlich in fast allen Songs, so auch in "Basbizilie": traditioneller südafrikanischer Gesang, unterlegt mit einem Roots-HipHop-Beat, dann kommt wieder diese Rockgitarre, vermischt mit Soukousse-Vibes und Raps von Spoek Matambo.
In der Tradition von Soweto
In seinem Stilmix verpackt Spoek Matambo auch eine Botschaft: Er will mit der Musik verschiedene Generationen und Menschen in Südafrika zusammenbringen. Die Verhältnisse haben sich im Postapartheid Südafrika natürlich verändert, aber eins ist geblieben: die starre Klassengesellschaft. Damit stellt sich Spoek Matambo mit innovativem Sound in eine lange Tradition des Soweto: Musik als Mittel und Mittel zur Veränderung.
Stand: 06.03.2015, 10.00 Uhr
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