Die Sprach-Lern-App "Iconary": Mobiles Bilderwörterbuch
Etwa eine Million Menschen sind in diesem Jahr nach Deutschland geflüchtet, Menschen, die jetzt versuchen, hier anzukommen. Deutsch lernen ist dabei erstmal das wichtigste, doch die Kurse sind voll. Eine Sprach-Lern-App soll nun helfen. Grit Thümmel hat "Iconary" getestet.
Audio
Sprach-Lern-Apps gibt es mittlerweile viele. Was ist das Besondere an Iconary?
Dass sie so simpel ist! Man muss noch nicht mal das Alphabet können, weil die App mit Bildern arbeitet, daher der Name "Iconary". Sie arbeitet mit Icons, also Bild-Symbolen und Stimme in fünf Sprachen. Sie ist also auch für Leute geeignet, die kein Englisch können oder gar nicht lesen gelernt haben und ist deshalb auch für Kinder geeignet.
Wie geht das?
Man sucht im Menü eine von zehn Kategorien aus, z. B. Lebensmittel, Berufe, oder Kleidung, klickt auf die Bilder bzw. Symbole und dann bekommt man dazu ein Audio. Das ist dann keine Computerstimme, sondern ein Muttersprachler.
Wie so vieles, was in Deutschland gerade in Sachen Flüchtlingshilfe passiert, wurde auch diese App von Freiwilligen gemacht. Wie kam es zu der Idee?
Die Idee dazu hatte Laura Brandt. Sie arbeitet als Grafikerin in der Bremer Überseestadt. Als im Sommer vor ihrem Büro Flüchtlingszelte aufgebaut wurden und immer mehr Menschen ankamen, hat sie angefangen, gemeinsam mit Freunden Deutschkurse zu geben. Dabei hat sie gemerkt, dass es an Material fehlt. Da sie Grafikerin ist und es sozusagen ja auch ihr Business, zu entwickeln, fand sie eine App sehr nahe liegend. 4 Monate hat sie jeden Tag nach Feierabend daran gearbeitet.
Du hast die App mit Flüchtlingen getestet. Was sagen die?
Ich hab die App mit Jaber und Wael aus Syrien ausprobiert. Die beiden sind seit einem halben Jahr in Bremen, dürfen mittlerweile einen Deutschkurs machen, allerdings nur 6 Stunden in der Woche. Deshalb testen sie so ziemlich alles, was beim Deutsch lernen hilft und finden die App gut, "weil sie so einfach und verständlich ist und wenig Speicherplatz auf dem Handy benötigt", wie sie sagen. Eine Favoritenliste hätten sie sich allerdings noch gewünscht. Einen dicken Pluspunkt gab es dafür, dass die App auch offline funktioniert, also keine Daten verbraucht.
Können die diese App denn auch im Alltag benutzen?
Ja! Cool fanden die Jungs, dass sie im Supermarkt eben mal checken können, wie ein Wort ausgesprochen wird und vor allem, dass die verdammt nervigen deutschen Artikel bei jedem Wort dabei sind. Das ist nämlich ein großes Problem für viele. Neben den Basics vermissen sie noch Begriffe, die für Flüchtlinge total wichtig sind, wie Reiseausweis, Ausbildung, Anmeldung etc.. Das wird dann aber natürlich mit den Icons irgendwann schwierig, genauso wie bei abstrakten Begriffen wie Gefühlen. Aber für das erste Ankommen ist die App für Wael und Jaber auf jeden Fall eine gute Sache! Iconary gibt es übrigens für Android und iOS – natürlich kostenlos.
Stand: 29.12.2015, 16.00 Uhr
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