Filmpremiere in Köln: "Der Kuaför aus der Keupstraße"
Am 27. Januar wurde die Dokumentation "Der Kuaför aus der Keupstraße" in Köln gezeigt. Der Dokumentarfilm von Andreas Maus befasst sich ausgehend von dem Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße 2004 mit einem Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU).
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- Audio: Sebastian Filipowski im Gespräch mit Elmas Topcu (03:58 min.) Elmas Topcu, Cosmo
An einem Mittwochnachmittag im Juni 2004 explodierte eine Nagelbombe vor dem gut frequentierten Friseursalon der Brüder Özcan und Hasan Yildirim in der Kölner Keupstraße. Die Bombe war gefüllt mit fünf Kilogramm Sprengstoff und 702, zehn Zentimeter langen Zimmermannsnägeln. Durch die Wucht der Explosion wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer.
Der infame Anschlag wurde durch die skandalöse Ermittlungsarbeit konterkariert. Die Ermittler und Politiker schlossen einen rechtsradikalen Hintergrund schnell aus. Jahre lang wurde gegen die Opfer ermittelt. Immer wieder war von den kriminellen Ausländermilieus die Rede, bis 2011 der NSU aufflog. Seit dem Anschlag vor zwölf Jahren ist das Leben der Anwohner und Geschäftsleute in der Keupstraße ein anderes. Andreas Maus, der Regisseur der 90-minütigen Dokumentation, gibt in dem Film jenen Menschen eine Stimme, die nach dem Kölner Nagelbomben-Attentat, nicht gehört worden waren.
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Video: Der Kuaför aus der Keupstraße (03:12 Min.)
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Der Kuaför aus der Keupstraße
Reaktionen auf den Film
Funkhaus-Europa-Reporterin Elmas Topcu, die bei der Premiere anwesend war, berichtet: "Während des Films war der Saal sehr ruhig, aber das Entsetzen war vielen ins Gesicht geschrieben. Heute wissen sie, dass die Täter das Ziel hatten, möglichst viele Migranten zu töten und zu verletzen. Und das wird durch den Film wieder sehr deutlich.“ Viele der Opfer leiden bis heute an Depressionen und Traumata. Sie wurden von Polizei und Justiz verdächtigt und stundenlang verhört.
"Die Stärke des Filmes ist, dass man auch die Pannen und brutalen Polizeiverhöre der Ermittlungsbehörden in nachgestellten Szenen wahrheitsgetreu miterleben kann“, berichtet Elmas Topcu. Dem Reggisseur Andreas Maus gelingt es durch geschickte Erzählstrategien – die Verschränkung von dokumentarischen und inszenierten Material – eine Distanz herzustellen, die die perfide Systematik, mit der verschwiegen, vertuscht und verdrängt wurde, umso klarer zu Tage treten lässt.
Elmas Topcu ist beindruckt von der Kraft des Films: "Zum ersten Mal erzählen die Opfer ausführlich über das, was sie erlebt haben und wie sie sich dabei fühlten.“ Ein tiefer, intimer Blick in die Privatleben der Opfer, die mit bemerkenswerter Ehrlichkeit erzählen, dass sie an Selbstmord dachten, oder daran, Deutschland für immer zu verlassen. Nicht nur der Lebensmut wurde ihnen genommen, sondern auch das Vertrauen in den deutschen Staat zerstört.
"Der Kuaför aus der Keupstraße": Bundesweiter Kinostart ist am 25. Februar 2016.
Stand: 28.01.2016, 10.00 Uhr
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