Praktikum für syrischen Flüchtling Nach der Flucht zurück ins Arbeitsleben

Muhammed ist vor 6 Monaten allein vor dem Krieg in Syrien geflohen und lebt seitdem in Bremerhaven. Dank einer freiwilligen Helferin in seiner Unterkunft macht er nun ein Praktikum in einem Dentallabor. Sina Derezynski hat ihm bei der Arbeit über die Schulter geguckt.


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Muhammad Hamami kommt aus Syrien aus der Stadt Aleppo. Auf seiner Reise nach Deutschland ist er zuerst nach Bremen gekommen, später dann nach Bremerhaven. Hier ist der 25-Jährige zurzeit Praktikant in einem Dentallabor. So sitzt er in einem weißen Kittel an einem hell-beleuchteten Arbeitstisch und modelliert an einem Gebiss. Seit 3 Wochen arbeitet er in dem Dentallabor in Bremerhaven. Am besten gelingen ihm Brücken und Kronen. Mit rotem und grünem Wachs formt er die Modelle unter der Aufsicht von seinem Meister Jan Stoike.

Verständigung mit Händen und Füßen

In seiner Heimat in Syrien hat Muhammed Zahntechnik studiert. 2 Jahre ging er in Aleppo zur Universität. Die ist nun im Krieg zerstört worden, hat er seinem Meister erzählt. Darüber ist Muhammed traurig. Doch sonst reden die zwei nicht so viel Persönliches miteinander. Im Arbeitsalltag geht's mit Händen und Füßen. Irgendwie. Einer spricht Deutsch, der Andere Arabisch, beide verstehen sich. Auch wenn sie sich irgendwie verständigen können, so richtig unterhalten geht noch nicht. Gerne würde Zahntechnikermeister Jan Stoike seinen jungen Kollegen einmal fragen, wie es ihm denn so geht. Ob er sich gut eingelebt hat, ob er Sorgen oder Ängste hat, doch dafür reichen die Sprachkenntnisse nicht. Doch beide sind zuversichtlich.

Praktikumszeiten sollen verlängert werden

Aber nächste Woche soll Schluss sein mit seinem Praktikum. Laut Mindestlohngesetz darf er nicht länger als Praktikant beschäftigt werden. Wenn er in dem Dentallabor bleiben sollte, müsste ihm auch der Mindestlohn bezahlt werden. Das möchte der Chef auch, gerne sogar mehr, denn er sieht das Talent bei Mohammed. Doch ist die Ausbildung, die Mohammed in Syrien gemacht hat, ganz anders, als die Deutsche Ausbildung. Deshalb würde er Mohammed gerne noch länger als Praktikanten behalten und für die Arbeitswelt fit machen, bis er ihn einstellen kann. Und es gibt Hoffnung für Mohammed: Der Bundestag plant eine Gesetzesänderung. Die Praktikumszeiten für Asylberechtigte sollen verlängert werden. Bis zu einem halben Jahr dürfte ein Praktikum dann dauern. Das wäre für Mohammed die Lösung. Sein Chef sagt, wenn er sein Praktikum verlängert, dann kann er, wenn er sich gut macht und sein Deutsch verbessert, auf eine Anstellung hoffen.


Stand: 19.02.2016, 16.20 Uhr



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