Flucht in der Literatur: Glut und Asche
Migration, Flucht, Einwanderung, Flüchtlinge – durchaus seit Jahren Thema in der Literatur. In diesem Jahr gibt es, analog zur Realität, deutlich mehr Bücher als in den Jahren zuvor, die Flucht thematisieren. Ulrich Noller stellt uns drei Bücher stellt vor.
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Gehen, ging, gegangen
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Gehen, ging, gegangen, Jenny Erpenbeck, Knaus Verlag, 19,99 €
Der Roman "Gehen, ging, gegangen" von Jenny Erpenbeck, erschienen im Knaus Verlag, erzählt die Geschichte von Richard, einem Berliner Professor, der in den Ruhestand versetzt wird. Nach einigen Monaten in Rente langweilt Richard sich, und da in Kreuzberg und auf dem Alexanderplatz demonstrierende Flüchtlinge aus Afrika in den Medien für Aufsehen sorgen, schaut er dort vorbei, kommt in Kontakt und beginnt, sich zu kümmern. Jenny Erpenbeck erzählt einerseits die Geschichte von Richard und den Flüchtlingen, andererseits die Geschichten der Flüchtlinge selbst. Das Ganze ist intensiv recherchiert und auf Basis dieser Recherche ist dieser bewegende und zugleich gut geschriebene Roman zur Einwanderung entstanden.
Erschlagt die Armen
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Erschlagt die Armen!, Shumona Sinha, Edition Nautilus, 18,- €
"Erschlagt die Armen!" ist ein Roman, in dem Realität und Fiktion zusammenspielen. Shumona Sinha erzählt von einer Übersetzerin der Pariser Asyl-Behörden, die eines Tages ausrastet und einem Antragsteller, der sie in der Metro stalkt, eine Flasche über den Kopf zieht, woraufhin sie vorübergehend ins Gefängnis kommt. Ein Polizist versucht herauszufinden, was sie zu der Tat motiviert hat. Der Leser weiß, dass sie all die vielen Leidensgeschichten und all die vielen Lügen, die sie zu hören bekam, nicht mehr aushalten konnte. Und sie weiß, dass die Leute lügen müssen, um eine Chance auf Duldung zu haben. All die Dinge konnte sie für einen Moment einfach nicht mehr ertragen. Interessant, und hier ist auch die Verknüpfung von Fiktion und Realität: Sinha, die aus Indien nach Frankreich eingewandert ist, hat selbst lange als Übersetzerin für die Ausländerbehörde gearbeitet. Sie weiß also genau, wovon sie in ihrem Roman schreibt. Nach dessen Veröffentlichung wurde sie übrigens gekündigt.
Glut und Asche
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Glut und Asche, James Lee Burke, Heyne Verlag, 17,99 €
„Glut und Asche" von James Lee Burke, erschienen im Heyne Verlag, ist ein Krimi-Highlight in diesem Jahr. Wie in vielen US-Krimis geht es hier als "eigentliches" Thema um die Flucht über die grüne Grenze von Mexiko in die USA und um die Frage, wie gewollt diese illegale Migration von Gesellschaft und Wirtschaft ist, denn natürlich sind die "neuen Sklaven", die so ins Land kommen, ein immenser Wirtschaftsfaktor. James Lee Burke liefert mit diesem Krimi auch eine heftige Kritik an einer kapitalistischen Gesellschaft.
Stand: 16.12.2015, 17.20 Uhr
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