Just Music – Stevie Wonder wird 65 Hinreißend und tiefgründig

Von Joachim Deicke

Es gibt keinen anderen Musiker, der politische und soziale Themen so elegant in Hits verwandelt hat wie Stevie Wonder. Selbst sein scheinbar so harmloses "Happy Birthday" hat es in sich. Joachim Deicke nimmt einige Schlüsselsongs von Stevie Wonder unter die Lupe.


Stevie Wonder am Klavier mit Mikro und Just Music-Logo
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Stevie Wonder ist allgegenwärtig. Er ist einer der meistgewünschten Musiker im Radio. Zum Geburtstag wird "Happy Birthday" gespielt, zur Geburt einer Tochter gratuliert man mit "Isn't She Lovely" und für eine ganz besondere Liebeserklärung gibt's "I Just Called To Say I Love You". Aber seit 1985 ist Stevie Wonder praktisch abgemeldet. Nur vier Studioalben hat er seitdem veröffentlicht. Und die hatten nur wenig von dem Biss seiner Klassiker. Schade, dass Stevie Wonder keinen Nachfolger gefunden hat.

Stevie Wonder: You Haven't Done Nothin'

Stevie Wonder war richtig sauer, als er 1974 diesen Song schrieb und bis auf Platz eins brachte: "Wir haben 's so unglaublich satt, wie du versuchst die Wahrheit zurecht zu biegen. Wenn du's ganz genau wissen willst, dann hast du überhaupt nichts geleistet." Das Stück landete auf Platz eins, und Richard Nixon wurde der bisher einzige Präsident der USA, der wirklich zurücktreten musste.

Stevie Wonder: He's Misstra Know-It-All

Schon vorher hatte Stevie Wonder Präsident Nixon als "Mr. Allwissend" verspottet, den Typen, der mit einem Lächeln die größten Lügen erzählt. Aber solche direkten Angriffe waren eigentlich nicht sein Stil. Wonders Protest war viel subtiler.

Stevie Wonder: Living for the City

Musikalisch ein Meilenstein in Sachen Funk und Soul, aber der Text war noch viel bedeutsamer: Er erzählt die Geschichte von einem jungen Afroamerikaner aus dem Süden, der sich bis nach New York durchschlägt. Und auf jeder Station bekommt er offenen oder verdeckten Rassismus zu spüren. Schwarze - vor allem die aus armen Familien - haben kaum eine Chance in den USA.

Stevie Wonder: Village Ghetto Land

"Familien leben von Hundefutter, es herrscht Hungr in den Straßen. Kinder sterben, bevor sie geboren werden, angesteckt von all dem Leid." Es klingt wie eine Reportage aus den Slums von Afrika, aber jeder weiß, dass Stevie Wonder von den USA singt, von dem großen, reichen Land, das seine Ärmsten vergessen möchte. Und er verstand es, solche Themen so zu verpacken, dass auch Weiße verstanden worum es ging. Zum Beispiel in den Schulen: Warum sollen Afroamerikaner ihre Geschichte immer aus der Perspektive weißer Chronisten lernen?

Stevie Wonder: Black Man

Wer hat die erste Uhr in Amerika gebaut? Benjamin Bannecker - ein Schwarzer? Wer hat den Pilgervätern gezeigt, wie man in der neuen Welt überlebt? Squanto, ein Roter. Die Schienen für die ersten Eisenbahnen der USA wurden von Gelben gelegt. Und so geht das weiter bei Stevie Wonder. Alle Kulturen, alle Hautfarben haben in den USA etwas bewegt. Aber im Schulunterricht wird das kaum gewürdigt.

Stevie Wonder: Cash in Your Face

"Cash In Your Face": Die faulen Ausreden eines Maklers. Die Wohnung ist nun leider doch schon vergeben, obwohl zehn Minuten zuvor am Telefon alles schon abgemacht war. Am Ende heißt es: "egal ob du das Geld hast: Am Ende zählt nur die Farbe deines Gesichts." Stevie Wonder sang Klartext - aber keine Parolen. Und einmal hatte sein subtiler Protest verblüffend schnell Erfolg: Mit dem 81er Song "Happy Birthday" legte er sich für einen Martin-Luther-King-Tag ins Zeug. 1983 hat Ronald Reagan der Einführung des ersten amerikanischen Feiertags für einen Schwarzen zugestimmt.

Stevie Wonder: Happy Birthday


Stand: 13.05.2015, 12.00 Uhr



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    01.28 Vvip Feat. Sena Dagadu: Skolom
    01.26 Theo Thomson: Magic
    01.23 Magasco Ft Duc Z: Fine Boy
    01.20 Sketchy Bongo: Let You Know
    01.18 Ice Kid: Hey Mama
    01.15 Ike Chuks: Play Like Play
    01.13 Juvencio Luyiz: Amor De Hoje
    01.10 Nelson Freitas: Miuda Linda
    01.08 Perola: Evita So
    01.05 C4 Pedro: Robocop

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