The Story Behind - Music From My Heart Fühlen, was man tut

Von Ellen Köhlings und Pete Lilly

Höher, schneller, weiter. Erfolg auf Biegen und Brechen. Viele junge Musiker wollen um jeden Preis in die Charts. Nicht so Protoje. Der erinnert sich in "Music From My Heart" selbst daran, worum es ihm eigentlich geht: Musik zu machen, die von Herzen kommt.


Protoje
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Protoje

"Music From My Heart" ist der letzte Track auf deinem Album "The 8 Year Affair". Welche Funktion hat er innerhalb des Albums?

Ich hatte bereits alle Songs von der zweiten bis zur 13. Nummer fertig. Mir fehlten nur noch der erste und der letzte Song. Ich dachte darüber nach, wie ich das Album richtig abschließen könnte. Wenn du ein gutes erstes Album abgeliefert hast, setzen dich die Leute unter Druck. Dabei geht es doch eigentlich darum, dass ich fühle, was ich tue. Ich kann mich an meine ersten Songs erinnern, als mich niemand kannte, und an das Gefühl, wenn ich einen Song fertig hatte. Keiner konnte mir sagen, ob er gut ist oder nicht, ich musste meinem Herzen trauen.

"Music From My Heart" ist persönlich. Worum geht es dir in diesem Song?

Wenn ich früher von einem meiner Songs richtig begeistert war, war ich so aufgeregt, dass ich nachts nicht schlafen konnte. Genau dieses Gefühl wollte ich wieder hervorholen und mir keine Gedanken darüber machen, was andere denken könnten. Im Grunde geht es in "Music From My Heart" darum, mich selbst daran zu erinnern, wie alles angefangen hat und es nur darum ging, mich selbst zufriedenzustellen.

Was löst der Song bei dir aus?

Musik ist für mich immer schon Therapie gewesen. Wenn man zu tief im Musikgeschäft steckt, vergisst man leicht, worum es eigentlich geht. Und ich möchte nicht, dass mir das passiert. Jedes Mal, wenn ich "Music From My Heart" singe, erinnere ich mich daran, warum ich Musik mache. Als der Song stand, war der ganze Druck, den ich mir wegen des Albums gemacht hatte, wie weggeblasen. In "Music From My Heart" spreche ich zu mir selbst. Ich bin immer dann am besten und fühle mich am wohlsten, wenn ich in einem Song ein Gespräch mit mir selbst führe.

In "Music From My Heart" erwähnst du sowohl deine Mutter als auch deinen Vater, die beide im Musikgeschäft waren. Was möchtest du ihnen sagen?

Mit der Zeile, "Mami, weine nicht, wenn ich keinen Grammy gewinne. Sei nicht traurig, wenn mein Name auf keiner Werbetafel zu sehen ist", meine ich, dass es keine Rolle spielt, ob ich Anerkennung bekomme oder nicht. Danach heißt es: "Daddy, siehst du dich selbst in mir?" Denn von meinem Vater habe ich Bescheidenheit gelernt. Er ist der bescheidenste Mensch, den ich kenne. Das bewundere ich an ihm. Daher habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, mich nicht von Eitelkeit leiten zu lassen. Diese Strophe ist meiner Familie gewidmet, um ihr zu zeigen, dass ich ihre Unterstützung zu schätzen weiß.

In der dritten Strophe sprichst du zu deinen Musikerkollegen. Was hast du ihnen mitzuteilen?

Jamaikanische Musik ist sehr wettbewerbsorientiert. Viele haben eine Strategie daraus gemacht, sich mit Kollegen öffentlich zu streiten, um in Jamaika wahrgenommen zu werden. Zur Zeit gibt es aber auch junge Künstler wie mich, die erkannt haben, dass dies auf Dauer nichts bringt. Also demonstrieren wir Einheit. Doch selbst dabei ist man vielen Versuchungen ausgesetzt - Geld, Ruhm... Die dritte Strophe habe ich mir selbst und meinen Musikerkollegen gewidmet, um uns daran zu erinnern, dass es nicht um den Einzelnen, sondern um uns alle geht.


Stand: 30.06.2015, 21.00 Uhr