Streit um Reparationen Offene Rechnungen seit über 70 Jahren

Bundespräsident Gauck bat die Griechen bei seinem Besuch vor zwei Jahren um Verzeihung für die Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft - doch echte Wiedergutmachung in Form von Reparationen und direkten Entschädigungen der Opferfamilien schließt die Bundesregierung weiterhin aus.


Bundespräsident Joachim Gauck legt an einem Monument einen Kranz nieder
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Bundespräsident Joachim Gauck bei der Kranzniederlegung

Anläßlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrations-und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar beleuchtet Radiopolis-Reporter Ioannis Skouras den Stand der Diskussionen in Hellas. Er traf unter anderem den Widerstandskämpfer Manolis Glezos, Opfer der Nazi-Greuel, die ehemalige Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou, aber auch den Bürgermeister von Thessaloniki Ioannis Boutaris. Während Glezos nicht müde wird, Entschädigung durch deutsche Konzerne zu fordern, die von der Nazi-Besatzung Griechenlands profitiert haben, plädiert Boutaris für Investitionen und den Blick nach vorn.

Opferfamilien hätten lieber direkte Entschädigungen, doch die Bundesregierung bleibt hart: Europastaatsminister Michael Roth erklärt im Gespräch mit Moderator Miltiadis Oulios, die Entschädigungsfrage sei mit der deutschen Einheit erledigt, nun gelte es die Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten durch den deutsch-griechischen Strukturfonds, durch Kontakte zwischen Deutschen und Griechen auf vielen Ebenen.

Die Syrizah-Regierung meidet derzeit öffentliches Aufsehen in der Entschädigungsfrage. Zoe Konstantopoulou, die mittlerweile nach ihrem Austritt aus der Syrizah-Partei nicht mehr im Parlament sitzt, ist sich aber sicher: "Falls die Regierung Tsipras auch diese historische Verpflichtung verrät, wird sie nur unter großen Schwierigkeiten dem griechischen Volk in die Augen schauen und sich selbst im Spiegel betrachten können".


Stand: 22.01.2016, 13.48 Uhr