Filmtipp - Landraub: Plädoyer für ein Umdenken
"Kaufen sie Land!", hat der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain einmal gesagt. "Es wird keines mehr gemacht". Recht hat er, haben sich die globalen Geldmärkte gedacht und fingen vor ein paar Jahren an, vermehrt in Ackerland zu investieren. Mit fatalen Folgen.
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Vom Landraub Betroffener auf den Trümmern seines Hauses
Audios
- Audio: Beitrag von Francesco Tornabene (02:10 min.) Francesco Tornabene, Cosmo
Im Jahr 2008, direkt nach der Finanzkrise, fängt es an. Das globale Finanzkapital entdeckt die Äcker der Welt als Geschäftsfeld. Mit ihren Investitionen wollen Konzerne sich Zugriff auf die wichtigste Ressource überhaupt sichern. Statt Bauern bestimmen nun Profitinteressen über die Böden. Mit fatalen Folgen. Diese Folgen zeigt der Österreicher Kurt Langbein in seinem aufrüttelnden Dokumentarfilm "Landraub". "Landraub ist etwas, was man ohne rechtliche Legitimation macht", meint hier ein Unternehmer.
Die Profitgier westlicher Konzerne und ihre Folgen
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Kaufen sie Land!
Ist es legitim, wenn eine Regierung Bauern gewaltsam von ihrem Land vertreibt, um deren Ackerflächen an Konzerne zu verkaufen? Das soll zum Beispiel in Kambodscha geschehen sein. Dort, wo früher Kleinbauern Gemüse und Obst für den eigenen und den Bedarf ihrer Mitmenschen angepflanzt haben, wird nun großflächig Zuckerrohr angebaut. "Der Zucker wird zollfrei in die EU verkauft", erklärt ein buddhistischer Mönch, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Missstände in Kambodscha aufzudecken.
Missstände in anderen Ländern deckt der Film nun auch auf. In Äthiopien etwa, Indonesien oder Sierra Leone. Unsere Nahrungsmittelproduktion wird zunehmend von Europa in solche Länder ausgelagert, weil dort billiger produziert werden kann. Und weil die Kleinbauern dort keine Lobby haben. In diesem Film kommen sie aber zu Wort und erzählen, welch einschneidende Veränderungen in ihrer Heimat stattfinden, wie sie ihr Land verloren haben, wie ihre Umwelt zerstört wird und wie sie ausgebeutet werden.
Aufrüttelnder Dokumentarfilm
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Industriell betriebene Landwirtschaft
Auch die Investoren dürfen ihre Sicht der Dinge erläutern. Wobei Regisseur Kurt Langbein die unterschiedlichen Standpunkte nicht kommentiert. Das braucht er auch nicht - das machen andere für ihn: der Agrarwissenschaftler Felix Löwenstein etwa: "Für mich ist das eine neue Welle des Kolonialismus". In beeindruckenden Bildern liefert "Landraub" jede Menge Diskussionsstoff und plädiert für ein Umdenken. Der Film zeigt dabei, dass man den Geschäftsleuten, die hinter der Vertreibung der Kleinbauern und der massiven Umweltzerstörung durch industriell organisierte Landwirtschaft stecken, ganz leicht einen Strich durch die Rechnung machen kann. Der EU-Abgeordnete Martin Häusling bringt es auf den Punkt: "Wir importieren solche Lebensmittel nicht mehr nach Europa, und schon wäre das Geschäftsmodell futsch".
Filminfos
Landraub
Originaltitel: Landraub (Österreich 2015), Dokumentation, ca. 95 Min.
Regie
Kurt Langbein und Christian Brüser
Stand: 07.10.2015, 21.00 Uhr
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