Blundetto Der Mann hinter Radio Nova

Hinter dem Pseudonym Blundetto verbirgt sich Max Guiget, der Musikchef des Pariser Kultsenders "Radio Nova". Den Fotos, die von ihm kursieren, kann man entnehmen, dass er einen buschigen Schnauzbart im Stile eines Truckfahrers aus den Siebzigerjahren trägt. Und benannt hat er sich nach einer Figur aus der TV-Serie "The Sopranos" - nach dem Cousin der Hauptfigur, dem Mafiaboss Tony Soprano, um genau zu sein. Max Guiget, so viel lässt sich sagen, liebt das Spiel mit Popzitaten.


Blundetto mit Herzchen-Sonnebrille
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Blundetto

Max Guiget alias Blundetto muss man sich als einen glücklichen Menschen vorstellen. Er haust in einer kleinen Wohnung in der Nähe des Pariser Gare du Nord, die von seiner Vinyl-Plattensammlung, alten Aufnahmegeräten, exotischen Instrumenten und übervollen Aschenbechern überquellen soll. Musiker, die er bewundert und persönlich schätzt, lädt er zu sich nach Hause ein, um seinen selbst gebastelten Tracks den letzten Schliff zu geben. Sein Glück, dass Paris wie ein Dorf ist, in dem illustre Musikerkollegen quasi nebenan wohnen.

Bad Bad Things

Auf seinem Debütalbum "Bad Bad Things" hat Blundetto erstmals sein ganz persönliches Musik-Universum ausbreitet. Als Gäste konnte er dafür die Sängerin Hindi Zahra, den Gitarristen Tomy Guerrero, den Afrobeat-Experten Chico Mann sowie die Bläser der Budos Band gewinnen, um mit ihnen seinen Cocktail aus exquisiten Reggae-Vibes, inbrünstiger Soul-Atttitüde und packenden Funk-Grooves anzurühren.

Warm My Soul

Auf dem 2012 erschienenen Nachfolger "Warm my Soul" ging die Reise weiter. Das Album beginnt mit einer kleinen, luftigen-verspielten Melodie, bevor mal als Hörer fast unmerklich mit einem schlichten, einlullenden Groove auf die Schienen gesetzt wird. Der Zug fährt ab, setzt sich langsam zuckelnd in Schwung, eine tropische Szenerie streift am Fenster vorbei, dann setzen die ersten Bläser ein und die Landschaft weitet sich. Die "Akale Horns", wie sich die Bläsersektion der Ethio-Jazz-Band Akalé Wubé nennt, verwandeln den instrumentalen Opener "Rocroy" in ein akustisches Panorama, das die Fantasien nur so wuchern lässt.

Zusammen mit dem Multiinstrumentalisten Shawn Lee zimmerte Blundetto außerdem die Retro-Soulnummer "Kerkules", die klingt, als wäre sie direkt aus dem Soundtrack eines Blaxploitation-Films entsprungen - und Hugh Coltman, einen weißen Folkbarden aus London, der in Paris seine zweite Heimat gefunden hat, brachte er dazu, mit Falsettgesang so zu klingen, als sei er der wiedergeborene Curtis Mayfield.

feinsinnige Kompositionen

Das elegische "It's all about", das über fünf Minuten lang aus den Boxen tröpfelt, wurde vom Rapper Aqeel zum Spoken-Word-Epos veredelt, während der jamaikanische Reggae-Sänger Courtney John dem souligen Titeltrack "Warm My Soul" mit seinem Falsettgesang eine geradezu außerirdische Aura verleiht und auch dem flotten Rocksteady-Track "Treat me like that" seinen Stempel aufdrückt. Auch die "Awale Horns" tauchen mehrfach auf dem Album auf: Mit einem vertrackten Instrumental erinnert die Ethio-Jazz-Kapelle aus Paris an Äthiopiens goldene Ära; ein anderes Mal entführt sie mit kubanischen Rhythmen und HipHop in Latin-Gefilde. Kein Wunder, dass Blundetto mit seinen extrem geschmackssicheren, feinsinnigen und sorgfältig arrangierten Kompositionen gerade bei DJ-Kollegen wie Gilles Peterson auf Begeisterung gestoßen ist.

Diskografie
Warm My Soul (2012)
Bad Bad Things (2010)

Stand: 23.05.2013, 11.58 Uhr


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