Lokalmatador - Carmel Zoum Reggae mit Reptilien

Von Georg Milz

Kongo, Russland und Frankreich, überall dort war Carmel Zoum zuhause. Seit zehn Jahren ist die Wahlberlinerin und Dancehall FemCee in der deutschen Dubstep-Szene unterwegs mit Ausflügen in elektronische Gefilde. Mit "Skwamat" erschien nun ihr Debüt als Solokünstlerin.


Carmel Zoum: Skwamat
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Carmel Zoum: Skwamat

Kannst du dich kurz vorstellen?

Ich bin Carmel Zoum aus Berlin. Ursprünglich komme ich aus dem Kongo, Brazzaville. Aber meine Eltern haben den Kongo ganz früh verlassen, die waren noch Teenager, als sie nach Europa zum Studieren kamen. Ich bin eigentlich in Russland geboren, aber in Frankreich bin ich aufgewachsen. In der Normandie. Vor zehn Jahren bin ich nach Heidelberg gezogen und habe dort die Irie Revoltes kennengelernt. Mit dieser Reggaeband aus Heidelberg habe ich richtig begonnen Musik zu machen, also ich war der Junior MC und konnte schon ganz früh mit denen auf Tour gehen und hab dabei viel von ihnen gelernt.

Du engagierst dich mit deiner Musik auch politisch?

Wir haben ein Lied mit MC Mal Elevé von Irie Revoltés und Sokee aufgenommen. Das Lied ist über Oury Jalloh, der vor sieben Jahren in einer Zelle auf einem Polizeirevier in Dessau gestorben ist. Das Gericht hat einfach verboten, dass man sagt, dass er ermordet wurde. Die Täter sind freigelassen worden, mussten nur eine Strafe bezahlen. Ich war einmal beim Prozess und das war ziemlich absurd. Mit unserem Song, den wir in drei Sprachen verfasst haben, wollten wir uns künstlerisch dazu äußern.

Du bist viel herumgekommen, hast du selbst Rassismus erleben müssen?

Als schwarze Frau fühle ich mich vielleicht noch mehr betroffen und vielleicht auch mehr verpflichtet etwas zu sagen. Andererseits ist für mich Rassismus eine weltweite Krankheit. Es gibt kein Land auf der Welt indem Minderheiten nicht ausgegrenzt werden. Leider glaube ich, dass Rassismus für den Menschen eine ganz normale Verhaltensweise ist. Hoffentlich wird sich das irgendwann ändern.

Du hast kürzlich ein Album veröffentlicht. Es heißt Skwamat. Kannst du uns den Titel erklären?

Ich hab den Namen Skwamat ausgewählt, weil 'Squamat' eine Reptilienart ist, die sich regelmäßig häutet. Diese Hautabstreifung ist für mich auch ein Symbol der Erneuerung des Menschens, sich innerlich zu wandeln. Schlangen sind für mich aber auch ein Symbol der Weiblichkeit und Emanzipation der Frau. Es gibt auch eine Göttin aus Zentral- und Westafrika, sie heißt Mami Wata. Und sie wurde oft mit einer Schlange um den Hals abgebildet. Die Wahl meines Albumtitels ist also auch ein Bezug zu meinen afrikanischen Wurzeln und meiner spirituellen Identität.


Stand: 19.05.2015, 21.00 Uhr