Global Pop Classics - Adriano Celentano "C'é sempre un motivo/L'indiano"

Von Anna-Bianca Krause

Der italienische Sänger, Entertainer und Gründer des größten italienischen Independant-Labels Adriano Celentano hat schon viele Alben veröffentlicht, aber "C'é sempre un motivo/L'indiano" hat unter den rund 50 Scheiben, die der Star gemacht hat, eine Sonderstellung.


Adriano Celentano: C'é sempre un motivo/L'indiano
Bild 1 vergrößern +

Adriano Celentano: C'é sempre un motivo/L'indiano

Audios

"Ey, lasst mich sprechen, ey, lasst mich erfinden, ey lasst mich träumen", verlangt Adriano Celentano mit seiner unrasierten Stimme in "L'indiano". Der Song ist eine Hymne für die Meinungsfreiheit und von Paolo Conte. 40 Jahre nachdem er dem jüngeren Kollegen den Mega-Hit "Azzurro" geschenkt hat, schrieb er ihm "L'indiano" auf den Leib, weil ihn Celentano an einen dieser Indianer aus einem alten Film erinnert. "Ich habe diesen Song so geschrieben, als würde ich ein Porträt von ihm malen", hat Conte erzählt, "weil ich finde, dass seine Art zu sprechen, sich auszudrücken, wie die eines Indianers ist". Auch musikalisch ist Conte dabei, er spielt im Song sein geliebtes Kazoo.

RockPolitik

Das Album "C'é sempre un motivo" war eigentlich ein Jahr zuvor schon einmal erschienen, doch dann startete Celentanos brisante TV-Show "RockPolitik" auf Rai 1 und er wollte einen Song, in dem es um die Pressefreiheit im Italien von Berlusconi ging. Also entstand "L'indiano": 15 Millionen Italiener schauten zu, die Regierung schäumte und das Album "C'é sempre un motivo" wurde 2005 mit dem zusätzlichen Song "L'indiano" noch einmal veröffentlicht. Es war die erste Dual Disc in Italien. Aber es ist vor allem eines der interessantesten und ungewöhnlichsten Alben, das der Sänger und Superstar je gemacht hat.

Coladeira, Tango oder Hip Hop?

Celentano, der von Rock'n'Roll bis Disco mit schon so ziemlich jedem Musikstil erfolgreich war, hat sich diesmal alle Freiheiten auf einem Album genommen. Pop, Jazz, Rock, Blues, Liebesballade, anything goes, E-Gitarren oder Streichorchester? Beides! Im Titelsong rappt der damals 67-Jährige fast zu einem HipHop-Beat über die eigene Unruhe angesichts der Welt. In "Lunfardia" singt er im argentinischen Lunfardo-Dialekt, am Bandoneon in diesem sehnsüchtigen Tango: Richard Galliano. "Quel Casinha" ist eigentlich ein uralter Song von Celentano: In "Il ragazzo della via Gluck" thematisierte er schon 1966 die Umweltzerstörung. Das Remake ist eine portugiesische Coladeira, in der er im Duett mit Cesaria Evora singt. Er zeigt damit nicht nur seine große Verehrung für sie, er bringt die Grande Dame der kapverdischen Musik auch so ziemlich in jeden italienischen Haushalt.

Rebell & Romantiker

C'é sempre un motivo/L'indiano" hat sich 700.000 Mal verkauft und ist Global-Pop all'italiana von einem, der einerseits ein totaler Romantiker ist und andererseits ein rebellischer-unbequemer Typ.


Stand: 06.07.2015, 17.00 Uhr