Global Pop Classics - Kraftwerk: "Kraftwerk"
Die vielleicht größte, einflussreichste Band Deutschlands kommt aus Düsseldorf. Als das Debütalbum "Kraftwerk" 1970 erscheint, ist das Projekt Kraftwerk erst ein paar Monate alt, doch es verspricht großes.
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Kraftwerk: Kraftwerk
Audio
Ralf Hütter und Florian Schneider haben sich zwei Jahre zuvor an der Kunstakademie in Remscheid kennengelernt, aber erst jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ein Album. Sie arbeiten mit Feedbackschleifen, Sounds, Geräuschen. Sie spielen in Galerien, in Museen, immer im Kontext Bildender Kunst. Zur Musikszene haben sie, laut eigener Aussage, so gut wie keinen Kontakt.
Eigene Sounds, eigene Instrumente
Sie gründen das Kling-Klang-Studio in Düsseldorf in einer ehemaligen Werkstatt. Hier entwickeln sie ihren Sound, eigene Aufnahmemethoden, und auch eigene Instrumente. Von den Synthesizerklängen, für die sie später berühmt werden, sind sie zu diesem Zeitpunkt noch drei Jahre entfernt. "Kraftwerk", ihr Debüt von 1970, steigt auf Platz 30 der deutschen Charts ein.
Der Sound von Kraftwerk ist zu diesem Zeitpunkt geprägt von Improvisation, Geräuschen über sich ständig wiederholende Schlagzeugstrukturen. Beide spielen Percussion, Hütter bedrohliche Orgelsounds, Drones. Schneider setzt verfremdete Geigeneffekte genauso wie verhallte Flötensounds ein. Dazu wechselnde Studioschlagzeuger, wie zum Beispiel Klaus Dinger, später selber mit Neu! Teil einer prägenden Band. Zu diesem Zeitpunkt sind die süßlichen Melodien der späteren Kraftwerk-Jahre noch Zukunftsmusik, die Stücke brechen ab, die Sounds wechseln radikal.
Was kommt nach Krautrock
Das Album pendelt zwischen Wiederholung und Ausbrüchen. Vier Stücke, davon drei gut über zehn Minuten lang: Es sind eher Jamsessions. Nicht unüblich für Krautrock, zu dem deutsche Bands wie Can oder Faust zählen, irgendwo zwischen Avantgarde, Jazz und Progressive Rock. Doch für Kraftwerk wird diese Genrebezeichnung schnell zu eng.
Im Produzenten und Soundtüftler Conny Plank finden Kraftwerk einen kongenialen Partner, der in den 70er-Jahren einer der wichtigsten Akteure der experimentellen deutschen Musikszene wird. Er setzt das Studio gezielt ein, um in das Material der Musik einzugreifen.
Die Roboter warten
Auch konzeptionell klingen hier schon erste Motive an: Das Cover besteht aus einem leuchtenden Leitkegel und dem schon bald ikonischen Schriftzug. Im Innencover ist ein Kraftwerk abgebildet. Hütter und Schneider ziehen sich schon hier zurück, der menschliche Faktor wird bald durch Roboter ersetzt.
Heute haben sich Kraftwerk von diesem Frühwerk distanziert. Unverständlicherweise. Erst Jahre später geriet es über Umwege wieder auf den Markt. Dabei ist es faszinierend zu hören, wie diese experimentierfreudigen Düsseldorfer ihre ersten Schritte machen, um zu einer der einflussreichsten deutschen Bands weltweit zu wachsen, auf die sich bis heute HipHop-Künstler genauso wie Techno-Acts beziehen.
Stand: 14.08.2015, 21.00 Uhr
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