Shahin Najafi: Spiel mit dem Feuer
Shahin Najafi musste vor zehn Jahren sein Heimatland Iran verlassen, weil er mit seiner Musik verfolgt wurde. Mit dem Song "Naghi" hat der Kölner vor drei Jahren für einen Eklat bei den religiösen Machthabern im Iran gesorgt und bekam eine Fatwa. Er ist einer der einflussreichsten Sänger Irans.
Spätestens mit Song "Naghi" wurde Shahin Najafi vor drei Jahren weltbekannt. Darin soll er nach Meinung der Mullahs den zehnten Imam der Muslime beleidigt haben. Er bekam eine Fatwa, also ein religiöses Todesurteil, und musste lange untertauchen. Über sein aktuelles Album haben sich die religiösen Fanatiker im Iran wieder geärgert. Auf dem Cover seines neuen Albums "Sade" hat er aus einem religiösen Zeichen einen Mittelfinger gemacht, und im Video dazu nimmt er Religionen aufs Korn - übrigens nicht nur den Islam, sondern auch das Christen- und Judentum. Die religiösen Fanatiker im Iran haben zuletzt ein Kopfgeld von umgerechnet rund 130.000 Euro auf ihn ausgesetzt.
Große Fangemeinde macht Najafi stark
Shahin Najafi bricht gerne Tabus und spricht Dinge an, die viele sich nicht trauen auszusprechen. Und das macht er sehr kreativ: Najafi greift religiöse Begriffe in seinen Texten auf und belegt sie mit einer zusätzlichen subversiven Bedeutung. Bei der Todesfatwa musste er rund ein Jahr untertauchen und konnte nicht auftreten. Als er sich wieder auf die Bühne traute, meinte er: "Ich hatte keine Angst um mein Leben, sondern ich hatte Angst, nicht mehr live spielen zu können. Weil es die iranische Regierung dann geschafft hätte, dass die Leute aus Angst nicht mehr zu meinen Konzerten kommen. Weil da vielleicht was passieren kann."
Seine Anhänger sind aber treu. Shahin Najafi hat eine riesengroße Fangemeinde - allein bei Facebook über eine Million Follower. Das macht ihn revolutionär. Denn Shahin Najafi riskiert wirklich sein Leben und ist unbeirrt. Er wurde bedroht, aber macht trotzdem weiter. Die Fans lieben ihn für seine Texte, in denen er offen die Unterdrückung der Menschen im Iran kritisiert.
Schwere Zeiten für Musiker im Iran
Musiker im Iran können gar nicht offen Kritik an der Regierung oder den religiösen Führern üben - sofort werden sie verhaftet. Lange hoffte man nach der grünen Bewegung vor sechs Jahren, dass sich die Situation der Musiker verbessern würde. Vor allem, nachdem der scheinbar moderatere Präsident Rohani an die Macht kam. Aber genau das Gegenteil ist passiert. Den Musikern geht es schlechter denn je. Konzerte werden abgesagt, Musiker einfach von der Bühne geholt. Frauen dürfen immer noch nicht singen. Populäre Musiker wie Shajarian, Derakhshani oder Homay haben sogar Konzertverbot, weil sie sich in den ausländischen Medien kritisch geäußert haben.
Stand: 20.06.2015, 10.30 Uhr
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