Musikspecial - Stevie Wonders 65. Geburtstag : Das Soul-Genie
Stevie Wonder ist einer der größten Musiker unserer Zeit. Seine Songs haben Generationen von Musikern auf der ganzen Welt beeinflusst. Bis heute setzt er sich für die Rechte der afroamerikanischen Community ein. Wir gratulieren zum 65. Geburtstag.
Audio
- Audio: Stevie Wonder - Politische Aktivitäten (03:16 min.) Johannes Paetzhold, Cosmo
- Audio: Stevie Wonder - Musikalische Highlights (03:18 min.) Katharina Wilhelm, Cosmo
Er gehört zu den Ikonen der Musikwelt. Er hat den Soul geprägt und maßgeblich weiterentwickelt. Seine Alben wie "Talking Book" und "Songs in the Key of Life" sind zeitlose Meilensteine der Popgeschichte. Stevie Wonder ist gleichzeitig ein politischer Aktivist, der maßgeblich an der Einführung eines nationalen Feiertages in den USA für Martin Luther King beteiligt war.
Das blinde Wunderkind
Stevland Hardaway Judkins Morris, wie er bürgerlich heißt, kam als Frühgeburt in Saginaw, Michigan, zur Welt und ist wegen einer daraus folgenden Netzhauterkrankung seit Geburt an blind (bei einem Autounfall verlor er später zudem seinen Geruchssinn). Als er vier Jahre alt war, zog die Familie nach Detroit, wo er im Kirchenchor sang; mit neun Jahren beherrschte er Klavier, Mundharmonika und Schlagzeug. In der Straße hörte er Ronnie White von The Miracles spielen. Sie jammten zusammen und White stellte ihn Motown-Boss Berry Gordy vor, der ihn unter Vertrag nahm. Mit dreizehn Jahren nahm Stevie Wonder den Song "Fingertips" auf, live eingespielt, mit Marvin Gaye am Schlagzeug. Dieser Song wurde 1963 der erste Nummer Eins Hit des musikalischen Wunderkindes. Bald gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern von Motown.
"Little" Big Stevie
Weil er mit nur elf Jahren seinen ersten Plattenvertrag bekam, gab ihm Motown den Spitznamen "Little Stevie". Aber ganz schnell überholte das Multitalent die Großen. Schon als Teenager arrangierte er seine Musik selbst, landete Hits wie "For once in my Life" und spätestens seit Anfang der 70er gehört er zu den ganz Großen im Showbiz. 1972 erschien das Album "Talking Book" mit zeitlosen Klassikern wie "You are the Sunshine of my Life" und vor allem "Superstition". Der Song ist bis heute ein Lehrstück für jeden angehenden Soul- und Funkmusiker. Stevie Wonder brachte Discobeats in seine Musik mit ein und vermählte er den Soul mit dem Funk der 70er. Wonder wurde der wichtigste Protagonist des Psychedelic Soul. Ein Musiker, der Soul, Pop, Rock, Funk und Disco verband, damit zu den großen Unterhaltungskünstlern der schwarzen Musik wurde und dabei Hit um Hit schrieb und sang - Stevie Wonder spielt in den 70ern in seiner eigenen Liga. Und die konnte nur einer noch toppen, nämlich er selbst mit dem 1976er Album "Songs In The Key Of Life", auf dem der Multiinstrumentalist nun auch noch die Politik der Bürgerrechtsbewegung in seine Zeilen aufnahm mit Songs wie "Village Ghetto Land".
Musikalisches Schwergewicht
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Jeder hat seine Welthits wie "Master Blaster", "Pastime paradise" und "I Just Called To Say I Love You" im Ohr. Aber das musikalische Wirken von Stevie Wonder ist viel breiter aufgestellt. Als Kind seiner Zeit hat er die Soulmusik politisiert. Er hat Disco vorweggenommen. Und er war auch in der Technologie immer vorne mit am Ball - mit Keyboard Synthesizern und dem E-Mu Emulator, dem ersten handbaren Sampler. Was seine Hits angeht, sollte man auch nicht vergessen, dass er unzählige Songs schrieb für andere Stars wie Chaka Khan oder Aretha Franklin. Als Sessionmusiker war er im Studio mit seinem unverwechselbaren Mundharmonika-Stil für die Eurythmics, Elton John und Sting. Stevie Wonder bleibt bis heute die musikalische Messlatte, wenn Rap-Superstar Kanye West behauptet, er würde mit niemand heute konkurrieren, sondern das Ziel müsse für jeden ernsthaften schwarzen Musiker immer bleiben, etwas zu schaffen, das an "Songs In The Key Of Life" heranreiche.
Der politische Fürsprecher
Stevie Wonder engagierte sich schon früh politisch, natürlich zuerst für die Sache der Afroamerikaner und die Bürgerrechtsbewegung. Als glühender Anhänger von Martin Luther King war er die treibende Kraft hinter der Kampagne, die nach dessen Tod einen nationalen Feiertag in den USA durchsetzte, der 1986 das erste Mal offiziell gefeiert wurde. Wonder nutzte seinen Song "Happy Birthday", geschrieben für King, um für diesen Feiertag zu werben. In der schwarzen Community hat sein Wort Gewicht. Auf der Trauerfeier für Michael Jackson sang er nicht nur, sondern hielt eine der Schlüsselreden, genau wie bei Whitney Houstons Begräbnis.
Preise über Preise
Wonder hat alleine 25 Grammys in seiner Laufbahn eingesammelt. Er gewann außerdem den Golden Globe, einen Oscar und den Polarpreis, der als Nobelpreis für die Musik gewertet wird. 2009 wurde er von den Vereinten Nationen zum Friedensbotschafter ernannt. 2009 bekam er auch noch den renommierten Gershwin Preis aus den Händen von Barack Obama überreicht, der schon zuvor Stevie Wonder immer wieder als seinen Lieblingsmusiker nannte. Und natürlich ist Stevie Wonder inzwischen längst in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen worden.
Das Wonder geht weiter
Stevie Wonders Glanzzeit waren die 70er und mit Abstrichen die 80er. Aber auch wenn keine Meilensteinalben mehr folgten, so bleibt er bis heute präsent. Er rockt auf der Bühne noch immer das Haus - ob beim Superbowl, auf Megafestivals oder Eröffnungsfeiern von Olympischen Spielen. Aber auch Spontanauftritte bei einer Party von Fans gehören dazu. Stevie Wonder hat sich noch lange nicht aus dem Showbiz verabschiedet. Jüngst absolvierte er eine Tournee, auf der er die "Songs In The Key Of Life" noch einmal aufführte.
Stand: 13.05.2015, 06.00 Uhr
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