Ausstellung "Xenopolis" von Simon Njami: "Ich bin immer ein Fremder"
Was ist eine Stadt der Fremden? Diese Frage will Kurator Simon Njami mit seiner Ausstellung "Xenopolis" beantworten. Sie startet am Dienstagabend (15.09.15) als Teil der Berlin Art Week.
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Die Videoinstallation "Kiss The Moment" von Theo Eshetu ist Teil der Ausstellung "Xenopolis".
"Ich finde das Thema spannend, weil es immer mehr Metropolen auf der Welt gibt, deren Bevölkerung ständig wechselt", sagt Njami. "Menschen, aus den Provinzen des gleichen Landes oder dem Ausland, ziehen dorthin und ziehen wieder weg." Außerdem gehöre es zum Dasein als Künstler, sich fremd und als Einzelgänger zu fühlen. "Viele Künstler fühlen sich nur in der Kunst zuhause".
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"Monologue Patterns" von Loris Cecchini.
Bei "Xenopolis" werden unter anderem Fotos des Schweizer Fotografen Laurence Bonvin gezeigt, der die Container-Stadt Blikkiesdorp in Südafrika fotografiert hat. Dorthin wurden vor allem arme Südafrikaner umgesiedelt, als die Stadien zur Fußball-WM 2010 gebaut wurden. Die Häuser sind aus Metall, die Umgebung wirkt vertrocknet, leer, fremd. "Niemand hat sich dafür entschieden, hier zu leben", sagt Bonvin zur Beschreibung seiner Bilder.
Kurator Simon Njami ist in Lausanne in der französischen Schweiz geboren. "Ich habe mich in der Schweiz aber immer fremd gefühlt, ebenso in Kamerun, der Heimat meiner Eltern." Auch in Paris, wo er seit vielen Jahren lebt, sei er nicht zuhause. "Ich bin immer ein Fremder. Aber das ist auch gut so." Als Fremder bewahre man sich einen klaren, distanzierten Blick auf Diskussionen und Ereignisse. "Gerade als Künstler ist das wichtig."
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Ausstellungskurator Simon Njami.
Als permanent Fremder komme man auch nicht auf die Idee, Orte oder Städte als eigenen Besitz zu definieren. "Man lernt dadurch seine Umgebung besser zu schätzen. Außerdem: Wenn ich überall Fremder bin und mich nicht an einen bestimmten Ort binde, kann ich überall glücklich sein." So sei er in Berlin zwar ganz klar Fremder, aber auf keinen Fall allein. "Es gibt hier Leute mit denen ich einen Tee trinken kann, die mir die Stadt zeigen, mir die Sprache, das Gefühl dieser Stadt übersetzen." Und was braucht Monsieur Njami sonst zum Sich-Zuhause-Fühlen? "Mein Telefon", sagt er und lacht.
Stand: 15.09.2015, 09.30 Uhr
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