Kulturtipp - Afrikamera Afrikanisches Filmfest in Berlin

In Berlin startet nun Deutschlands größtes afrikanisches Filmfestival - das Afrikamera. Fünf Tage lang gibt es im Arsenal Kino am Potsdamer Platz aktuelle Filme aus verschiedenen afrikanischen Ländern zu sehen. Massimo Maio hat sich das Programm mal angeschaut.


Logo des Afrikamera-Festivals Berlin
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Massimo, was genau hat das Afrikamera denn zu bieten?

Das Festival zeigt vor allem Filme von jungen Regisseuren. In vielen afrikanischen Ländern hat sich ja erst in den letzten Jahren so was wie eine "Filmszene" entwickelt. Länder wie Ruanda oder Kongo, die jahrelang von Krieg und Gewalt geprägt waren haben mittlerweile eigene Filmhochschulen und Filmfestivals. Und die sind sehr beliebt bei jungen Leuten, denn für sie ist das Filmemachen oft die Möglichkeit, das zu reflektieren, was in ihrer Gesellschaft passiert und vor allem ihre eigenen Positionen sichtbar zu machen. Zum Beispiel läuft ein ganz aktueller Film aus Burkina Faso über den Sturz des Präsidenten dort. Der Film heißt "Une Revolution Africaine". Vor genau einem Jahr gab es ja diese Revolution, diesen Volksaufstand in Burkina Faso. Auch hier wurde viel darüber berichtet, aber das Festival möchte eben die einheimischen Positionen dazu zeigen.

Was sind das für Positionen? Um was geht es in den Filmen?

Ganz oft geht es um die ganz grundlegenden Menschenrechte und vor allem darum, zu zeigen, dass viele Menschen in Afrika für diese Rechte kämpfen. Beispielsweise gibt es mehrere Filme über die Frauenbewegungen in Afrika. Morgen läuft zum Beispiel ein Film mit dem einprägsamen Titel "L’Homme qui repare les Femmes", also "Der Mann, der die Frauen repariert".


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Das ist ein Portrait über den Frauenarzt Denis Mukwege, der sich seit Jahren für die Rechte von Frauen einsetzt und als Arzt den Frauen hilft, die vergewaltigt oder beschnitten wurden. Ein Mann, der viel bewegt hat, der großen Vorbildcharakter im Kongo hat, der aber auch immer noch von der Armee verfolgt wird. Und auch dieser Film über diesen Menschenrechtskämpfer ist im Kongo verboten. Was natürlich auch zeigt, was für eine Macht Filme und Regisseure in Afrika haben können, wenn die Armee sie schon verbieten muss.

Viele harte Themen also. Gibt es denn auch Filme, die so ein bisschen leichtere Unterhaltung bieten?

Ja, es gibt einige sehr schöne, rührende Geschichten, zum Beispiel läuft die Fußball-Doku "The Springboard" aus Burundi. Die erzählt von Straßenkindern, die Fußball spielen und die letztes Jahr tatsächlich zur Straßenkinder-WM nach Brasilien eingeladen wurden. Und der Film begleitet die Kinder und zeigt, was das für sie bedeutet, nach Brasilien fliegen zu können und der ganzen Welt zu zeigen, was sie alles drauf haben. Natürlich hat auch dieser Film eine klare gesellschaftliche, politische Ebene, wie letztlich alle Filme beim Afrikamera. Das scheint eben das zu sein, was die Filmemacher bewegt und interessiert. Und dazu gehört aber auch die Hoffnung, die auch in fast allen Filmen und Filmemachern steckt. Also es ist ein intensives Festival, aber es hat einen ganz klar positiven und engagierten Blick auf das, was zurzeit in den afrikanischen Gesellschaften passiert.


Stand: 10.11.2015, 16.40 Uhr