Sehenswertes aus Netz und TV Aus der Rolle fallen

Von Sebastian Sonntag

Ein Siebenjähriger spielt mit den Geschlechterrollen | Ein Student wird zum Überflüssigen | Eine Regierung hat zu hoch gepokert | Süperflimmern – ausgewählte Serien und Clips im Web.


Screenshot aus dem Kurzfilm Tomgirl: Jake auf einer Wiese mit Löwenzahn in der Hand
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Jake, der Protagonist des Films

Glücklich dazwischen

Jake ist sieben Jahre alt und ein ziemlich durchschnittliches Kind. Er kommt aus Kanada, er liest Comics, er liebt Eishockey und steht auch selbst in voller Montur auf dem Feld. In seinen Schlittschuhen hat er allerdings pinke Schnürsenkel, zu Hause und in der Schule trägt er gern Strumpfhosen, Röcke und Ballerinas - Hauptsache, es ist irgendwie knallbunt. Denn Jake ist genderfluid, er bedient das ganze Spektrum an Geschlechterrollen zwische männlich und weiblich. Und Jake ist der Hauptdarsteller in "Tomgirl"“ einem, zehnminütigen Kurzfilm, den man nach diversen Filmfestivals jetzt auch auf Vimeo sehen kann.


Zum Kurzfilm

"Tomgirl" ist ein Ausdruck für einen sehr feminin auftretenden Jungen wie Jake. Und der hat kein Problem mit diesem Ausdruck: "Lange Haare zu haben ist Teil von mir als Tomgirl", sagt er im Film. "Es geht darum, einzigartig und man selbst zu sein. Auch wenn manche Kinder dich fertigmachen: Zeig ihnen, dass es nur darum geht, man selbst zu sein." Seine Familie und deren Freunde unterstützen Jake, ebenso die Kinderpsychologin Julia. Sie erläutert, dass ein Tomgirl zu sein eben nicht nur eine Phase ist, sondern eine feste Identität. Und von daher wäre es toll, wenn es in zehn Jahren einen zweiten Teil von diesem Film gäbe, der zeigt, wie gut Jake die Anfeindungen während der Pubertät überstanden hat.

Zum Überflüssigen degradiert

Der Fernsehsende Arte hat auf seiner Homepage ein interaktives Tagebuch veröffentlicht. "Im Schatten der Mauer - Tagebuch eines Nutzlosen" heißt es und geschrieben hat es Hector, ein junger Mann Anfang 20. Er studiert Geschichte, bis seine Fakultät geschlossen wird "Man hat uns mitgeteilt, dass der Unterricht endgültig eingestellt wird", erzählt er am vierten Tag seines Tagesbuchs. "Es heißt, wir würden kein für eine produktive Gesellschaft notwendiges Fach studieren. Produktive Gesellschaft: Arschlecken." Nachdem sein Studiengang geschlossen worden ist, drohen Hector Sanktionen und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Und wenn er sich nicht fügt, dann wird er in einen Stadtteil geschickt, der von einer hohen Mauer umgeben ist. Spätestens da bemerkt man, dass das "Tagebuch eines Nutzlosen" nicht authentisch ist.


Es ist der Teaser für die TV-Serie "Stadt Ohne Namen", die im Februar auf Arte läuft. Darin wird eine dystopische Gesellschaft am Ende des 21. Jahrhunderts beschrieben. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 80 Prozent, die "Überflüssigen", darunter Hector, werden in diese "Stadt ohne Namen" geschickt. Trotzdem funktioniert das Tagebuch auch ohne die Fernsehbilder. Die vorgelesenen Tagebucheinträge mitsamt Buchausschnitten, Flugblättern und Zeitungsartikeln transportieren die Dystopie einer Gesellschaft, der es nicht gelungen ist, die vorhandene Arbeit gerecht zu verteilen.

Beautiful losers

Der letzte Sommer war von einem Konflikt bestimmt, der zwar befriedet ist, aber nicht gelöst: Dem Konflikt zwischen Euro-Gruppe und der Syriza-Regierung von Premierminister Alexis Tsipras. Die Serie "#Thisisacoup" lässt die Ereignisse vom Amtsantritt von Tsipras bis zur Annahme des Kompromisses durch seine Regierung nocheinmal Revue passieren.


Die Serie zeigt neben einigen, exklusiven Interviews mit den Syriza-Politikern Alexis Tsipras, Ex-Finanzminister Yannis Varoufakis und seinem Nachfolger Efklidis Tsakalatos auch eine Vielzahl an Stimmen aus Griechenland selbst. Ein Dockarbeiter aus dem Hafen Piräus reagiert sich an einem Sandsack ab, dem er den Namen "Angela Merkel" gibt, eine Schauspielerin fühlt sich vom Kompromiss zwischen Syriza-Regierung und der Eurogruppe verraten. Das alles wird schön unaufdringlich vom britischen Wirtschaftsjournalisten Paul Mason erzählt, dessen Berichte aus Athen schon im letzten Sommer eine der besten Informationsquellen über den Konflikt waren.


Stand: 12.01.2016, 10.00 Uhr



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