Sehenswertes aus Netz und TV: Diaspora, Bürowürfel und der Lärm der Städte
"Strolling" porträtiert die Afro-Diaspora | "Three Walls" porträtiert den Bürowürfel | Die New York Times porträtiert den Lärm unserer Gebäude | Süperflimmern – ausgewählte Serien und Clips im Web.
Die Diaspora findet zusammen
Die afro-britische Künstlerin Cecile Emeke interessiert sich wie kaum eine zweite für die feinen Unterschiede in der Afro-Diaspora. In ihrer Webserie "Strolling" porträtiert sie diese. Sie trifft sich mit jungen Menschen afrikanischer Herkunft und lässt sie beim Spazierengehen von sich erzählen. "Ich als schwarze Französin sage 'Noir', Weiße nennen uns aber 'Blacks'", erzählt Fanta aus Paris. "So werden wir zu 'Anderen' gemacht."
Fanta spricht in ihrem Videoporträt, darüber, wie Frankreich den eigenen Kolonialismus schönredet. Und wie sie es anstrengt, immer wieder die gleichen Fragen nach ihrer Herkunft stellen zu müssen. „Strolling“ stellt diese Erfahrungen Geschichten aus den Niederlanden, Großbritannien, den USA und sogar aus Italien gegenüber. Dabei ähneln sich viele Erfahrungen: Eine dunkle Hautfarbe wirkt fast immer ausgrenzend.
Aber es gibt Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen. Dorrie hat in den USA "African-American Studies" studiert und lebt jetzt in Brüssel. Sie sagt, dass dort immer Englisch spricht, obwohl sie die französische Sprache beherrscht, weil die Menschen respektvoller mit ihr umgehen. Und zwei afro-italienische Frauen aus Mailand reden viel über den Alltag, z.B. wie ihre Eltern diskriminiert wurden. Aber auch darüber, dass sie in der Modestadt Mailand kein Makeup für ihren Hauttyp finden können.
Das Tolle an den Videos in "Strolling" ist, dass sie die gesamte Heterogenität der Afro-Diaspora abbilden. Und das passiert sehr unaufdringlich, die Menschen erzählen einfach aus ihrem Leben. Nur eine "Strolling"-Folge aus Deutschland fehlt noch.
Zur Webserie
Das missbrauchte Büro
Sie symbolisieren alles Negative an Büroumgebungen: Trennwände, mit denen man ein Großraumbüro in viele kleine Bürowürfel aufteilt. Dabei hat ihr Erfinder, Richard Propst, gesagt hat, dass man diese Stellwände, das "Action Office", nicht dafür nutzen soll, kleine rechteckige Büros damit zu bauen. Gehalten haben sich die Büroplaner daran aber nicht. Das ist nur eine der Anekdoten, die man in "Three Walls", einer 30 Minuten langen Reportage des amerikanischen Aeon Magazins, erfährt.
Designer erklären darin, wie revolutionär das Konzept des "Action Office" in den 60ern war. Es hat das streng kontrollierte Großraumbüro mit seinen Schreibtischreihen abgelöst und für mehr Privatsphäre gesorgt. Kontrastiert wird die Perspektive seiner Schöpfer und Bewunderer mit kurzen Statements von Menschen, die in diesen Bürowürfeln arbeiten müssen.
Diese sprechen jedoch sehr unterschiedlich über ihren "Office Space". Ein "Motivational Speaker" ist zum Beispiel der Ansicht, dass man sein Büro möglichst spartanisch halten sollte, weil man sonst schlechter arbeitet. Die meisten Angestellten eignen sich ihren Würfel aber an und machen ihn zu einem persönlichen Raum. "Ich habe diesen wirklich alten Apfel, den ich schon vor Ewigkeiten besser weggeworfen hätte", erzählt Dionne aus New York. "Aber er zieht noch keine Fliegen an, also behalte ich ihn, weil er mich daran erinnert, wie kurz das Leben ist." Eigentlich wollte Dionne Sängerin werden, jetzt hat sie einen Bürojob, den sie versucht, etwas erträglicher zu machen.
"Three Walls" ist nicht nur ein Film über Stellwände, sondern einer über die Strategien der Büroarbeiter. Manche verschönern sich den Arbeitsplatz mit Mauspads aus echter Kuhhaut, andere wollen ihn so unpersönlich wie möglich lassen, weil sie den Job so schnell wie möglich wieder kündigen möchten. Und schnell wird klar: Diese Angestellten leiden zwar auch unter der Gestaltung ihrer Büros. Aber meistens leiden sie zuerst an ihrer Arbeit.
Zur Doku
Unfreiwillig laut
Wer schon mal in einer Bücherei gesessen hat, kennt das. Ein Geräusch, was uns im Café niemals stören würde, wird zu einer unerträglich lauten Ablenkung. "Dear Architects: Sound Matters", hat die New York Times ein Multimediaspecial betitelt, mit dem sie die professionellen Bauplaner darauf hinweisen möchte, doch etwas mehr darauf zu achten, wie die hübsch aussehenden Räume später klingen.
Dazu hat sie verschiedene Orte in New York besucht und die Geräusche des Ortes mit kurzen Videos aufgezeichnet. Der begleitende Text erklärt dann, wie die Geräuschkulisse entsteht, welche Wirkung etwa ein geöffnetes Fenster in einem Appartement in Manhattan auf die Raumwahrnehmung haben kann. Und der Erfolg der "High Line", einer ehemaligen Güterzugtrasse, besteht darin, dass man mehrere Meter über dem Lärm der Fahrbahn ist.
Zum Mulitmediaspecial
Stand: 05.01.2016, 09.00 Uhr
Seite teilen
Über Social Media