CD der Woche - Peace Is The Mission Global Dance Fusionisten in den Charts

Von Keno Mescher

Major Lazer haben sich vom Geheimtipp zum Dauerbrenner in den Charts entwickelt. Auf "Peace is the mission" überführt die Crew um Mastermind Diplo gekonnt Trends der Global Dance Music in den Pop-Olymp.


Major Lazer: Peace Is The Mission
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Major Lazer: Peace Is The Mission

Major Lazer ist ein jamaikanischer Armeegeneral mit rotem Barett und Sonnenbrille. Sein rechter Arm, na klar: eine Laserkanone. Die Comicfigur ist das Maskottchen des Bandprojekts um Starproduzent Diplo (u.a. Madonna, Beyonce). 2009 startete er Major Lazer als Duo mit dem Produzenten Switch. Das Debüt - "Guns don’t kill people…Lazers do!" - war ein Weckruf, ein wegweisendes und stilprägendes Album, das globale Clubmusik aus der Nische katapultiert hat. Sechs Jahre später ist Diplo der wahrscheinlich gefragteste Produzent im Pop-Business und mit neuem Team unterwegs. Die DJs und Produzenten Jillionaire und Walshy Fire sind für die Live-Shows hinzugekommen, im Hintergrund arbeitet ein weltweites Netzwerk von Klangkünstlern am Klanguniversum von Major Lazer, darunter der deutsche Reggae-Produzent Junior Blender.

Fusion People


Diplo ist Trendsetter, Posterboy, Musikenthusiast. Seine Produzenten-Skills sollten Madonnas Karriere retten, gemeinsam mit Skrillex liefert er als "Jack Ü" Dancefloor-Banger am Fließband. Als Labelchef von Mad Decent und Solo-Act feiert er große Erfolge. Dementsprechend können er, Walshy Fire und Jillionaire sich ihre Gäste fast nach Belieben auswählen. "Peace is the mission" ist wie von Major Lazer gewohnt ein Feature-Feuerwerk. Ellie Goulding und Tarrus Riley liefern mit "Powerful" eine elektrifizierte Reggae-Hymne ab. Der jamaikanische Roots-Reggae-Star Chronixx tobt sich auf dem hochenergetischen Dancehall- und Trap-inspirierten Track "Blaze Up The Fire" nach bewährtem Rezept aus: Catchy Hooks, irrsinnig gepitchte Synthie-Samples und großspurige Bass Drops. Bei der Auswahl des Personals ist Diplo vor allem eines wichtig. Menschen, mit denen er gerne zusammenarbeitet, bezeichnet er als "Fusion People": Künstler, die verschiedene Einflüsse aufgreifen, wie beispielsweise die dänische Sängerin MØ. Sie ist in der ersten Single "Lean on" zu hören und hat große Teile des Albums mitkomponiert.

Musik ist die Waffe

Ursprünglich war der Plan von Major Lazer, in diesem Jahr drei LPs zu veröffentlichen. Mittlerweile wurde das ambitionierte Vorhaben reduziert. Auf "Peace is the mission" wird voraussichtlich Ende 2015 "Music is the weapon" folgen. Beide Alben sind nur acht Songs stark. Für Diplo der Versuch, den einzelnen Songs mehr Gewicht zu geben. "Playground", sein Lieblingssong des letzten Albums, sei bei Hits wie "Bumaye" oder "Get Free" komplett untergegangen, diesen Fehler wolle er nicht nochmal machen. Dabei versucht er mit Major Lazer den Spagat zwischen dem Klang der Subkulturen und dem großen Pop-Auftritt. Das aktuelle Album steht nicht mehr mit beiden Beinen im Club, es gibt mehr auskomponierte Songs als elektronische Tracks. Major Lazer machen Global Dance Music für die Charts.

Jamaika die Treue halten

Die Basis des Major-Lazer-Sounds liegt in Jamaika. Das Projekt sieht sich in der Tradition von Dubrevolutionären wie King Jammy. Der Erfolg auf dem karibischen Inselstaat ist der Gradmesser für Major Lazer: "Hier müssen wir uns beweisen. Wenn wir in Jamaika keinen Hit landen können, wäre es falsch von uns, jamaikanische Musik in die Welt zu tragen. Die Fans in Jamaika begeistern zu können, genauso wie in Trinidad. Das ist für uns das Wichtigste", sagt Diplo. Er sieht sich als Botschafter und Liebhaber musikalischer Subkulturen. Besonders deutlich wird das, wenn er über "Night Riders", den einzigen Hip Hop-Song des Albums, spricht: "Wenn du in den kleinen Vororten von Florida aufwächst, nachts von einem Club nach Hause fährst, das Gefühl hast, einer kleinen Kultur anzugehören. Dann weißt du: Dieser Song ist für dich!"

Vom Feuilleton bis zu Festivals

Während Major Lazer anfänglich Lieblinge von Kritikern und Fans gleichermaßen waren, mehren sich nun auch negative Stimmen. Die vormals bewunderte Innovationskraft der Dancefloor-Generäle scheine einer berechnenden Charts-Routine gewichen zu sein, so der häufigste Vorwurf. Verständlich. Major Lazer sind dem Untergrund längst entwachsen. Sie versuchen, größere Nenner zu finden und einen weltweiten Markt zu bedienen. Wer mit Major Lazor spricht, merkt, hier hat man es zwar mit blitzgescheiten Geschäftsmännern zu tun, der Speerspitze eines global operierenden Medienunternehmens, die sich zwischen drei hochbezahlten Shows in einer Nacht mit dem Hubschrauber hin- und herfliegen lässt. Genau so spricht man aber mit drei musikbegeisterten Jungs, die mit großer Leidenschaft versuchen, ihre musikalischen Visionen umzusetzen. "Peace is the mission" - "Music is the weapon".



Stand: 08.06.2015, 00.00 Uhr



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