CD der Woche - Pre'volution: Soundtrack der Revolution
Smockey ist einer der wichtigsten Rapper und Aktivisten Westafrikas. Er führt die Demokratiebewegung in Burkina Faso an, hat den alten Präsidenten gestürzt und wurde vom Militär verfolgt. "Pre'volution" versammelt seine Protesthymnen, die auch künstlerisch überzeugen.
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Smockey
Audio
- Audio: CD der Woche - Pre'volution (02:58 min.) Johannes Paetzold
Smockey - bürgerlich Serge Martin Bambarra - gründete zusammen mit dem Reggaemusiker Sams K Le Jah aus Burkina Faso Anfang des Jahrzehnts die Protestbewegung Balai Citoyen, übersetzt: Besen des Volkes. Jahrelang setzten sie sich gegen Burkina Fasos Diktator Blaise Compaoré ein, der über das Land fast 30 Jahre lang herrschte und für den gewaltsamen Tod seines Vorgängers, Thomas Sankara, verantwortlich sein soll. Im Oktober 2014 gelang es endlich, Blaise Compaoré in die Flucht zu schlagen. Ein Sieg des Volkes, der maßgeblich begleitet und inspiriert wurde durch die Lieder von Smockey.
Lieder für den Umsturz
Neu in Funkhaus Europa
Das vorliegende Album ist eine Verkürzung aus einem Dreifach-Album von Smockey, dessen Songs über mehrere Jahre aufgenommen wurden. Das 3-CD-Original ist farblich gegliedert: gelb für die Vorbereitung der Revolution, rot für den Umsturz, grün für die Aufbauzeit und Hoffnung danach. Der populärste Song ist "On Passe a l'attaque" - "Wir gehen zum Angriff über" -, der zu einem Kampflied für die Menschen in Burkina Faso wurde. Im Titelsong "Le President" nimmt der Rapper den Diktator des Landes auf eine Fahrt durch die Hauptstadt Ougadougou mit. Auf der Tour führt er ihm das Elend seines Landes vor, die schlechte Versorgung in den Krankenhäusern, wie Menschen dort sterben, weil es keine Medizin gibt. Smockey hält Blaise Compaoré den Spiegel vor. In der Wirklichkeit wurde er dafür vom Regime verfolgt. Je größer der Druck war, umso stärker wurde auch der Widerstand von Smockey und seinen Mitstreitern. In "On Se Développe" preist er sein Idol, Thomas Sankara, der mit seiner Präsidentschaft von 1983 bis 1987 Hoffnung in Burkina Faso und für ganz Afrika geweckt hatte - und dafür mit seinem Leben zahlen musste. Erst nach dem Sturz Compaorés wurde seine Exhumierung erlaubt, beantragt durch seine Witwe, um endlich seinen gewaltsamen Tod zu beweisen. Auch das ist eine Errungenschaft, die nur durch den unermüdlichen Einsatz der Demokratiebewegung um Smockey möglich wurde.
Revolution und Sinnlichkeit
"Pre’volution" überzeugt auch künstlerisch. Smockey bleibt bei aller Politik einer der talentiertesten Künstler Westafrikas. Er würzt seine musikalischen Bullets mit afrikanischen Instrumenten wie Balafon und Kora. Seine Raps sind geschmeidig, die Refrains catchy gehalten. Unverkennbar ist die rauchige Stimme. Smockey, der Stratege weiß: Eine erfolgreiche Revolution sollte auch sinnlich und tanzbar sein. Deshalb mischt er regionale Stile wie den Zouglou-Rhythmus in die amtlichen HipHop-Beats.
Protest bis zu den Neuwahlen
Für den Oktober 2015 waren Neuwahlen im Land geplant. Kurz zuvor, Ende September gab es einen Putsch des Militärs in Burkina Faso, der aber scheiterte. Ende des Jahres sollen Neuwahlen stattfinden. Die Situation bleibt angespannt. Smockey bleibt in diesem Kampf weiter der große Hoffnungsträger des Landes, der nie stehen bleibt, sich von keinem Rückschlag entmutigen lässt: "Du darfst nie aufgeben."
Stand: 09.11.2015, 00.00 Uhr
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