Just Music – Skiffle in England: Happy Birthday, Skiffle-Erfinder Chris Barber!
"Skiffle" war in den Fünfzigern die Musik der Jugend. Ohne die Skiffle-Explosion wäre es den Briten niemals gelungen, mit ihrer Musik den halben Globus zu überrollen. Und wer hat's erfunden? Natürlich Geburtstagskind Chris Barber, wie Joachim Deicke weiß.
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Am 17. April feiert Chris Barber seinen 85. Geburtstag, irgendwo im Schwabenland, denn der alte Herr ist schon wieder unterwegs. Nun werden manche sich fragen: "Who The Hell Is Chris Barber?" und andere werden sich vielleicht erinnern, dass er ein Engländer ist, der ziemlich altmodischen Jazz spielt. Irgendwann aber war er auch mal jung und ein bisschen rebellisch. Mit der Pop-Musik der späten Vierziger und frühen Fünfziger Jahre konnte er jedenfalls gar nichts anfangen. Und da hat Chris Barber dann maßgeblich an einem neuen Musikstil geschraubt, der in Großbritannien "das große Ding" wurde. "Skiffle" krempelte in den Fünfzigern alles um!
Oscar Rabin And His Band: You're Mine
Großbritannien, in den Jahren nach 1945, war ziemlich grau und langweilig. Der Krieg hatte schwere Schäden hinterlassen, noch bis 1954 waren wichtige Lebensmittel rationiert, das Land war fast bankrott. Und Kultur? Musik? Das schien erstmal zweitrangig. "Die Pop-Musik war amerikanisch. Leute wie Johnny Ray und Doris Day waren zwar gute Sänger, aber das war nichts für junge Leute, die etwas bewegen wollten," sagt Musikpionier Chris Barber, damals ein Teenager, den die Hits dieser Zeit unglaublich anödeten.
Eddie Fisher: Outside of Heaven
Was ihnen fehlte fanden Chris Barber und ein paar andere Enthusiasten im amerikanischen Jazz. Allerdings nicht bei den modernen Stilen, sondern in der Musik der Zwanziger Jahre: Dixieland, Folk-Blues, Gospel. Party-Music von vorgestern, unkompliziert und tanzbar.
Chris Barber's Jazz Band: Wild Cat Blues
"Klar: Das war gute-Laune-Musik," sagt Chris Barber. Und er nannte den Stil mit seinem ersten Album "Skiffle".
Das Wort hatte er sich nicht ausgedacht. "Skiffle" hatte es schon im alten New-Orleans-Jazz gegeben, aber das Wort stand nie für einen bestimmten musikalischen Stil. Der entstand erst in den frühen Fünfzigern in Großbritannien mit Musikern wie Chris Barber und vor allem Lonnie Donegan.
Lonnie Donegan: Rock Island Line
Anfangs spielten Donegan und Chris Barber noch gemeinsam, später wurde Lonnie Donegan zum ersten Superstar des englischen Skiffle. "Der Rock'n'Roll spielte in England keine besonders große Rolle. Die meisten Teenager standen auf Traditional Jazz oder auf Skiffle, weil das etwas war, was jeder spielen konnte."
Lonnie Donegan: Don't You Rock Me Daddy-O
Das ging schon bei den Instrumenten los: Als Skiffle-Bass diente oft eine Teekiste oder ein Eimer mit einem Besenstil und einer einzigen Saite:
Tea-Chest-Bass: Demo
Statt Schlagzeug wurde auf einem Waschbrett getrommelt, gerne mit Klingeln und Töpfen aufgemotzt.
Chas McDevitt Skiffle Group: New Orleans
Ein paar Skiffle-Songs fanden ihren Weg in die Charts, aber vor allem war's eine Jugendbewegung. Ende der Fünfziger gab es 30- vielleicht sogar 50.000 Skiffle-Bands in Großbritannien. Spätere Stars wie Jimmy Page, Van Morrison oder Dusty Springfield waren dabei. Und als das amerikanische Material knapp wurde, verlegte man sich auch auf britische Folksongs:
Vipers Skiffle Group: Maggie May
Die Vipers Skiffle Group nahmen sich die Ballade von "Maggie Mae" vor. Andere versuchten sich an alten schottischen und irischen Songs. Damit legte der Skiffle-Boom das Fundament für die britische Folkszene der Sechziger. Er lieferte aber auch die Startbasis für den Bluesrock und den Beat. Sogar die vier Jungs aus Liverpool haben mal mit Skiffle angefangen.
Beatles: Maggie Mae
Stand: 17.04.2015, 17.00 Uhr
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