Der Soundtrack von... - Blick Bassy Bassa Nova

Blick Bassy ist ein Magier - stimmlich und an der Gitarre. Im "Soundtrack von…" spricht das kamerunische Ausnahmetalent von seinem brandneuen Album "Akö", welche Platten sein Vater damals zu Hause hörte und von seiner ersten schönen Erinnerung an Musik. Am 05.06. kommt er zum exklusiven Funkhaus Europa Radiokonzert nach Köln.


Blick Bassy
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Er ist der neue Shooting-Star aus Frankreich: Blick Bassy verbindet den Blues vom Mississippi-Delta mit seiner Muttersprache Bassa, eine von 260 Sprachen Kameruns.

Schon mit fünf Jahren sang er im Kirchenchor, mit elf Jahren fing er an Gitarre zu spielen und zog später in die Hauptstadt Yaoundé - wo ihm Jazz und Bossa Nova näher gebracht wurden. Seit 2005 lebt er in Frankreich und avancierte zum Star des Global Pop.

Die Songs des 41-jährigen Singer/Songwriters handeln von der Landflucht in seiner Heimat, von der Suche nach der eigenen afrikanischen Geschichte, von seiner Kindheit und von der Liebe.

2009 erschien sein Soloalbum "Leman", 2011 "Hongo Calling" - thematisch an den Hongo-Rhythmus angelehnt, und nun liegt der Nachfolger "Akö" vor. In Frankreich und England derzeit von den Kritikern gefeiert widmet er sich auf dieser Platte dem Erbe der Blueslegende Skip James. Eingespielt mit Gitarre, Cello, Banjo, Posaune und einem Hauch Mundharmonika, eröffnet sich ein völlig neuer akustischer Raum: filigran, poetisch und elegant.

Wer bist du?


Blick Bassy auf der Bühne mit einer Gitarre
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Ich bin Sänger, Gitarrist, Autor und Komponist aus Kamerun, der seit inzwischen fast 10 Jahren in Nord-Pas de Calais in Frankreich lebt. Ich betrachte mich als zeitgenössischen afrikanischen Musiker und auf dem neuen Album erkunde ich den Blues auf meine Art und Weise.

Was ist deine erste schöne Erinnerung an Musik?

Die früheste Erinnerung ist, dass wir zu Hause im Chor gesungen haben. Wir waren 21 Kinder und da mein Vater eine Kirche hatte und wollte, dass die Dorfnachbarn zur Messe kamen, mussten wir singen. Meine Mutter hat sich darum gekümmert. Seit ich drei Jahre alt bin habe ich zu Hause gesungen. Musik ist also Teil meines Lebens geworden.

Wie kamst du zur Gitarre?

Ich erzähle immer gern die Anekdote von einem Typen, der mit seiner Gitarre von Dorf zu Dorf zog, um den Leuten ein bisschen Freude zu bringen. Ich war etwa elf Jahre alt und man hatte mich in ein Dorf zu einem sehr strengen Onkel geschickt, damit der mich traditionell erzieht. Und dieser Onkel, der lachte nie. Das einzige Mal, dass ich ihn lachen sah, das war, als der Gitarrist in unserem Dorf gespielt hat. Das war das erste Mal, dass ich so etwas wie Glück im Gesicht meines Onkels gesehen habe. Das habe ich nie vergessen, denn in diesem Moment habe ich mir gesagt: 'Ich muss Gitarre spielen, ich muss singen. Dieses Instrument kann ein Lächeln auf das Gesicht meines strengen Onkels zaubern - es muss ein magisches Instrument sein.' Dann habe ich mir eine Gitarre geschnappt und versucht zu spielen.

Welche Platten hast du zu Hause gehört?


Joao GIlberto

João Gilberto

Mein Vater hörte gern die Platten von Jean Bikoko Aladin, der war früher sozusagen der Repräsentant der traditionellen Bassa-Musik. Er hatte Platten von Marvin Gaye, Eboa Lotin, Stan Getz und Joao Gilberto und Nat King Cole. Mein Vater liebte auch das französisches Duo Patrice et Mario. Diese und andere Platten hatten wir bei uns zu Hause.

Was war das erste Konzert das du gesehen hast?

Ein Auftritt von Les Têtes Brulées, das war das erste Konzert, dass ich gesehen habe. Ich war mit Freunden dort, erinnere mich aber nicht mehr an das Jahr. Das war eine großartige Gruppe, schade, dass sie so früh aufgehört haben. Sie kamen aus Kamerun, haben Bikutsi gemacht und hatten damit weltweit Erfolg. Leider ist der Bandleader sehr früh gestorben. Das waren richtige Rocker, die traditionelle Musik auf eine sehr rotzige Art gespielt haben. Ihr Look und wie sie ihre Instrumente gespielt haben - das war unglaublich. Der Bandleader war Gitarrist und manchmal groovte er mit der Gitarre und jonglierte gleichzeitig mit einem Ball - um zu zeigen, wie frei er war. Das war verrückt! Sie haben etwas sehr wichtiges für unsere traditionelle Musik getan, denn das war das erste Mal, dass man diese traditionelle Musik auf eine so hypermoderne Art gespielt hat. So rockig und dazu dieses Spektakel. Ich glaube, dass wir in Kamerun seitdem nie wieder eine so gute Band hatten, was Kreativität, Spieltechnik und Inszenierung betrifft. Die Leute meiner Generation haben viel von Les Têtes Brulées gelernt.

Wie hast du Skip James entdeckt?

Skip James habe ich vor ungefähr zehn Jahren entdeckt. Das war zu einer Zeit, in der ich hin und wieder Blues gehört habe und fand, dass sein Blues völlig anders war. Es klang nicht nach Englisch, wenn er gesungen hat, es hörte sich an wie eine afrikanische Sprache. Und er hat mich an diesen Musiker erinnert, der bei uns durch die Dörfer zog, als ich klein war. Ich habe seine Musik immer wieder gehört und fand seinen Blues sehr tiefgründig. Im Blues sind die Akkorde fast immer dieselben, aber die Melodien, die er aus den Akkorden holte, das machte ihn für mich besonders. Sein Spiel, seine sanfte Stimme - ich hatte das Gefühl, dass ist kein Amerikaner. Das ist Musik aus meiner Heimat, die er da singt.

Was willst du in deinem Song "Kiki" sagen?


Blick Bassy: Akö
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Blick Bassy: Akö

In "Kiki" spreche ich darüber, wie früher bei uns in Afrika die Dinge geregelt wurden. Ich sage, dass wir nicht immer das kopieren sollten, was im Ausland passiert. Wir sollten stattdessen von unserer Lebensart, unserer Umgebung ausgehen. Und auf der Basis dessen - wer wir wirklich sind - etwas aufbauen.

Der Song "Ndjé Yem" ist auch auf deinem neuen Album. Was wolltest du mit ihm ausdrücken?

"Ndjé Yem" ist das Klagelied eines Greises, der ganz alleine im Dorf zurückgeblieben ist und sich fragt: 'Wer wird jetzt die Geschichten hören, die ich zu erzählen habe? Wer wird mir, wenn ich morgen blind werde, helfen von meiner Küche in mein Wohnzimmer zu gehen? Wer wird mir morgen ein paar Maniokwurzeln bringen, die ich auf meinem Feld vergessen habe?' - Es geht um die Landflucht.

Worum geht es in deinem Song "Wap Do Wap"?

In "Wap Do Wap" geht es um die Landflucht. Denn in Afrika verlassen viele junge Leute die Dörfer und ziehen in die großen Städte, wo das Leben für sie sehr hart ist. Obwohl es auf dem Land viel fruchtbares Land und Bodenschätze gibt, geben sie alles auf und ziehen in die Stadt. Sie denken: 'Man muss einfach in der Stadt sein!' - obwohl die Lebensumstände schwierig sind. Und von da aus wollen sie meistens in den Westen. Doch eigentlich geht es den Leuten in den Dörfern oft wirtschaftlich viel besser als denen in der Stadt.



Stand: 29.05.2015, 12.45 Uhr